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Missbrauch an Minderjährigen ist jahrzehntelang in Kirche und Gesellschaft totgeschwiegen worden. Nicht zuletzt das Missbrauchsgutachten für das Bistum Münster oder der Missbrauchskomplex in Münster-Kinderhaus haben gezeigt, wie weit verbreitet sexualisierte Gewalt war und weiterhin ist. Das Theater Münster widmet diesem Thema mit dem Schauspiel „Kinderhäuser“ ein Stück. Regisseurin Karen Breece erklärt im Kirche+Leben-Gespräch, warum sie dieses Thema aufgegriffen hat und worauf sich die Besucher einstellen dürfen.
Frau Breece, Sie haben sich in Vorbereitung für das Theaterstück intensiv mit Missbrauch in Kirche und Gesellschaft beschäftigt. Wie kamen Sie auf dieses Thema?
Ich bin dem Thema Kindesmissbrauch in meinem Leben und in meiner Arbeit mehrfach begegnet. In vielen meiner Projekte, in Recherchegesprächen mit Geflüchteten, mit Sexarbeiterinnen, mit obdachlosen Frauen kam dieses Thema immer wieder auf. Gleichzeitig wird in unserer Gesellschaft so wenig konkret darüber gesprochen. Jeder siebte bis achte Erwachsene in Deutschland war von sexuellem Kindesmissbrauch betroffen. Das ist erschreckend. Aber das Thema wird weitgehend totgeschwiegen. Ich habe die Projektidee schon seit mehreren Jahren mit mir getragen und es hat mich sehr gefreut, dass das Theater Münster bereit war, die Kinderhäuser-Idee anzugehen.
Waren Sie persönlich oder Menschen in ihrem Umfeld von Missbrauch und seinen Folgen betroffen?
Wenn dem so wäre, würde ich es nicht in einem Interview thematisieren. Aber wie gesagt, jeder siebte bis achte Erwachsene in Deutschland ist betroffen. Ich kann mir insofern kaum vorstellen, dass jemand noch nicht in seinem Umfeld damit konfrontiert wurde.
Was hat Sie am meisten schockiert?
Dass die Strategien der Täter und die Brutalität der Taten sich bei Missbrauch im Kontext der Kirche kaum unterscheiden von zum Beispiel dem Kinderhaus-Missbrauchskomplex. Wir neigen dazu, die Details des Missbrauchs auszublenden oder auf Übergriffigkeiten zu reduzieren. Aber Missbrauch ist brutal, blutig, traumatisierend und seelisch zerstörerisch.
Sehen Sie Fortschritte in der Aufarbeitung und Prävention von Missbrauch?