Was geschieht mit den Gräbern von Lettmann und Tenhumberg?

Entscheidung über Bischofsgruft in Münsters Dom ist gefallen

Anzeige

Wie soll mit den Gräbern von Bischöfen im Dom in Münster umgegangen werden, denen Fehler im Umgang mit Fällen sexuellen Missbrauchs nachgewiesen sind? Die Entscheidung ist gefallen, sie betrifft etwa die Gräber von Reinhard Lettmann und Heinrich Tenhumberg.

Rund anderthalb Jahre nach Veröffentlichung des Missbrauchsgutachtens für das Bistum Münster hat das Domkapitel eine Entscheidung darüber gefällt, wie künftig mit den Gräbern jener Verantwortlichen im Dom in Münster umgegangen werden soll, denen teils schwerwiegende Verfehlungen im Umgang mit Missbrauch nachgewiesen wurden. Das betrifft besonders die verstorbenen Bischöfe Heinrich Tenhumberg und Reinhard Lettmann.

Die Entscheidung des Domkapitels sieht vor, dass in der Bischofsgruft ein „digitales Angebot“ Informationen zu den Lebensläufen aller dort beerdigten Bischöfe geben soll. „Dabei wird auch auf ihre jeweiligen Rollen im Umgang mit sexuellem Missbrauch eingegangen werden“, erläutert Dompropst Hans-Bernd Köppen laut Bischöflicher Pressestelle.

Beratungen in einer Arbeitsgruppe

Zudem soll eine Blutbuche am St.-Paulus-Dom gepflanzt werden. Der genaue Standort werde im Zusammenhang mit dem Umbau der Domkammer festgelegt werden.

Der Entscheidung waren Beratungen einer Arbeitsgruppe vorangegangen. Ihr gehörten drei von Missbrauch Betroffene, je zwei Mitglieder des Domkapitels und des Diözesankomitees der Katholiken, drei Mitglieder des Diözesanrats und die beiden Interventionsbeauftragten des Bistums an.

Blutbuche in der Nähe des Doms

Am Ende standen Empfehlungen wie etwa die Pflanzung von Blutbuchen in sämtlichen Pfarreien des Bistums, um so an den Skandal sexuellen Missbrauchs durch Geistliche zu erinnern. Der Baum am Dom wird nun gepflanzt; ob es auch in den anderen Pfarreien dazu kommt, steht bisher noch nicht fest.

Für die Bischofsgruft im Dom war unter anderem vorgeschlagen worden, die Gräber zu leeren und die Toten an anderer Stelle zu bestatten. Künftig sollten weder in der Kathedrale noch auf dem Domherrenfriedhof weitere Bestattungen stattfinden.

Auch künftig Bestattungen im Dom

So weit will das Domkapitel nun allerdings nicht gehen, sondern bei der bisherigen Praxis bleiben. „Es entspricht einer uralten christlichen Tradition, an und in Kirchen, also an den Orten, an denen Christinnen und Christen den Tod und die Auferstehung Jesu Christi feiern, Menschen zu begraben“, so Köppen. Die Gräber der Bischöfe seien „nicht in erster Linie Ehrbezeugungen für die dort Bestatteten, sondern Ausdruck einer lebendigen apostolischen Tradition und der christlichen Hoffnung, die über den Tod hinaus geht.“

Einem anderen Vorschlag hat das Domkapitel indes zugestimmt. So soll ein leeres Grab geöffnet und mit einer transparenten Tafel der Erinnerung versehen werden. Dafür sollen Künstler um Entwürfe gebeten werden. Interessierte der Arbeitsgruppe seien eingeladen, daran mitzuwirken.

Entscheidungen anderer Bistümer

Nach Veröffentlichung des Missbrauchsgutachtens für das Bistum Münster im Juni 2022 war die Bischofsgruft im Dom zunächst geschlossen worden. In der Folge begannen Beratungen über den Umgang mit den Gräbern, die Gruft wurde aber zu Allerheiligen 2022 wieder geöffnet.

Andere Bistümer hatten bereits über den Umgang mit Bischofsgräbern entschieden: In Paderborn gibt es eine umstrittene Hinweistafel, an den Gräbern im Kölner Dom sind derzeit keine Veränderungen vorgesehen.

In Essen wurde das Denkmal von Kardinal Franz Hengsbach in der Nähe des Doms abgebaut, da es gegen Hengsbach selbst Missbrauchsvorwürfe gibt. Wie das Bistum mit seinem Grab umgehen will, ist noch nicht bekannt.

Update 11.30 Uhr: Vorgeschichte und Blick in andere Bistümer in den drei letzten Absätzen. (jjo.)

Anzeige