Erzbistum reagiert auf Aachener Regelung

Missbrauch: So geht Paderborn mit Namen von Beschuldigten um

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Im Erzbistum Paderborn sollen die Namen von mutmaßlichen Missbrauchstätern zunächst nicht öffentlich gemacht werden. Vielmehr werde auf die eigene Missbrauchsstudie gewartet, um die Aufarbeitung von Missbrauch voranzutreiben.

Zur weiteren Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs will das Erzbistum Paderborn absehbar nur in Einzelfällen Namen von Beschuldigten nennen. „Die Veröffentlichung von Namenslisten mit 'Tätern und/oder Tatverdächtigen' bewerten wir für uns weiterhin als ethisch und juristisch komplex“, so ein Sprecher auf Nachfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Zuerst hatte die „Neue Westfälische“ über die Entscheidung berichtet.

Damit will das Erzbistum Paderborn zunächst nicht dem Beispiel des Bistums Aachen folgen. Dieses hatte am Mittwoch die Namen von 53 Tätern oder mutmaßlichen Tätern genannt, die allerdings bereits vor zehn oder mehr Jahren gestorben sind. Kriterium zur Veröffentlichung waren auch gerichtliche oder kirchenrechtliche Urteile oder freiwillige Zahlungen der Kirche zur Anerkennung erlittenen Leids von Opfern.

Missbrauchsstudie für Paderborn steht noch aus

Anders als in Aachen lägen in Paderborn die beauftragten Missbrauchsstudien noch nicht vor. „Deren Ergebnisse und Empfehlungen werden für weitere Schritte hier vor Ort handlungsleitend sein“, so die Diözese weiter. Da in den seltensten Fällen den Beschuldigungen „entsprechende Geständnisse, Beweise oder rechtskräftige Urteile“ vorlägen, sei eine eindeutige Bewertung von Vorwürfen oft unmöglich. Daher spreche man auch nicht von „Tätern“, sondern von „Beschuldigten“.

Auch ohne deren Nennung jedoch hofft die Erzdiözese, „dass Betroffene einen für sie geeigneten Weg wählen und finden können, dem Erzbistum ihre Anliegen mitzuteilen“, so der Sprecher. Mittlerweile gebe es zahlreiche öffentliche Ermutigungen und Aufrufe sowie verschiedene Anlaufstellen.

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