Anna-Elisabeth Rolfes aus Lohne über kleine Zeichen Gottes im Alltag

Auslegung der Lesungen vom 16. Sonntag im Jahreskreis (C)

Wie kann man Gott erfahren? Wenn es doch einfach ein kleines Zeichen gäbe! Anna-Elisabeth Rolfes, Pastoralreferentin in Lohne, hat so etwas schon erlebt und erzählt davon in ihrer Auslegung der Lesungen diese Sonntags.

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Wie kann man Gott erfahren? Wenn es doch einfach ein kleines Zeichen gäbe! Anna-Elisabeth Rolfes, Pastoralreferentin in Lohne, hat so etwas schon erlebt und erzählt davon in ihrer Auslegung der Lesungen diese Sonntags.

Als ich klein war, hat meine Mutter oft mit uns Kindern gesungen. Manchmal spielte sie dabei Klavier, und manchmal sang sie uns etwas vor, wenn sie uns ins Bett brachte. In meinem Lieblingslied ging es um einen Engel. Wir sangen: „Hände wie deine, wie du sein Gesicht, doch blickt er dich an, dann erkennst du ihn nicht. Viel später merkst du dann, das muss ein Engel, wirklich ein Engel gewesen sein.“

Die Lesungen vom 16. Sonntag im Jahreskreis (Lesejahr C) zum Hören finden Sie hier.

Es steckt so viel Wahrheit in diesem Lied. Oft wünsche ich mir einen Engel an meiner Seite. Ein Engel, der mir hilft, der mir in bestimmten Momenten tröstend beiseite steht. Und ist er dann da, erkenne ich ihn meistens nicht sofort. Erst später merke ich: Das war jemand Besonderes. Bei Abraham war das anders. Er wusste sofort, als die drei Männer vor ihm standen und er die Augen hob, dass sie Boten Gottes waren. Und er empfing die Boten mit großer Gastfreundschaft. Er wusch ihnen die Füße, backte ihnen frisches Brot und schlachtete eines seiner bes­ten Kälber für sie.

 

Wie ich einmal Gott erfahren habe

 

Mir fehlt manchmal so ein klares Zeichen, wie Abraham es von Gott bekommen hat. Dann denke ich mir: Warum schickt Gott mir nicht so ein deutliches Signal – einen Engel, der an meine Tür klopft? In Taizé ist mir so etwas einmal passiert. Ich saß in der Kirche und führte während der Stille ein Gespräch mit Gott. Ich sagte ihm, dass ich das Gefühl hätte, immer weiter von ihm abzudriften und seine Zeichen im Leben immer weniger zu spüren. Ich wünschte mir so sehr, er würde mir ein Zeichen geben, dass er immer noch bei mir ist, an meiner Seite und mir beisteht.

Die Autorin
Anna-Elisabeth RolfesAnna-Elisabeth Rolfes ist Pastoralreferentin in der Pfarrei St. Gertrud in Lohne. | Foto: privat

Als ich aus der Kirche kam, begegnete ich einer Gruppe von Franziskanern aus Polen. Wir kamen ins Gespräch, und ich fragte sie, ob sie ein Tau als Erkennungszeichen ihres Ordens bei sich tragen würden. Das ist ein wegen seiner T-Form nach dem griechischen Buchstaben Tau bennantes Kreuz. Einer der Brüder antwortete, dass sie dies gar nicht bräuchten, denn wenn sie in ihren braunen Kutten die Arme ausstrecken würden, wären sie selber ein Tau.

Aber einer der Brüder griff in seine Tasche und holte einen Rosenkranz mit einem Tau daran heraus. Er gab mir den Rosenkranz, damit ich ihn mir ansehen konnte. Er war wunderschön aus hellem, glattem Holz mit einem großen Tau an der Stelle des Kreuzes. Als ich ihm den Rosenkranz zurückgeben wollte, sagte er zu mir, ich solle ihn behalten, denn manchmal bräuchte man kleine Zeichen Gottes, die zeigen, dass er ganz nah bei einem ist.

 

Ein Engel taucht auf

 

Als er das sagte, war ich im ersten Moment erstaunt und dachte, er hätte irgendwie meine Gedanken während der Stille mitbekommen. Aber dann wurde mir bewusst: Genau das war das Zeichen, das ich brauchte. Und Gott hat es mir geschickt, vielleicht durch einen Engel. Es ist wichtig, dass wir wachsam bleiben, aufmerksam für die Zeichen Gottes.

Im Evangelium wird dies besonders deutlich. Marta kümmert sich um Jesus, sie macht alles für ihn, während Maria nur da sitzt und ihm zuhört. Als Marta Jesus fragt, ob ihn das nicht kümmert, dass ihre Schwester ihr die ganze Arbeit allein überlassen würde, sagt er ihr, sie mache sich zu viele Sorgen. Ich glaube, so etwas würde ich mir nicht sagen lassen. Da versucht man, ein guter Gastgeber zu sein, tut alles für den Gast, und die eigene Schwester sitzt nur da, hört zu, was der Gast sagt und hilft kein bisschen beim Bedienen. Dann sagt der Gast auch noch, man mache sich viel zu viele Sorgen und Mühen. Zuerst dachte ich, das war jetzt nicht fair von Jesus. Aber dann merke ich, er hat Recht mit seiner Aussage.

 

Bloß nicht ständig den Kopf zerbrechen!

 

Oft verbringen wir unser Leben viel zu sehr damit, uns über alles Sorgen zu machen und uns den Kopf zu zerbrechen. Alles muss perfekt sein, alles muss genau so klappen, wie wir es uns vorgestellt haben. Dabei vergessen wir, genau hinzuhören und auf seine Zeichen zu achten. Maria achtet genau auf die Worte Jesu, auf alles, was er zu ihr sagt.

Nur wenn wir genau hinhören, was er uns sagt, können wir sein Wort weiter verkünden. Abraham hat Gottes Zeichen erkannt: die Engel die er ihm schickte. Maria hat genau hingehört. Auch Paulus hat genau hingehört und verkündet sein Wort an alle Menschen weiter.

Die Texte des heutigen Sonntags rufen dazu auf, sich nicht zu viele Sorgen über banale Dinge zu machen, sondern offen und aufmerksam hinzuhören. Dann können wir die Zeichen Gottes in der Welt und im Nächsten erkennen und seine Botschaft glaubwürdig verkünden. Seien wir also offen und achtsam für seine Zeichen und halten wir Ausschau nach den Engeln, die Gott uns an unsere Seite stellt.

Sämtliche Texte der Lesungen vom 16. Sonntag im Jahreskreis (Lesejahr C) finden Sie hier.