Externer Jurist legt Abschlussbericht vor

Bistum Limburg: Fall von sexuellem Missbrauch wurde vertuscht

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Im Bistum Limburg ist nach Angaben der Diözese ein rund 30 Jahre zurückliegender Fall von sexuellem Missbrauch vertuscht worden. Das sei das Ergebnis einer externen Aufklärung des Juristen Ralph Gatzka.

Im Bistum Limburg ist nach Angaben der Diözese ein rund 30 Jahre zurückliegender Fall von sexuellem Missbrauch vertuscht worden. Das sei das Ergebnis einer externen Aufklärung des Juristen Ralph Gatzka, teilte das Bistum am Mittwoch in Limburg mit. Der frühere Limburger Landgerichtspräsident hatte im Auftrag des amtierenden Limburger Bischofs Georg Bätzing den vom Missbrauchsopfer Kai Moritz mehrfach öffentlich erhobenen Vorwurf der Vertuschung geprüft.

Der nun vorliegende Abschlussbericht des Juristen stelle eine „mangelnde Dokumentation“ und Fehleinschätzungen des damals verantwortlichen Limburger Personaldezernenten Helmut Wanka fest. Wanka räumte in einer Erklärung eigene „schwerwiegende Fehler“ ein. Wanka war 29 Jahre Personaldezernent im Bistum Limburg – von August 1986 bis Dezember 2015.

 

Betroffener hatte Fall öffentlich gemacht

 

Moritz hatte seinen Fall selbst in den vergangenen Jahren öffentlich gemacht. Demnach soll er von seinem Pflegevater und Cousin – einem Priester aus dem Bistum Limburg – sieben Jahre lang sexuell missbraucht worden sein, und zwar in den Jahren von 1986 bis 1993.

Im vergangenen Jahr hatte sich Moritz an das Erzbistum Bamberg gewandt, wo der beschuldigte Pfarrer B. seinen Ruhestand verbringt und wo ihm mittlerweile die Ausübung jeglicher priesterlichen Dienste untersagt wurde.
Moritz offenbarte sich laut dem Abschlussbericht 1997 erstmals einer Vertrauensperson, die den beschuldigten Priester aufgefordert habe, seine Taten einzugestehen, sich aus der Pfarrseelsorge zurückzuziehen und sich seinen Vorgesetzten gegenüber zu erklären. Dies habe zu zwei Besuchen des damaligen Personaldezernenten Wanka im Haus der Vertrauensperson und zu Gesprächen mit dem Opfer geführt.

 

Jurist: Mangelhafte Dokumentation

 

Gatzka wies auf die mangelhafte bistumsinterne Dokumentation des Falles hin: „Die Personalakte des Priesters enthält keinen Hinweis auf den erhobenen Vorwurf des sexuellen Missbrauchs und die vor diesem Hintergrund geführten Gespräche, die zumindest in Form eines Aktenvermerks hätten dokumentiert sein müssen.“ Gatzka weiter: „Dass die Bistumsspitze, also Bischof und Generalvikar, informiert worden wären, lässt sich der Personalakte nicht entnehmen.“

In einer am Mittwoch veröffentlichten persönlichen Erklärung entschuldigt sich Wanka bei Moritz: „Ich bedauere zutiefst, dass ich schwerwiegende Fehler in der Wahrnehmung und anschließenden Einschätzung eines nun feststehenden schweren sexuellen Missbrauchs an Herrn Moritz durch seinen Pflegevater Pfarrer B. gemacht habe. Ich bitte vorrangig und an erster Stelle das Opfer und dann auch die Gläubigen des Bistums Limburg um Verzeihung.“

 

Eine andere Sache: das Bekenntnis von Bischof Kamphaus

 

Ebenfalls heute hatte sich auch der Limburger Altbischof Franz Kamphaus dazu bekannt, Schuld auf sich geladen zu haben. In einer persönlichen Erklärung äußerte sich der 87-Jährige allerdings nicht zu dem Fall, der von Gatzka aufgearbeitet wurde, da er davon keine Kenntnis gehabt habe.

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