Gesellschaftlicher Zusammenhalt bröckelt allerdings

Caritas-Umfrage: So wichtig sind Vereine und Verbände für die Menschen

  • Der gesellschaftliche Zusammenhalt in Deutschland hat unter der Corona-Pandemie gelitten.
  • Dafür nehmen Vereine und Verbände eine wichtige Rolle für die Menschen ein.
  • Das ist das Ergebnis einer Umfrage des Deutschen Caritasverbandes.

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Laut einer Umfrage hat für 72 Prozent der Menschen in Deutschland durch die Corona-Pandemie der gesellschaftliche Zusammenhalt gelitten. Nach der am Mittwoch in Berlin veröffentlichten Erhebung im Auftrag des Deutschen Caritasverbandes trugen demgegenüber für zwei Drittel der Befragten vor allem Institutionen zum Zusammenhalt bei, bei denen sich Menschen ehrenamtlich für andere engagieren, sowie Anbieter von sozialen Hilfen. Der Beitrag von Medien, Politik und kulturellen Institutionen wurde demgegenüber als geringer bewertet.

Für die Erhebung befragte das Forsa-Institut Mitte Dezember und Anfang Januar im Auftrag des Deutschen Caritasverbandes telefonisch 1.000 Personen über 14 Jahre. Die Veröffentlichung der Umfrage bildet den Startschuss zur Kampagne „Zukunft denken, Zusammenhalt leben: #DasMachenWirGemeinsam“. Sie begleitet das 125-jährige Jubiläum des Wohlfahrtsverbandes und soll die Grundwerte der Caritas hervorheben.

Vereine und Verbände fördern Gemeinschaft

Nach den Worten von Caritas-Präsidentin Eva Maria Welskop-Deffaa bestätigen die Umfrageergebnisse „was unsere Kolleginnen und Kollegen in den Diensten und Einrichtungen erleben“. Es gebe großartige Momente gelebter Solidarität. Insgesamt überwiege aber das Gefühl, „dass das ‚Wir‘ in der Pandemie erheblich leidet“.

Als wichtigste Werte für den Zusammenhalt nannten 85 Prozent Respekt gegenüber allen Menschen, Solidarität mit den Schwächsten sowie gerechte Chancen und soziales Engagement. Als gemeinschaftsfördernd bewerteten 67 Prozent „Vereine und Verbände, in denen Menschen sich ehrenamtlich für andere engagieren können“ und 60 Prozent „Anbieter von sozialen Hilfen“. Knapp die Hälfte der Befragten nannten Bildungseinrichtungen, ein Drittel klassische Medien und die Politik, ein Viertel soziale Medien und soziale Netzwerke und ein Fünftel „kulturelle Orte“.

Umfrage als Ansporn für Caritas-Präsidentin

Als Alarmsignal wertet die Caritas-Präsidentin, dass von den 14- bis 29-Jährigen lediglich 17 Prozent von der Politik einen wichtigen Beitrag zur Stärkung des Zusammenhalts erwarteten. „Sorgen bereitet uns auch, dass in Ostdeutschland deutlich weniger Menschen die Anbieter sozialer Hilfen als förderlich für den gesellschaftlichen Zusammenhalt erleben als in anderen Teilen des Landes“, so Welskop-Deffaa. Im Osten bewerteten laut Umfrage nur 45 Prozent der Befragten diesen Beitrag als besonders wichtig, während die Zustimmung im Westen bei 63 Prozent lagt.

Die Caritas-Präsidentin bezeichnete die Ergebnisse als „starken Ansporn“. Die Wohlfahrtsverbände seien beides: Orte, an denen die Menschen sich für andere engagieren können und Anbieter von sozialen Hilfen. „Die Pandemie führt uns vor Augen, wie lebenswichtig sie für viele Menschen sind“, so Welskop-Deffaa.

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