Langjähriger Professor in Münster wurde 93 Jahre alt

Christlicher Islam-Experte Adel Theodor Khoury gestorben

  • Der christliche Islam-Experte, Religionswissenschaftler und Priester Adel Theodor Khoury ist tot.
  • Der langjährige Münsteraner Professor starb bereits am 14. Juli im Alter von 93 Jahren in Bonn.
  • Khoury machte sich als engagierter Vertreter des christlich-islamischen Dialogs international einen Namen, nicht zuletzt durch seine Koran-Übersetzung.

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Der christliche Islam-Experte und Religionswissenschaftler Adel Theodor Khoury ist tot. Wie erst heute bekannt wurde, starb der langjährige Münsteraner Professor bereits am 14. Juli im Alter von 93 Jahren in Bonn. Das geht aus einer Todesanzeige der Familie des Verstorbenen hervor, die "Kirche-und-Leben.de" vorliegt.

Der Archimandrit (Priester) der griechisch-katholisch-melkitischen Kirche war von 1970 bis zu seiner Emeritierung 1993 Professor und Leiter des Seminars für Allgemeine Religionswissenschaft an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Münster. Bereits ab 1966 hatte er dort als Dozent gewirkt. 1985 wurde er zum Berater des Päpstlichen Rates für den interreligiösen Dialog ernannt.

Berühmtes Zitat von Papst Benedikt XVI.

Khoury wurde 1930 im Libanon geboren und 1953 zum Priester geweiht. Nach dem Studium der Philosophie, Theologie und Orientalistik in Beirut und Lyon habilitierte er sich mit einer Arbeit über den byzantinischen Kaiser Manuel II. Palaiologos.

Beachtung jenseits der Wissenschaft fand diese Publikation vor allem deshalb, weil Papst Benedikt XVI. aus ihr 2006 in einer Rede in Regensburg zitierte, die zu einer weltweiten, vor allem katholisch-islamischen Debatte führte.

Khoury: Dialog ist einzige Alternative

Zu der Zeit war Khoury gleichwohl längst weit über Münster hinaus als Islam-Experte bekannt. Eine der bedeutendsten Übersetzungen des Koran stammt von ihm, ebenso ein renommierter, zwölfbändiger Koran-Kommentar. In einem Beitrag von 2007 betont er angesichts von islamistischem Terror und US-Kriegen in Afghanistan und Irak zum christlich-islamischen Verhältnis: "Der Westen ist nicht das Christentum; die Muslime sind nicht alle Anhänger der aggressiven Islamisten; nicht alle Christen nehmen eine ablehnende Haltung gegenüber dem Islam ein, und auch nicht alle Muslime gegenüber dem Christentum."

Den Dialog zwischen Christentum und Islam bezeichnete er als "einzige annehmbare Alternative zu einer verlustreichen Konfrontation": "Ihr gemeinsames Anliegen ist die Beseitigung der vielen Missverständnisse und Vorurteile, die ihre gemeinsame Geschichte bis in unsere Tage hinein belasten, das Gewinnen gegenseitigen Vertrauens, das Erzielen einer tieferen Verständigung und einer allmählichen Annäherung der Partner, endlich die Überwindung einer Vergangenheit und einer Gegenwart voller Entfremdung, Konfrontation, Feindschaft und Hass."

Fakultät würdigt Weitblick

Zu Khourys Diamantenem Priesterjubiläum 2013 würdigte ihn die damalige Dekanin der Katholisch-Theologischen Fakultät Münster, Judith Könemann: „Zu Zeiten, als kaum jemand auch nur die Notwendigkeit sah, hatten Sie bereits den Weitblick, neben einer Verständigung über die Kulturen auch den Dialog zwischen den Religionen zu fordern und zu praktizieren.“

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