Gemeinsamer Diakonen-Tag der Bistümer Münster und Osnabrück in Rheine

Diakone sollen „Störer“ und „keine Lückenbüßer“ sein

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Sie sollen vor allem den Menschen dienen. Doch was bedeutet das für die Ständigen Diakone? Welchen Aufgaben haben sie sich zu stellen? Antworten auf diese und weitere Fragen gab der erste gemeinsame Diakonentag der Bistümer Münster und Osnabrück.

Sie sollen vor allem den Menschen dienen. Doch was bedeutet das konkret für die ständigen Diakone in der katholischen Kirche? Welchen Aufgaben haben sie sich zu stellen? Antworten auf diese und weitere Fragen gab der erste gemeinsame Diakonentag der Bistümer Münster und Osnabrück am Samstag in Rheine, unter anderem von den Bischöfen Felix Genn und Franz-Josef Bode.

Den Auftakt beim ersten Diakonentreffen der Bistümer Münster und Osnabrück am Samstag in Rheine machte Arno Zahlauer, Priester des Erzbistums Freiburg und Leiter des dortigen Geistlichen Zentrums St. Peter. Er forderte in seinem Referat „Zur Bedeutung einer Spiritualität des Diakonates“ gleich zu Beginn heraus: „Ein Diakon ist kein Vize-Gemeindeleiter“, stellte er klar.

Der Diakon müsse zunächst einmal „stören, Scheinsicherheiten durchkreuzen, verunsichern, Milieus aufbrechen, Erbärmliches ins Wort bringen“. Der Diakon sei „ein Diener praktisch-existenzieller Ehrlichkeit“. Er repräsentiere die Personalität christlicher karitativer Praxis und sei „Anwalt des Konkreten“. Er habe Themen zu setzen und Selbstverständlichkeiten des Christentums als Provokation herauszuschreien.

 

Woran erkennt man Katholiken?

 

 Seiner These fügte der promovierte Theologe ein Beispiel an: „Ich würde mir Diakone wünschen, die die Frage stellen, woran man katholische Hausbesitzer erkennt. Sind das die, die kinderreiche Familien als Mieter aufnehmen? Wie will eine Gemeinde missionarisch wirken, wenn die, die sie prägen, genau christentümelnd agieren wie so viele?“

Hier finden Sie den Vortrag von Bischof Felix Genn als pdf-Datei.

 Das Amt des Diakons unterscheide sich klar vom Leitungsdienst des Priesters, erklärte der Referent aus dem Schwarzwald. Zahlauer zeigte sich überzeugt, dass in einer Zeit, in der die Pfarreien größer würden, neue Felder entstünden, in denen Diakone und pastorale Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zusammenarbeiten könnten und müssten.

 

Nichts Brisantes zu möglichen Diakoninnenweihe

 

Der Diakon sei Zeuge des Glaubens und Verkünder des Evangeliums, hob Bischof Genn die mit dem Weiheamt verbundenen Aufgaben hervor: „Durch Ihren Dienst ist die Kirche in einer Welt offener, versteckter und verschämter Not präsent.“ Diakone seien keine Ersatz-Pastöre, aber auch keine Lückenbüßer, ergänzte Genn: „Sie sind nicht als Entlastung für die Priester eingesetzt.“ Das Diakonenamt sei eine Bereicherung für die Kirche, gerade auch weil die Männer durch Familie und Beruf eine Nähe zum Leben der Menschen hätten. Münsters Bischof erklärte in diesem Zusammenhang vor den rund 90 Diakonen, die teils mit ihren Frauen angereist waren, die Ehefrauen und Familien der Diakonatsbewerber künftig noch enger in die Ausbildung einzubeziehen.

Seine besondere Wertschätzung drückte Bischof Bode gegenüber den Diakonen aus: „Sie sind Auge und Ohr der Kirche“. Er bezeichnete die Männer als „Kundschafter und Grenzgänger“. Viele brächten Erfahrungen mit, die im Dienst für andere Menschen sehr nützlich seien.

Nach den Impulsvorträgen vertieften die Diakone die Themen und Thesen am Nachmittag in verschiedenen Workshops. Ein Austausch im Plenum sowie ein anschließender Gottesdienst beendeten den ersten Diakonentag der Bistümer Münster und Osnabrück.

Im Bistum Münster gibt es rund 300 Diakone. 18 Interessenten für den ständigen Diakonat möchten im nächsten Jahr mit der Ausbildung beginnen.

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