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Die Ausbildungspaten im Kreis Recklinghausen begleiten seit 2003 Jugendlichen von der letzten Schulklasse bis zum erfolgreichen Ausbildungsabschluss. Rund 100 Paten sind ehrenamtlich tätig. Nun bekommen sie den Ehrenamtspreis des Bistums Münster.
„Wenn es die Ausbildungspaten nicht geben würde“, ist sich Hale Kaplan sicher, „säße ich immer noch mit schlechten Noten in der Schule“. Mit Hilfe ihres Paten Peter Jendreiko konnte die 17-Jährige im August letzten Jahres die Ausbildung zur Medizinischen Fachangestellten beginnen.
Aber wer sind die Ausbildungspaten? Männer und Frauen mit Berufserfahrung übernehmen die Patenschaft für Schüler der Abschlussklassen. Die Paten unterstützen die Schüler beispielsweise bei der Suche nach einem passenden Beruf und helfen beim Schreiben von Bewerbungen. Auch wenn es in der Schule nicht glatt läuft, unterstützen die Paten ihre Patenjugendlichen auf der Suche nach einem Nachhilfelehrer.
Paten beim Speedating finden
Hazal Kaplan, die ältere Schwester von Hale, hat sich ebenfalls Hilfe bei den Ausbildungspaten gesucht. „An unserer Schule wurde ein Speedating mit den Ausbildungspaten angeboten“ erinnert sich die 19-Jährige. Interessierte Schüler der Abschlussklassen bekamen Gelegenheit, die Paten kennen zu lernen. Anschließend konnten die Schüler die Paten benoten. „Ich habe mich für Herrn Jendreiko entschieden, weil er einen guten Eindruck auf mich gemacht hat“, sagt Hazal.
Peter Jendreiko ist seit drei Jahren einer von rund 100 ehrenamtlicher Paten im Kreis Recklinghausen. Hauptberuflich ist er in der Personal- und Organisationsentwicklung. „Durch meinen Beruf habe ich mit Schülern zu tun, die sich bei uns für Praktika bewerben. Das konnte ich mir auch als Ehrenamt vorstellen.“ Als seine eigenen Kinder mit ihrem Studium fertig waren, kam er zu den Ausbildungspaten.
Eine „unheimlich bereichernde“ Aufgabe
Die Aufgabe ist nicht immer leicht, weiß Jendreiko. Um die Jugendlichen zu motivieren, müsse auch ein gewisser Druck aufgebaut werden. Das sei für einige schwierig. Sie zögen sich dann zurück. „Da muss man beharrlich bleiben.“
Und dennoch gefällt Peter Jendreiko sein Ehrenamt. „Es gibt mir Einblicke in die Welt heutiger Jugendlicher. Das empfinde ich als unheimlich bereichernd – gerade dann, wenn auch Erfolge erzielt werden.“
Große Herausforderung
Vorsitzender des Vereins ist Dieter Korte. Auch er arbeitet hier ehrenamtlich. „Nach meiner aktiven Zeit als Personalleiter habe ich nach einer neuen Aufgabe gesucht“, erzählt er. Das war vor eineinhalb Jahren. „Aus meinen Erfahrungen im Berufsleben kann ich hier sehr viel einfließen lassen. Es ist eine sehr wertvolle Aufgabe für die Gesellschaft.“
Im Kreis Recklinghausen gebe es ein Missverhältnis zwischen der Anzahl an Ausbildungsplätzen und potenziellen Auszubildenden, erklärt Korte. „Wir haben große Schwierigkeiten, gerade die Jugendlichen, die in der Schule keine guten Noten haben, in Ausbildungsstellen zu vermitteln.“
Ermutigung zur Selbstständigkeit
Den Ehrenamtspreis sieht der Vereinsvorsitzende „als Anerkennung für unsere Paten, die sich zehn Jahre und länger für die Jugendlichen engagiert haben“. Das Preisgeld helfe, auch weiterhin unterstützend für Jugendliche da sein zu können.
Den Ausbildungspaten geht es bei ihrer Arbeit nicht darum, den Jugendlichen Arbeit abzunehmen, wissen auch Hazal und Hale Kaplan. „Sie geben uns den entscheidenden Anstoß und ermutigen uns selbst tätig zu werden“, erklärt Hale. „Es gibt Jugendliche, die bekommen von zu Hause keine Unterstützung. Wenn sie zum Beispiel kein gutes Verhältnis zu den Eltern haben. Dann kann man froh sein, einen Ausbildungspaten zu haben.“ Und Hazal ergänzt: „Es ist nicht schlimm, nach Hilfe zu fragen, wenn man selbst nicht weiter kommt. Ich würde jedem empfehlen, die Unterstützung der Ausbildungspaten anzunehmen.“