Pfarrer Klemens Schneider gehört zum Magischen Zirkel in Deutschland

Ein Priester unter tausenden Zauberern

Feuer und Flamme für das Wort Gottes: Pfarrer Klemens Schneider bei einem Zaubertrick. | Video: Michael Bönte

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Pfarrer Klemens Schneider aus Münster-Hiltrup ist der einzige Geistliche unter den 2.800 Mitglieder des Magischen Zirkels in Deutschland. Ein Exot, der es liebt, in seiner Freizeit sein Publikum zu verzaubern.

Klemens Schneider betritt regelmäßig das Zentrum der Zauberei in Deutschland. Das steht in Nottuln-Appelhülsen, nur wenige Autobahnminuten von seiner Heimatstadt Münster entfernt. Der Magische Zirkel hat hier seine Zentrale. 2.800 Mitglieder hat er, 13 bis 80 Jahre alt, die verschiedensten Berufsgruppen, Anfänger und Profis, darunter ein Geistlicher. Das ist Schneider – er ist Pfarrer in St. Clemens in Münster-Hiltrup. Ein zaubernder Priester.

Wenn er den Zauberstab in die Hand nimmt, wechselt er die Welten, sagt Schneider: „Das sind dann nicht die Aufgaben in der Pfarrei oder die Exerzitien – das ist dann ein eigener, anderer Raum.“ Einer, in dem er abschalten kann. In dem er sich von seiner Arbeit als Seelsorger erholen kann. „Ich werde da in guter Weise abgelenkt und es erwacht das Kind in mir.“

Spielwiese für Zauberer

Die vielen Zimmer des Gebäudes im Industriegebiet von Appelhülsen sind für ihn dann wie eine „Spielwiese“, sagt er. Gern wühlt er sich durch den umfangreichen Fundus in den Lagerräumen, um neue Requisiten zu finden und neue Ideen für seine Zauberkünste zu entwickeln.

Zauberhüte, Kartenspiele, Gefäße mit doppelten Böden, große und kleine Blumen, Ringe, Schachteln, Würfel - hier fehlt es an nichts für kreative Kunststücke, die er daheim ausprobieren möchte. Auch die Bibliothek ist beachtlich: Tausende Bücher, zum Teil Jahrhunderte alt, geben Einblick in die Welt der Magie.

„Ich bin Bezirksliga“

Eine kleine Bühne gibt es auch. Denn im Zentrum treffen sich die Zauberer des Zirkels regelmäßig. „Fachsimpeln, Vorträge, Lehrgänge – wir lernen voneinander“, sagt Schneider. Er selbst sieht sich eher in der „Bezirksliga der Zauberei“ beheimatet. „Da kann ich von den Großen aus der Champions League noch viel lernen.“

Immerhin: Auch er lässt berührungslos Punkte über große Marienkäfer-Figuren wandern. Die Länge von Seilen verändert sich bei ihm wie von Geisterhand. Volle Papiertüten sind beim Platzen plötzlich leer. Das Einmaleins der Zauberkunst beherrscht er – vom einfachen Kartentrick bis hin zum Blumenstrauß aus dem Zylinder.

Nichts ist übernatürlich

„Dabei ist absolut nichts übernatürlich!“ Das betont er eingehend. Keine Parapsychologie, keine Transzendenz, kein Supranormalität. Als Zauberkünstler ist ihm das genauso wichtig wie als Geistlicher.

„Ich kann keine Naturgesetze aushebeln“, sagt er. „Wenn ich das könnte, sähe die Welt ganz anders aus.“ Ein Augenzwinkern später rundet er diese Aussage mit einem Blick nach oben ab: „Das kann nur ein anderer.“

Sein Werk ist Kunst und Schauspielerei, sagt er. „Es geht um Effekte, Fingerfertigkeit, Tricks, Ablenkung.“ Der Reiz liegt für ihn wie für seine Zauberkollegen darin, etwas so erscheinen zu lassen, dass der Zuschauer in eine Bredouille kommt: „Eigentlich geht das doch gar nicht, aber ich habe es doch so wahrgenommen – es fehlt die Logik.“ Wenn er die Menschen dann fasziniert und rätselnd vor sich sieht, hat er sein Ziel erreicht. „Ich habe sie unterhalten, habe ihnen Freude bereitet.“

Die Bibel brennt

Natürlich hat er auch ein paar Zaubertricks im Repertoire, bei denen er mit seinem Beruf als Priester kokettiert. Dann lässt er eine Bibel brennen, weil er „Feuer und Flamme für die Verkündigung des Wort Gottes“ ist. Oder er verwandelt klares Wasser allein durch das Ausgießen in ein Glas in roten Wein. Doch eigentlich trennt er die Bereiche bewusst. „Ich will beim Zaubern nicht predigen oder beim Predigen zaubern.“

Die Begeisterung für die Zauberei hatte er lange, bevor er Priester wurde. Selbst aktiv wurde er aber erst durch den bekannten zaubernden Steyler Missionar Hermann Bickel. Jenen mittlerweile verstorbenen „Zauber-Pater“ lud er öfter in seine Pfarrei ein, assistierte ihm bei Auftritten. Schneider besuchte schließlich die Zauberschule in Düsseldorf. Nach einer Prüfung wurde er dann in den Magischen Zirkel aufgenommen.

Ein Exot unter den Magiern

Dort ist er sicher nicht der Star unter den tausenden Magiern. Aber ein Exot. „Natürlich hat es auch einen besonderen Reiz, wenn ein Priester kommt und seine Tricks vorführt.“ Die Kinder im Kindergarten hätten das bislang immer gut trennen können. „An dem einen Tag bin ich der, der mit ihnen den Gottesdienst feiert – an dem anderen Tag zaubere ich ihnen Bonbons aus dem Hut.“

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