Missbrauchs-Aufklärung wurde nicht unterstützt

Ex-Präsidentin: Die Iren vertrauen der Kirche nicht mehr

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Irland zählte zu den ersten westlichen Ländern, in denen der Missbrauch durch katholische Geistliche ans Licht kam. Mit fatalen Folgen für die Kirche, sagt die frühere Präsidentin Mary McAleese.

In Irland hat der sexuelle Missbrauch an Kindern durch Priester und Ordensleute das Vertrauen in die katholische Kirche nach Worten von Ex-Präsidentin Mary McAleese nachhaltig zerstört. „Die Kirche hat in Irland enorm an Boden verloren. Die Menschen vertrauen ihr nicht mehr“, sagte McAleese dem Schweizer Portal kath.ch. Die Zahl derer, die sich in Volkszählungen als katholisch identifizieren, nehme weiter rapide ab. 

Gleiches gelte für die Zahl der Kirchenbesucher und der Spenden. „Einzig die Zahl der Kirchenschließungen steigt“, so die promovierte Kirchenrechtlerin. „Die Auswirkungen des Missbrauchsskandals an Kindern durch Geistliche waren brutal.“

Das Motto war: Wie kann man es wagen, die Kirche herauszufordern?

Ein Grund für den Vertrauensverlust sei, dass die Kirche die Aufklärung von Missbrauchsfällen nicht unterstützt habe. „Die Kirche hat keinen einzigen Fall freiwillig gemeldet. Als die ersten Fälle ans Licht kamen, haben sich die obersten Vertreter heftig gewehrt; nach dem Motto: ‘Wie kann man es wagen, die Kirche herauszufordern?’“ Damals habe in Kirchenkreisen die Meinung geherrscht: Wir müssen nichts offenlegen; und: Warum sollten wir Ihnen unsere Archive zeigen?

Mary McAleese (72) war zwischen 1997 und 2011 Präsidentin der Republik Irland. Sie arbeitete zuvor als Juristin, Jura-Professorin und Journalistin. Seit 2018 ist sie Professor of Children, Law and Religion an der Universität Glasgow.

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