Franziskus bittet um Vergebung

Papstbesuch in Irland von Missbrauchsdebatte bestimmt

Das Thema sexueller Missbrauch hat den zweitägigen Irland-Besuch von Papst Franziskus bestimmt, der am Sonntagabend endete.

Anzeige

Der Besuch von Papst Franziskus am Wochenende in Irland ist weitgehend vom Thema Missbrauch bestimmt worden. Im Marienwallfahrtsort Knock im Westen des Landes betete er am Sonntagmittag für die Opfer und bat um Vergebung für das Versagen der Kirche. Beim Schlussgottesdienst seiner zweitägigen Reise ging er wenige Stunden später ausführlich auf die Vergehen ein, die durch Kirchenmitarbeiter oder in katholischen Einrichtungen geschehen waren.

„Wir bitten um Vergebung für den Missbrauch in Irland, Missbrauch der Macht und des Gewissens, sexuellen Missbrauch von Verantwortungsträgern der Kirche“, sagte Franziskus. Auch einige Mitglieder der Kirchenleitung hätten den Taten schweigend zugesehen. Mit der Messe im Phoenix Park endete vor mehr als 130.000 Teilnehmern das neunte katholische Weltfamilientreffen, das am Dienstag begonnen hatte. Am Sonntagabend trat der Papst seinen Rückflug nach Rom an, wo er kurz vor Mitternacht erwartet wurde.

 

Irische Politiker: Den Worten müssen Taten folgen

 

Bereits zu Beginn seiner Visite hatte Franziskus Scham über die „abscheulichen Verbrechen“ katholischer Kleriker bekannt. Er müsse den „schweren Skandal“ anerkennen, der durch den Missbrauch Minderjähriger entstanden sei, sagte er am Samstag im Schloss von Dublin vor Vertretern aus Politik und Gesellschaft. Außerdem versprach er größere Anstrengungen zu unternehmen, um die „Geißel“ des Missbrauchs um jeden Preis aus der Kirche auszumerzen.

Sowohl Irlands Staatspräsident Michael Higgins als auch Premierminister Leo Varadkar äußerten unverhohlen Kritik am Umgang der Kirche mit dem Missbrauchsskandal. Varadkar sagte, Franziskus müsse seinen Einfluss geltend machen, um den Opfern Gerechtigkeit und Wahrheit zu verschaffen. Den Worten müssten Taten folgen. Higgins hielt dem Papst das „ungeheure Leiden“ vor, die einige Mitglieder der katholischen Kirche verursacht hätten. Staatliche Untersuchungsberichte hatten in der Vergangenheit gezeigt, dass über Jahrzehnte Tausende Kinder in katholischen Einrichtungen Irlands missbraucht und misshandelt wurden.

 

Missbrauchsopfer: Papst reagierte schockiert auf Berichte

 

Für Aufsehen sorgte am Samstagabend ein Treffen des Papstes mit Missbrauchsopfern. Unter ihnen war Marie Collins, die von Franziskus in die vom ihm gegründete Kinderschutzkommission berufen worden war und unter dem Vorwurf mangelnder Kooperation im Vatikan austrat. Zwei Repräsentanten des Opfer-Dachverbands „Coalition of Mother And Baby home Survivors“ (CMABS), Paul Redmond und Clodagh Malone, die ebenfalls zu den Teilnehmern gehörten, teilten anschließend mit, der Papst habe schockiert auf ihre Berichte reagiert.

Kritik am Papstbesuch in Irland übte die weltweite Initiative „Ending Clergy Abuse“ (ECA). Franziskus habe erneut eine Chance verpasst, der Welt „ernsthaft und konkret“ zu sagen, was er gegen den Missbrauchs- und Vertuschungsskandal in der Kirche unternehmen wolle, teilte die Gruppe am Samstag mit. Es handele sich um eine Krise von globalem Ausmaß, die nicht nur Irland betreffe, sondern jedes Land, in dem die katholische Kirche vertreten sei.

Anzeige