Papst Franziskus würdigt „unerschrockenen Einsatz“

Genn: Mit Meisners Tod endet kirchengeschichtliche Ära

Münsters Bischof Felix Genn sieht im Tod von Kardinal Joachim Meisner das „Ende einer kirchengeschichtlichen Ära“. Auch andere Kirchenvertreter und Politiker äußerten Trauer.

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Münsters Bischof Felix Genn sieht im Tod von Kardinal Joachim Meisner das „Ende einer kirchengeschichtlichen Ära“. Über viele Jahrzehnte habe Meisner „unerschütterlich und auch gegen viele Widerstände ein glaubhaftes Zeugnis des christlichen Glaubens gegeben“, sagte Genn am Mittwoch.

Der frühere Kölner und zuvor Berliner Erzbischof habe „ein kraftvolles Zeugnis, gelegen oder ungelegen, gegeben“. Mit großer Leidenschaft habe sich der Kardinal in gesellschaftliche und kirchliche Debatten eingeschaltet. Als Metropolit der Kirchenprovinz Köln habe Meisner ihn 2003 ins Amt des Bischofs von Essen und 2009 ins Amt des Bischofs von Münster eingeführt, erinnerte Genn. Gemeinsam hätten beide Bischöfe in der Kommission zur Übersetzung des neuen Messbuchs gearbeitet.

 

Papst lobt „aufrichtige Liebe zur Kirche“

 

Franziskus würdigte den „treuen und unerschrockenen Einsatz“ des verstorbenen Kardinals Joachim Meisner für das „Wohl der Menschen in Ost und West“. „Aus einem tiefen Glauben und einer aufrichtigen Liebe zur Kirche heraus“ sei Meisner für die christliche Botschaft eingetreten, schreibt der Papst in einem Kondolenztelegramm an Meisners Nachfolger Kardinal Rainer Maria Woelki.

Er habe die Nachricht vom plötzlichen Tod des Kardinals mit innerer Anteilnahme angenommen, betont der Papst. Er verbinde sich mit dem ganzen Erzbistum Köln im Gebet für den Verstorbenen.

 

Woelki: Bedeutender Mann der Zeitgeschichte

 

Meisners Nachfolger als Kölner Erzbischof, Kardinal Rainer Maria Woelki, würdigte den Verstorbenen als „Zeugen des Glaubens“ und „bedeutenden Mann der Kirche und der Zeitgeschichte“. Er habe die bundesrepublikanische und die kirchliche Wirklichkeit nach 1989 entscheidend mitgeprägt, so Woelki im Kölner „Domradio“. Es sei nicht zu ermessen, was Meisner für die Aussöhnung zwischen Deutschland und Osteuropa, insbesondere Polen und Tschechien, geleistet habe.

Woelki erinnerte daran, dass Meisner für den Schutz des menschlichen Lebens vom Beginn bis zum Ende gekämpft habe. In der DDR-Diktatur habe er seine Stimme erhoben, wo Menschen ihren Glauben nicht frei leben konnten. Woelki will um 18.30 Uhr im Kölner Dom einen Gedenkgottesdienst feiern.

 

Marx: Bis zuletzt Position bezogen

 

Kardinal Meisner war am frühen Mittwoch im Urlaub in Bad Füssing gestorben. Ein Freund wollte ihn zum Gottesdienst abholen und fand ihn tot auf, berichtete Woelki. Meisner habe das Brevier mit den für Priestern vorgeschriebenen Gebeten in den Händen gehalten: „Er muss darüber eingeschlafen sein.“

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, erklärte, Meisner habe „bis zuletzt Position bezogen“ für seine Überzeugungen. Er habe seine Kompetenzen viele Jahre in die Kirche eingebracht. Der Verstorbene sei ein „mutiger Kämpfer“ gewesen, der bereit gewesen sei, öffentlich anzuecken. Gerade die Erfahrungen in der früheren DDR hätten ihn zu einem unverzagten Kämpfer für den Glauben gemacht.

„Unvergessen ist der Einsatz von Kardinal Meisner für den Weltjugendtag 2005 in Köln und für den Besuch von Papst Benedikt XVI.“, so Marx. „Dieses Glaubensfest wirkt in der Kirche Deutschlands bis heute nach.“

 

ZdK: Einer der profiliertesten Kirchenführer

 

Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) bekundete Trauer über „einen der profiliertesten Kirchenführer unserer Zeit“. Meisner habe sich stets mit großem Nachdruck für seinen Glauben und seine Überzeugungen eingesetzt, „auch wenn dies oft unbequem war“.

Der Berliner Erzbischof Heiner Koch würdigte die Verdienste des Verstorbenen um die Einheit des damaligen Bistums Berlin. Als Berliner Bischof von 1980 bis 1989 habe er „unbeeindruckt von den Versuchen kommunistischer Einflussnahme“ daran festgehalten.

 

Minister Gabriel: Prägende Gestalt deutsch-deutscher Geschichte

 

Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) würdigte Meisner als „prägende Gestalt der deutsch-deutschen Geschichte“. Während seiner Zeit in der DDR sei er eine „unverzichtbare Stimme für die Christen katholischen Glaubens“ dort gewesen. Sein Wirken sei eine bleibende Mahnung, dass es geistliche Voraussetzungen und ethische Richtlinien jenseits der Tagespolitik gebe.

Auch die Union bekundete Trauer. Meisner habe „einen bedeutenden Beitrag zur Einheit unseres Landes geleistet“, erklärte der religionspolitische Sprecher der Bundestagsfraktion, Franz Josef Jung. Der Kardinal habe auch gegen Widerstände die reine katholische Lehre verteidigt. „Als Bischof von Berlin zwischen 1980 und 1989 hatte er eines der schwierigsten Ämter inne, das von der deutsch-deutschen Teilung gezeichnet war“, so Jung.

 

Overbeck: „Kantiger Bischof“

 

Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck würdigte den Kardinal als „kantigen Priester und Bischof“, der tief von einer innigen Frömmigkeit geprägt gewesen sei. Meisner hatte den aus dem Bistum Münster stammenden Overbeck 2009 ins Amt des Bischofs von Essen eingeführt.

Joachim Meisner wurde 83 Jahre alt. Nach seiner Berliner Zeit stand er von 1989 bis 2014 an der Spitze des Erzbistums Köln. Seit März 2014 lebte er in Köln im Ruhestand.

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