Karl Hagemann schreibt über Treffen in Westfalen

Goethe in Münster: Neues Buch über einmaligen Besuch

Johann Wolfgang von Goethe hat im Dezember 1792 Münster besucht. Karl Hagemann hat über die Begegnung des Dichterfürsten mit katholischen Intellektuellen wie Fürstin Amalie von Gallitzin und Franz Freiherr von Fürstenberg ein Buch geschrieben.

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Nur einmal in seinem Leben, vor 225 Jahren, besuchte Johann Wolfgang von Goethe (1749-1823) die Stadt Münster. Spätabends, es war Winter und regnete, erreichte er die westfälische Metropole. Beschwerlich war die Kutschfahrt gewesen, dennoch musste er die Nacht sitzend auf einem Wirtshausstuhl verbringen, denn das Hotel „Zur Stadt London“ war hoffnungslos überfüllt. Gleichwohl: Der Besuch hat Goethe nachhaltig beeindruckt. Noch 30 Jahre später erwähnte der Dichterfürst aus Weimar diesen Aufenthalt in seinen biografischen Schriften: „Von Münster kann ich nur sagen, dass ich dort sehr glücklich war.“

Dem historischen Ereignis hat Karl Hagemann, bis zu seinem Ruhestand Pressesprecher des Bistums Münster, ein eigenes Buch gewidmet. Hagemann schildert in dem 128 Seiten umfassenden Werk „In diesem frommen sittlichen Kreis. Goethe in Münster“ detailliert den Besuch des damals 43 Jahre alten protestantischen Staatsmanns im Dezember 1792. Er traf den „Kreis von Münster“, eine Gruppierung aufgeklärter, gebildeter Katholiken um die Fürstin Amalie von Gallitzin und den Universitätsgründer und Generalvikar Franz von Fürstenberg.

 

Hagemann: Mehr als ein rein lokales Ereignis

 

Titelbild des Buches.
Karl Hagemann:
„In diesem frommen sittlichen Kreise. Goethe in Münster“
128 Seiten, zahlreiche Abbildungen, Verlag Schnell, Warendorf.
ISBN 978-3-87716-659-8.
14,80 Euro.

Der Autor, Historiker und Germanist, stellt die beiden und die übrigen Mitglieder des Kreises skizzenhaft vor und porträtiert auch die übrigen Mitglieder, darunter den Bildungsreformer Bernhard Overberg, die vier Brüder Droste zu Vischering und den zur katholischen Kirche konvertierten Grafen Friedrich Leopold zu Stolberg.

Ausführlich geht Hagemann in einem Exkurs auch auf das Verhältnis des Protestanten Goethe zur Religion ein. „Ich habe mich immer schon darüber geärgert, dass Goethe als Heide bezeichnet worden ist“, sagte er bei der Vorstellung des Buches. „Goethe ist ein Universalgenie seiner Zeit“, erklärte er zu Begründung, warum er sich mit dieser Persönlichkeit so ausführlich beschäftigt hat.

Mit seinem Werk will Hagemann beweisen, dass der Aufenthalt und die Gespräche im Winter 1792 in Münster weit mehr waren als ein ausschließlich lokal bedeutsames Ereignis. Bilder und Fotos ergänzen den Rückblick, darunter ein Gemälde des Kunstmalers Theobald von Oer. Es zeigt Goethe zusammen mit der Fürstin von Gallitzin, dem Freiherrn von Fürstenberg und weiteren Persönlichkeiten aus dem „Kreis von Münster“. Auf einem weiteren Historiengemälde des Kunstmalers, abgedruckt auf Seite 16, ist die Fürstin von Gallitzin im Kreis ihrer Freunde abgebildet. Es ist heute im Dienstzimmer des Generalvikars zu sehen.

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