Viel Betrieb im Wallfahrtsort „Zum Heiligen Kreuz“

Karfreitag in Stromberg - wo der Kreuzweg mit frischem Struwen endet

  • In der Karwoche sind viele Pilger in dem Wallfahrtsort „Zum Heiligen Kreuz“ in Stromberg unterwegs, um den 9,5 Kilometer langen Großen Kreuzweg zu beten.
  • Am Karfreitag gibt es zum Abschluss frisch gebackenen Struwen.
  • Als Alternative können Pilger den Kleinen Kreuzweg nutzen.

Anzeige

Wenn sich Pilger am Karfreitag in aller Herrgottsfrühe auf den Großen Kreuzweg im Wallfahrtsort Oelde-Stromberg begeben, dann brauchen sie nach dem Anstieg von der dritten zur vierten Station möglicherweise auch ein Schweißtuch, wie es Veronika Jesus auf seinem Weg nach Golgotha gereicht hat. Pfarrer Georg Michael Ehlert (62), seines Zeichens Wallfahrtsrektor seit 2010, spricht aus Erfahrung – wenn auch mit einem kleinen Augenzwinkern.

Nach 9,5 Kilometern durch die leicht hügelige Landschaft mit den vielen Obstwiesen werden sie nach der Ankunft auf dem Burgplatz oft mit einem wunderschönen Sonnenaufgang belohnt. Und nicht nur das sind schöne Aussichten: Seit der Premiere im vergangenen Jahr können sich die Teilnehmer auch an diesem Karfreitag, 7, April, mit frisch gebackenen Struwen der Landfrauen stärken.

Eines der ältesten Kruzifixe Westfalens

Vor allem in der Fastenzeit und je näher der Karfreitag rückt, machen sich Christen als Einzelpilger oder in Gruppen auf, um auf dem Leidensweg von Jesus zu wandeln, berichtet Pfarrer Ehlert.

Der historische Wallfahrtsort Stromberg liegt auf einem Ausläufer der Beckumer Berge. Über dieser auch als „Stromberger Schweiz“ bezeichneten Landschaft thronen die auf dem Burgberg gelegene, weithin sichtbare Wallfahrtskirche Zum Heiligen Kreuz und der Paulusturm der Burg Stromberg.

Die Kreuzkirche gilt als eines der bedeutendsten Bauwerke des Münsterlandes aus dem 14. Jahrhundert. Doch nicht allein die besondere Architektur und Lage der Kirche sind Grund dafür, warum Gläubige jedes Jahr nach Stromberg pilgern. Sie kommen, um vor einem der ältesten Kruzifixe Westfalens zu beten: das Stromberger Kreuz.

Erste Wallfahrt am Johannistag

Der hölzerne Körper der Chris­tusfigur wurde in der Zeit der Romanik zwischen 1080 und 1100 angefertigt, während die Arme und Beine sowie die Silberummantelung jüngeren Datums sind. Das Heilige Kreuz steht heute als 15. Station für den auferstandenen Jesus, der die Pilger mit weit ausgebreiteten Armen und offenen Augen empfängt.

Laut Überlieferung besteht die Stromberger Kreuztracht seit dem Ende des Spätmittelalters. Traditionell wird an einem Sonntag um den Johannistag (24. Juni) mit der ersten von vier Wallfahrten die Stromberger Wallfahrtszeit eröffnet.

Kuriosum an der fünften Station

Die Gläubigen ziehen auch heute noch mit dem Heiligen Kreuz von der Wallfahrtskirche hinaus auf den Kreuzweg. Der erste Wallfahrtssonntag ist in diesem Jahr am 25. Juni.

Der Wegverlauf hat sich in den vergangenen 100 Jahren mehrfach geändert. Immer wieder müssen die denkmalgeschützten Stationen aufgrund von Witterungsschäden restauriert werden. Ein Kuriosum ist die Darstellung der fünften Station an dem Berghang von Hof Bettmann, erzählt Pfarrer Ehlert.

Kleiner Kreuzweg als Alternative

Ursprünglich sollte die Gruppe auf der anderen Straßenseite stehen. Doch dann entschied sich der Stifter für den Standort auf der gegenüberliegenden Straßenseite ohne Rücksicht darauf, dass Simon von Cyrene das Kreuz in die falsche Richtung trägt. „Als Jesus den Anstieg sah, da wollte er nicht hinaufsteigen, sondern drehte um.“

Wenn Pilgern der Große Kreuzweg zu beschwerlich ist, haben sie die Möglichkeit, den kleinen Kreuzweg mit 14 Stationen rund um die Kirche zu gehen. Er wurde in den Jahren 1962 bis 1965 von dem Oelder Bildhauer Heinrich Lückenkötter errichtet. Ein Schweißtuch brauchen die Gläubigen auf diesem Weg garantiert nicht, verrät Pfarrer Ehlert schmunzelnd.

Anzeige