Papst: Machthaber sollen nicht eigenen Interessen dienen

Kirchenführer beten ökumenisch für Frieden im Nahen Osten

Eingeladen hat der Papst, gekommen sind die Führer der Kirchen des Nahen Ostens aber auch zum heiligen Nikolaus. Neben Gebeten fanden sie in Bari auch klare Worte zu politischen und sozialen Hindernissen für den Frieden.

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Eingeladen hat der Papst, gekommen sind die Führer der Kirchen des Nahen Ostens aber auch zum heiligen Nikolaus. Neben Gebeten fanden sie in Bari auch klare Worte zu politischen und sozialen Hindernissen für den Frieden.

So forderte Papst Franziskus erneut die Einhaltung des Status quo Jerusalems „gemäß den Beschlüssen der internationalen Gemeinschaft“. „Jerusalems Identität und Berufung müssen über alle Streitigkeiten und Spannungen hinaus bewahrt werden“, sagte er am Ende einer Beratung mit hochrangigen Kirchenvertretern aus dem Nahen Osten im süditalienischen Bari am Samstag.

„Nur eine Verhandlungslösung zwischen Israelis und Palästinensern, die von der Gemeinschaft der Nationen nachdrücklich gewollt und gefördert wird“, könne zu stabilem und dauerhaftem Frieden führen und „die Koexistenz zweier Staaten für zwei Völker gewährleisten“, so Franziskus. Bei seiner Ansprache wurde er flankiert von 20 Kirchenführern der Region.

 

Schluss mit Gewinnen auf eigene Kosten

 

In seiner mehrfach von Applaus unterbrochenen Rede ging der Papst auch grundsätzlicher auf den Unfrieden im Nahen Osten ein. Die Machthabenden müssten sich „endlich entschlossen in den Dienst des Friedens stellen und nicht ihren eigenen Interessen dienen“, forderte der Papst.

Papst Franziskus fordert den Status quo für Jerusalem. | Foto: Michael Bönte
Papst Franziskus fordert den Status quo für Jerusalem. | Foto: Michael Bönte

Weiter kritisierte Franziskus eine Reihe von Faktoren, die den Frieden in Nahost behinderten. So müsse „Schluss sein“ mit „Gewinnen einiger weniger auf Kosten so vieler“; „Schluss mit Landbesetzungen, die Völker auseinanderreißen“ ebenso wie mit „parteiischen Wahrheiten“, „sturen Gegensätzen“ und ausländischer „Profitgier, nur um Gas- und Brennstoffvorkommen zu ergattern“.

 

Warum gerade Bari?

 

Warum gerade dies Treffen christlicher Kirchenführer für Frieden im Nahen Osten in Süditalien? Warum nicht in Jerusalem - oder Genf, wo der Weltkirchenrat sitzt? Weil im süditalienischen Bari der heilige Nikolaus von Myra verehrt wird. Christliche Ökumene geht mitunter ungewöhnliche Wege. Denn Nikolaus, einer der bekanntesten christlichen Heiligen, wird in der östlichen wie westlichen Christenheit verehrt.

Einzeln begrüßt Papst Franziskus die 20 Kirchenvertreter des Ostens, umarmt etliche, wechselt mit jedem ein paar Worte. In der Krypta kniet der Papst vor dem Reliquienschrein des Heiligen. Unter den Teilnehmern um ihn herum sind das Ehrenoberhaupt der Weltorthodoxie, Patriarch Bartholomaios I. von Konstantinopel, das Oberhaupt der koptisch-orthodoxen Kirche, Papst Tawadros II., Metropolit Hilarion von der russisch-orthodoxen Kirche sowie zahlreiche andere Vertreter orthodoxer und altorientalischer sowie mit Rom unierter Kirchen. Zwischen all den schwarzen Talaren und grauen Bärten ist eine Frau: Souraya Bechealany, libanesische Theologin und Geschäftsführerin des Kirchenrates im Nahen Osten.

 

Christen verschwinden aus dem Nahen Osten

 

Zusammengebracht hat sie die Sorge um ihre Kirchen und die Gläubigen, die verfolgt und bedrängt zu Zehntausenden ihre angestammte Heimat verlassen haben. In seiner Ansprache anschließend beim Friedensgebet am Hafen warnt Franziskus davor, dass die Christen aus dem Nahen Osten verschwinden. Und an dessen reiche theologische und geistliche Tradition erinnert er auch westliche Christen, „denn im Nahen Ostern wurzeln unsere Seelen“.

Entlang des Hafenbeckens vor der Altstadt haben sich gut zehntausend Gläubige eingefunden. Auf einer überdachten Bühne auf einem in das Hafenbecken hineinragenden Halbrund - mit Blickrichtung Heiliges Land - beten die Kirchenführer für den Frieden. Gesänge und Gebete werden auf Italienisch, Englisch, Arabisch, Griechisch, Assyrisch, Armenisch und Französisch vorgetragen. Ein italienischer Chor mit Orchester stimmt westliche Lieder an, eine Schola singt arabischsprachige und assyrische Hymnen. Am Ende entzündet jeder Kirchenvertreter ein Friedenslicht für einen gemeinsamen Leuchter.

Das Treffen von Bari an sich werde dem Nahen Osten noch keinen Frieden bringen, hatte Erzbischof Pizzaballa vom Lateinischen Patriarchat in Jerusalem tags zuvor gesagt. Gleichwohl brauche es gegen die Bilder von Gewalt und Hass auch solche von Begegnungen. Die seien machtvoll, weil „sie zeigen, dass auch anderes möglich ist.“ Unter den Christen des Nahen Ostens wirken sie bereits - wie das Treffen von Bari zeigt.

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