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Das Rücktrittsangebot des Kölner Kardinals Rainer Maria Woelki ist von Papst Franziskus nicht angenommen worden. Dies erklärte der Kirchenrechtler Georg Bier. Die Entlassung des Erzbischofs ist dennoch nicht ganz vom Tisch.
Papst Franziskus hat nach Bewertung des Freiburger Kirchenrechtlers Georg Bier das Rücktrittsangebot des Kölner Erzbischofs Rainer Maria Woelki nicht angenommen. Der Papst habe die dafür im Kirchenrecht vorgesehene Frist von drei Monaten verstreichen lassen und das Verzichtsangebot somit „jede Rechtskraft verloren“, schreibt Bier in einem am Montag veröffentlichten Online-Beitrag für die Zeitschrift „Herder Korrespondenz“.
Das Rücktrittsangebot des Kardinals sei „nicht mehr in der Welt, nach Ablauf der Frist kann es nicht mehr angenommen werden“, betont der Kirchenrechtsexperte.
Georg Bier: Papst könnte Woelki trotzdem entlassen
Zugleich führt Bier aus, dass der Papst wegen seiner herausgehobenen Stellung im katholischen Kirchenrecht Woelki dennoch jederzeit aus dem Amt entlassen könnte. Für entsprechende Absichten des Papstes sehe er aber keine Hinweise. Vielmehr sei davon auszugehen, dass der Papst an der Amtsführung von Woelki im Erzbistum Köln nichts Relevantes auszusetzen habe: „Offenbar hat Papst Franziskus eine hohe Toleranzschwelle. Das mag manchen, vielleicht sogar vielen sehr missfallen. Dass sich Papst Franziskus durch wiederholte Forderungen nach einer Entscheidung – die letztlich darauf hinauslaufen, er möge Kardinal Woelki in den Ruhestand versetzen – von seiner Linie abbringen lässt, ist indes nicht zu erwarten.“
Woelki steht seit drei Jahren wegen seines Umgangs mit der Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch in der Kritik. 2021 schickte Franziskus den Kardinal in eine mehrmonatige Auszeit, die Anfang März 2022 endete. Der Papst verlangte aber ein Rücktrittsgesuch von ihm, das unbeantwortet geblieben ist. Mehrere deutsche Bischöfe drängten wiederholt auf eine Entscheidung von Franziskus.