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Lisa Rotert ist die neue Geschäftsführerin des Diözesankomitees der Katholiken im Bistum Münster und des Diözesanrats, des obersten synodalen Beratungsgremiums. Ein Porträt.
Sie gaben sich die Türklinke in die Hand, ohne dass viel Zeit für eine Einarbeitung blieb: Lisa Rotert ist seit Anfang des Jahres als Nachfolgerin von Ise Kamp neue Geschäftsführerin des Diözesankomitees der Katholiken im Bistum Münster, der diözesanen Laienvertretung. Kamp schied zum Ende 2018 aus – für Rotert war es damit quasi ein Kaltstart.
Dass die katholische Kirche aktuell schwere Zeiten durchlebt, daraus macht Lisa Rotert keinen Hehl. „Vor allem das Thema sexueller Missbrauch bestimmt derzeit viele Diskussionen und vielerorts die Stimmungslage; viel Vertrauen ist verloren gegangen“, sagt Rotert.
Teilhabe der Laien an Leitung
Jeder Missbrauch sei ein Verbrechen. Es seien viele Fehler gemacht worden. Aber es sei nicht die ganze Kirche, die sich an Kindern und Jugendlichen vergangen habe. „Und darum lasse ich mir nicht mein komplettes Kirchenbild kaputt machen“, betont die Geschäftsführerin.
Die 49-jährige studierte Sozialpädagogin sieht gerade in dieser schwierigen Situation eine Chance für die katholischen Laien. „Das Thema Partizipation – Teilhabe der Laien an der Leitung – wird von Verantwortlichen in der Kirche ganz neu diskutiert“, so Rotert. Die engagierten Katholiken könnten sich einbringen, Entwicklungen beeinflussen, Verantwortung übernehmen. Für die Vertretung der organisierten Laien auf Bistumsebene will die Geschäftsführerin des Diözesankomitees dies in den Fokus der Arbeit nehmen.
Angesichts des Wandels von Gesellschaft und Kirche müssen sich Verbände und Laienorganisationen nach Meinung von Rotert neu profilieren. Viele Gruppen und Vereine hätten ein hohes Durchschnittsalter; es falle ihnen schwer, neue Mitglieder zu finden. Eine Patentlösung für dieses Problem hat auch die frühere Diözesanvorsitzende des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) nicht.
„Laien wollen politisch aktiv sein“
Aber sie ist sich sicher: „Je klarer das Profil eines Verbandes oder einer Gruppe – umso besser.“ Ebenso wichtig: Immer schon seien Gruppen und Verbände Heimat für ihre Mitglieder gewesen, zugleich gelte es, Offenheit und Gastfreundschaft deutlich zu signalisieren.
Das Engagement von Laien in der katholischen Kirche ist mehr als reine Freizeitgestaltung, wie Rotert erklärt. „Wir wollen politisch aktiv sein, ein Gespür entwickeln, welche Themen den Menschen wirklich unter den Nägeln brennen und welche Antworten wir als Christen auf brennende Zeitfragen haben und uns so in Debatten einbringen.“
Die Arbeit in der Geschäftsstelle nimmt Rotert ebenfalls in unruhigen Zeiten auf: Aktuell ist der Vorsitz des Diözesankomitees vakant. In der Geschäftsstelle ging jetzt neben ihrer Vorgängerin Ise Kamp auch die langjährige Mitarbeiterin Heidi Kröger in Rente. Nun muss Lisa Rotert gemeinsam mit ihrer Sekretärin Birgit Schleithoff das Komitee managen. Aber sie ist guten Mutes, denn die aktuelle Situation ist eben für sie vor allem eine Chance.
Zur Person
Geboren wurde Lisa Rotert 1969. Sie wuchs in Recklinghausen-Suderwich auf. In der Pfarrjugend lernte sie kirchliches Leben schon früh als Messdienerin und Gruppenleiterin sowie bei Ferienfreizeiten auf Ameland kennen. Weil die Kolpingsfamilie das Gemeindeleben prägte, machte sie selbstverständlich auch dort viele Jahre mit – unter anderen als Sitzungsleitung bei Karnevalsveranstaltungen. Von 2004 bis 2016 engagierte sie sich im Vorstand der Arbeitsgemeinschaft Katholisches Ferienwerk Ameland.
An der Katholischen Fachhochschule Münster studierte Rotert von 1989 bis 1993 Sozialpädagogik. Nach ihrem Anerkennungsjahr war sie von 1994 bis Anfang 2002 beim Katholischen Jugendamt in Essen als Jugendpflegerin tätig. Diözesanvorsitzende des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) im Bistum Münster war sie von 2002 bis 2007. Danach übernahm sie bis 2010 die pädagogische Leitung der Bildungsstätte Haus Mariengrund in Münster.
Von April 2010 bis Herbst 2017 leitete Rotert die katholische Familienbildungsstätte in Gronau (Kreis Borken). Mit dem Jahreswechsel ist die Münsteranerin Geschäftsführerin des Diözesankomitees sowie des Diözesanrats, des höchsten synodalen Beratungsgremiums des Bischofs von Münster, geworden.