270 Menschen bei Katastrophe im Januar 2019 getötet

Misereor verklagt TÜV nach Staudammbruch in Brasilien

Das Hilfswerk Misereor beteiligt sich an einer Klage gegen den TÜV SÜD. Dieser hatte 2018 die Sicherheit des Staudamms B1 bei Brumadinho in Brasilien bestätigt. Bei einem Dammbruch wenig später starben mehr als 270 Menschen.

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Das katholische Hilfswerk Misereor beteiligt sich an einer Klage gegen den TÜV SÜD. Dieser hatte 2018 die Sicherheit des Staudamms B1 bei Brumadinho in Brasilien bestätigt. Vier Monate später, am 25. Januar 2019, brach der Damm. Bei der Katastrophe wurden mehr als 270 Menschen getötet, Trinkwasser verseucht und große Umweltzerstörungen angerichtet.

„Am 15. Oktober 2019 haben deswegen fünf Betroffene aus Brasilien gemeinsam mit dem European Center for Constitutional and Human Rights (ECCHR) und Misereor Anzeige gegen das deutsche Zertifizierungsunternehmen und einen seiner Mitarbeiter eingereicht“, teilte das Hilfswerk am Donnerstag in Berlin mit.

 

Fahrlässige Tötung, Bestechung, Korruption

 

Die Vorwürfe lauteten auf fahrlässige Tötung, Privatbestechung, fahrlässiges Herbeiführen einer Überschwemmung sowie Verletzung der Aufsichtspflichten. „Der Dammbruch war kein Unfall - er war ein Verbrechen“, zitiert die Mitteilung Marcela Nayara Rodrigues, eine der fünf Anzeigeerstatterinnen, deren Vater beim Dammbruch ums Leben kam. TÜV SÜD habe gewusst, dass der Damm ein Sicherheitsrisiko barg, aber trotzdem die Stabilitätserklärung ausgestellt. Das „korrupte Geschäft mit der Sicherheit“ müsse sich ändern - „denn es zerstört unsere Leben und unseren Planeten“.

„Das Verfahren in Deutschland soll den brasilianischen Minenbetreiber Vale S.A. nicht aus der Verantwortung entlassen. Aber wir wollen klar machen: TÜV SÜD trägt Mitverantwortung für die vielen Toten“, erklärte Claudia Müller-Hoff vom ECCHR. Der Fall zeige, dass das System der Zertifizierungen nicht für Sicherheit sorge, sondern vor allem für eine Verschleierung von Verantwortlichkeiten.

 

Misereor: bezahlte Zertifikate

 

Vale S.A., der weltweit größte Eisenerz-Exporteur und Betreiber der Mine, zu der der Damm B1 gehört, weist jede Verantwortung für den Dammbruch von sich und beruft sich auf TÜV SÜD und die Prüfergebnisse seiner brasilianischen Tochter. Unternehmen, wie in diesem Fall Vale, bezahlen laut Misereor Zertifizierer für Sicherheitsprüfungen – was zwingend zu einem Interessenkonflikt führe.

Es dürfe nicht sein, dass Unternehmen ihre wirtschaftlichen Interessen über die Achtung der Menschenrechte und Sorgetragen der Natur stellten, erklärte Misereor-Hauptgeschäftsführer Pirmin Spiegel. Das Vorgehen von TÜV SÜD zeige, „dass wir dringend eine gesetzliche Verpflichtung für Unternehmen brauchen, weil viele nicht freiwillig ihrer Verantwortung nachkommen“.

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