Diözesangemeinschaft weist Aussagen von Benedikt XVI. zurück

Mitarbeiter kritisieren Zustände in Kirchen-Einrichtungen

Deutliche Kritik an Zuständen in kirchlichen Betrieben im Bistum Münster formuliert die Diözesane Arbeitsgemeinschaft der Mitarbeitervertretungen. Zugleich weist sie negative Aussagen von Benedikt XVI. gegenüber Kirchen-Mitarbeitern zurück.

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Deutliche Kritik an Zuständen in kirchlichen Betrieben im Bistum Münster formuliert die Diözesane Arbeitsgemeinschaft der Mitarbeitervertretungen (DiAG-MAV). In einer Erklärung von Freitag (09.09.2016) weist sie zugleich negative Aussagen des emeritierten Papstes Benedikt XVI. gegenüber kirchlichen Mitarbeitern zurück.

In seinem neuen Buch „Letzte Gespräche“ beklagt Benedikt XVI., kirchliche Arbeitnehmer seien oft „gegen ihre Arbeitgeber“ eingestellt. Der frühere Papst spricht von „Gewerkschaftsmentalität“. Die DiAG-MAV hält dem eine „sehr hohe Betriebstreue“ der Mitarbeiter entgegen – und das trotz der Zustände in vielen Einrichtungen.

Auch ZdK weist Aussagen Benedikts zurück
Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, weist die Kritik Benedikts XVI. an einem "etablierten und hochbezahlten Katholizismus" in Deutschland zurück. Dies beträfe allenfalls die Bürokratie der Generalvikariate, sagte Sternberg auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur. Ratzinger habe als Münchner Erzbischof selbst "mit dieser Struktur gearbeitet und nichts geändert".
Sternberg sagte, er vermisse bei der Kritik solide Korrekturvorschläge. Der emeritierte Papst hatte sich im Interview-Buch "Letzte Gespräche" geäußert.
"Einer Kirche vorzuwerfen, sie sei gut organisiert, kann ich nicht ohne Weiteres als Vorwurf verstehen, schließlich betrifft dies beispielsweise auch die Arbeit der Hilfswerke", sagte Sternberg weiter. Er fügte zugleich hinzu, Benedikt XVI. habe "für die Kirche Großes geleistet". Deswegen solle Kritik an seinen Worten "nicht zu kleinteilig ausfallen". (KNA)

 

„Benedikt XVI. kann Situation nicht kennen“

 

Beinahe jeden Tag würden die DiAG Berichte von Mitarbeitervertretern erreichen, wonach „Mitarbeiterinnen in der Altenpflege in kirchlichen Einrichtungen am Ende ihrer psychischen und physischen Kräfte sind“. Auch würden Mitarbeiter „ständig aus dem Urlaub zurückgeholt“. In einigen Krankenhäusern würden Arbeitszeitgesetze „keine Rolle spielen“. Zudem müsse „in vielen kirchlichen Kindergärten“ immer weniger Personal immer neue Anforderungen erfüllen. Da sei es „kein Wunder, wenn auch kirchliche Mitarbeiter anfangen, ihre gesetzlichen Rechte einzufordern“, heißt es in der Erklärung. Sie ist unterzeichnet von Petra Grütering, der Vorsitzenden der DiAG-MAV, und von Geschäftsführer Ulrich Richartz.

Die Aussagen Benedikts XVI. würden „in keiner Weise der tatsächlichen Situation von kirchlichen und caritativen Arbeitnehmern gerecht“, kritisiert die DiAG-MAV. Als Grund vermutet sie, dass Joseph Ratzinger schon lange nicht mehr in einer Pfarrei tätig sei und die Situation daher „nicht mehr kennen kann“.

 

Lob für Münsters Bischof Felix Genn

 

Die Mitarbeitervertreter betonen, sie unterstützten ausdrücklich den Gedanken der „Dienstgemeinschaft“ von kirchlichen Arbeitnehmern und Arbeitgebern. Sie danken Münsters Bischof Felix Genn für sein „offenes Ohr“, zuletzt bei einem Begegnungstag zur Betrieblichen Gesundheitsförderung am 1. September.

Die DiAG-MAV ist nach eigenen Angaben ein Zusammenschluss von 630 Mitarbeitervertretungen mit fast 4.000 Mitgliedern. Demnach sei sie die größte diözesane Arbeitsgemeinschaft katholischer Betriebsräte in Deutschland.

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