Bis in die 1980er Jahre 30.000 Mütter betroffen

Ordensfrauen verkauften Babys – Belgiens Bischöfe bitten um Vergebung

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Ordensfrauen in Belgien haben offenbar bis in die 1980er Jahre Kinder, die anonym zur Welt gebracht wurden, gegen Geld an Adoptiveltern verkauft. Die belgischen Bischöfe baten im Namen der Kirche erneut um Entschuldigung.

Die katholische Kirche in Flandern steht erneut wegen des Verkaufs von Kindern im 20. Jahrhundert im Fokus. Die Zeitung „Het Laatste Nieuws“ widmete den sogenannten „Kindern der Kirche“, die unmittelbar nach der Geburt von ihren Müttern getrennt und zur Adoption weggegeben wurden, einen Podcast. Rund 30.000 Frauen brachten laut Medienberichten zwischen 1945 und den 1980er Jahren anonym Kinder zur Welt. Ordensfrauen gaben sie gegen Geld an Adoptiveltern.

Nach Ausstrahlung des Podcasts erklärten die Bischöfe, die katholische Kirche wolle „sich (gemeinsam mit dem flämischen Parlament) bei den Opfern von Zwangsadoptionen entschuldigen“. Die belgischen Bischöfe seien sich des Leids einer großen Zahl leiblicher Mütter und auch adoptierter Kinder bewusst, hieß es. Der Trennungsschmerz sei oft dauerhaft und müsse endlich geheilt werden.

Bereits 2015 erste Reaktionen auf den Skandal

Die Vorgänge spielten sich in Ordenshäusern ab, wo unehelich Schwangere offenbar vor der Geburt Zuflucht suchten. In Zeugenaussagen werden mehrere Häuser in Flandern hervorgehoben, etwa in Lommel und Gent. Familien, die auf ein Baby warteten, zahlten demnach Beträge zwischen 10.000 und 30.000 belgischen Francs, um ein Kind direkt nach der Geburt zu adoptieren.

Der Skandal hatte das flämische Parlament bereits 2015 veranlasst, für „die späte Reaktion der Behörden auf Berichte über Zwangsadoptionen“ um Entschuldigung zu bitten. Das Thema tauchte nun im Zug der Einrichtung einer Sonderkommission zu Missbrauch von Minderjährigen erneut in der Debatte auf.

Bischöfe sagen Hilfe zu

Die belgischen Bischöfe sagten zu, zur Suche nach leiblichen Müttern und Adoptivkindern beizutragen. Es geht laut Sprecher Tommy Scholtes insbesondere darum, Kontakte herzustellen, Archivverwalter ausfindig zu machen und sie zu überzeugen, noch verfügbare Informationen bereitzustellen.

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