Weihnachtsansprache an führende Mitarbeitende

Papst Franziskus warnt Kurie im Vatikan vor Stillstand und Erstarrung

Anzeige

Gegen Stillstand, Erstarrung, das sture Anwenden bestehender Regeln und alter Muster hat sich Papst Franziskus vor den Spitzen der Kurie im Vatikan gewandt. Auch kritisierte er die Art der Kommunikation.

Gegen Stillstand und Erstarrung im Vatikan hat sich Franziskus in der Weihnachtsansprache an die Kurie ausgesprochen. Er sagte: „Auch im Dienst hier in der Kurie ist es wichtig, in Bewegung zu bleiben und nicht aufzuhören, die Wahrheit zu suchen und zu vertiefen.“

Es gelte, „die Versuchung zu überwinden, stehen zu bleiben und innerhalb unserer umhegten Bereiche und Ängste ,herumzuirren'. Ängste, Starrheit und schablonenhafte Wiederholung erzeugen Unbeweglichkeit.“ Ergebnis sei, „dass wir uns in unseren Labyrinthen im Kreis drehen“.

„Nur wer liebt, geht weiter“

Eindringlich mahnte der Papst die vatikanischen Führungskräfte, sich nicht in ideologischem Streit zu verlieren, sondern sich für ihren Auftrag zu begeistern. Mit Blick auf das Zweite Vatikanische Konzil sagte er: „60 Jahre nach dem Konzil wird immer noch über die Unterscheidung zwischen Progressiven und Konservativen debattiert, während der zentrale Unterschied doch zwischen ,Verliebten' und ,Gewöhnten' besteht. Dies ist der Unterschied. Nur wer liebt, geht weiter.“

Scharf kritisierte der Papst die Kommunikationskultur im Vatikan: „Manchmal laufen wir in der Kommunikation untereinander Gefahr, uns wie reißende Wölfe zu verhalten: Wir versuchen sofort, die Worte des anderen zu verschlingen, ohne wirklich zuzuhören, und stülpen ihm sofort unsere Eindrücke und Urteile über. Einander zuzuhören erfordert stattdessen eine innere Stille, aber auch einen Raum der Stille zwischen dem Hören und dem Antworten.“

„Leben der Menschen hat Vorrang“

Bei Entscheidungsprozessen warb Franziskus für die Kunst der klugen Unterscheidung, ohne dabei auf inhaltliche Streitfragen einzugehen: „Für uns alle ist die Unterscheidung wichtig, diese Kunst des geistlichen Lebens, die uns von der Anmaßung befreit, schon alles zu wissen.“

Es gebe die „Gefahr, zu glauben, es reiche aus, die Regeln anzuwenden“. Auch benannte der Papst die „Versuchung, auch im Leben der Kurie, einfach nach den immer selben Mustern vorzugehen, ohne zu bedenken, dass das Geheimnis Gottes uns immer übersteigt und, dass das Leben der Menschen und die Wirklichkeit, die uns umgibt, den Ideen und Theorien immer überlegen sind“. Abweichend vom Redemanuskript fügte er den Satz hinzu, das Leben der Menschen habe „Vorrang vor den Ideen“.

Anzeige