Kirchenvorstand: Ein Zufluchtsort, kein Spekulations-Objekt

Pfarrei in Everswinkel baut Haus für Flüchtlinge

In Everswinkel hat die Pfarrgemeinde ein Haus für vier Flüchtlingsfamilien gebaut – für 640.000 Euro. Der Kredit dafür muss über die Mieteinnahmen getilgt werden. Es geht aber nicht um Zahlen, sondern um Menschen.

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Es ist ein Projekt, das herausragt aus dem vielseitigen Engagement für Flüchtlinge in den Pfarrgemeinden und Einrichtungen im Bistum Münster. Weil es außergewöhnlich ist: Die Pfarrgemeinde St. Magnus in Everswinkel hat für Menschen auf der Flucht einen Neubau auf kirchlichem Baugrund  errichtet. Zehn Monate Bauzeit, 640 000 Euro Baukosten, Platz für vier Familien mit insgesamt etwa 16 Personen – Eckzahlen, die deutlich machen, in welcher Größenordnung die Verantwortlichen in der Pfarrgemeinde den Bau des Hauses Franziskus angegangen sind.

 

Langfristig geplant

 

Man habe sich schnell für dieses Konzept entschieden, als die Gemeinde Everswinkel Wohnraum für Flüchtlinge anfragte, sagt Matthias Witte, der als Mitglied des Kirchenvorstands das Projekt mit koordinierte. „Wir wollten eine langfristige Perspektive, kein Gebäude mit nur kurzer Bestandszeit.“

Mit zwei Vorteilen: Das neue Mehrfamilienhaus passt gut in das umliegende Wohngebiet. Zudem besteht die Möglichkeit, die Wohnungen auf dem freien Wohnungsmarkt vermieten zu können, wenn sie für Flüchtlinge nicht mehr gebraucht werden.

 

100.000 Euro vom Bistum

 

Bis dahin ist der Mieter die Gemeinde Everswinkel. Sie wird Familien unterbringen, die gute Bleibeperspektiven haben. Das Haus wird ihnen neue Perspektiven geben. Bislang waren sie noch in sehr beengten Verhältnissen untergebracht. Man habe aber keine Luxus-Unterkunft gebaut, sagt Witte. „Es handelt sich um absoluten Standard, lediglich die Barrierefreiheit der unteren Geschosse sind eine Sonderausstattung.“

Ziel des Projekts sei nicht die Investition von Pfarrei-Geldern auf dem Immobilienmarkt, unterstreicht Witte. „Wenn wir hätten verdienen wollen, hätten wir anders gebaut und wären sofort auf den freien Wohnungsmarkt gegangen.“ Für die Baukosten musste die Pfarrgemeinde einen Kredit aufnehmen, den sie in den kommenden Jahren über die Mieteinnahmen tilgen wird. Dazu kamen Eigenmittel und 100.000 Euro vom Bistum.

 

Große Akzeptanz

 

Die Flüchtlinge in ihrer Notsituation sind das Ziel des Projekts. Es geht nicht um Profit. „Aber auch wir als Pfarrgemeinde müssen sauber durchrechnen“, sagt Witte. „Wir sind in unseren finanziellen Möglichkeiten begrenzt.“

Umso schöner, dass die Akzeptanz des Bauvorhabens bei den Gemeindemitgliedern, aber auch in der gesamten Bevölkerung groß war. Versammlungen vor Baubeginn konnten viele Sorgen aus dem Weg räumen. Etwa zu möglichen Lärmbelästigungen durch die neuen Bewohner. „Es ist für die Anwohner immer spannend, wenn eine Grünfläche bebaut wird – egal wer später einzieht.“ Beim Haus Franziskus habe es nach den anfänglichen Fragen aber keine Proteste mehr gegeben.

 

Notwendiges Angebot?

 

Eins ist Pfarrer Heinrich Hagedorn wichtig. Wenn man auf den schönen Neubau schaue, könne man sich vielleicht fragen, warum ein so großer Aufwand für Flüchtlinge betrieben werde, wo es auch andere Notsituationen im Dorf gebe, sagt er. „Wir haben aber sehr viel Wert darauf gelegt, dass kein anderes Engagement der Pfarrgemeinde unter dem Bau-Projekt leidet.“ Auch bei den Finanzen habe man deutlich unterschieden und sich aus keinem Topf bedient, der für andere Zwecke bestimmt ist.

Mit der Eröffnung und Segnung des Hauses ist für die Pfarrgemeinde das Bau-Projekt beendet. Der Einsatz für die neuen Bewohner aber beginnt jetzt erst richtig. Neben dem fortlaufenden Engagement in der Flüchtlingsinitiative wollen das Seelsorge-Team und Gemeindemitglieder direkten Kontakt zu den Familien aufnehmen. „Wir werden einige Aktion mit ihnen gemeinsam angehen.“

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