Aus der Turnhalle zurück in die Kirche

St. Mauritius in Enniger für eine Million Euro restauriert

Am Palmsonntag feiern die Gläubigen der St.-Mauritius-Gemeinde in Enniger zum ersten Mal wieder einen Gottesdienst in ihrer Dorfkirche. Sieben Monate lang wurde das Gotteshaus innen restauriert.

 

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Am Palmsonntag feiern die Gläubigen der St.-MauritiusGemeinde in Enniger zum ersten Mal wieder einen Gottesdienst in ihrer Dorfkirche. Sieben Monate lang wurde das Gotteshaus innen restauriert. In dieser Zeit wich die Gemeinde für die Gottesdienste in eine Turnhalle und eine alte Wassermühle aus.

Wie viel Moderne passt in ein denkmalgeschütztes Gebäude? Das war die zentrale Frage bei der Restaurierung. Auf der einen Seite standen zeitgemäße liturgische Vorstellungen, der Wunsch nach moderner Technik und mehr Bequemlichkeit bei sinkenden Gottesdienstbesucher-Zahlen. Auf der anderen Seite setzten die Anforderungen des Denkmalschutzes für das historische Gebäude mit seiner aus den 1870-er Jahren komplett erhaltenen Kirchenmöblierung Grenzen.

 

Renovierung ist „ein guter Kompromiss“

 

Gleichwohl zeigten sich Pastor Wolfgang Schmitz und die federführende Architektin Marietheres Luster-Haggeney mit dem Ergebnis der Restaurierung zufrieden. „Wir haben einen guten Kompromiss erzielt“, waren sich die beiden einig. Zufrieden äußerte sich auch Bernhard Gallenkemper als Vertreter des Verwaltungsrats: „Mit 1.024.300 Euro kein kleiner Batzen, aber es hat sich gelohnt.“ Zuletzt war die Kirche 1984 renoviert worden.

Die Arbeiten verliefen in vier Bauabschnitten. Bei den ersten drei Intervallen ging es um die Fenster, die zum Teil neu verbleit werden mussten. Die prächtigen Chorfenster erhielten zudem außen eine Schutzverglasung.

 

Ein Kostenfaktor, der sich langfristig auszahlt

 

Anschließend wurden Decken und Wände fachmännisch gereinigt und neu gestrichen, schadhafte Stellen vorab ausgebessert. Den Anforderungen der Denkmalpflege entsprechend verwendeten die Handwerker dabei eine spezielle Mischung aus so genanntem holzgebrannten Marmorsumpfkalk und Altmannsteiner Grubenkalk. „Die Kirchenwände sind einen Meter dick und müssen atmen können“, erklärt Luster-Haggeney, warum Alternativprodukte wie zum Beispiel dispergierter Kalk für die Restaurierung nicht in Frage kamen. „Das ist ein Kostenfaktor, zahlt sich langfristig aber aus“, so die Architektin.

Anschließend erhielten Wände und Säulen, Gewölbe, Gesimse und Kapitelle einen neuen Anstrich. Die großen Wandflächen und die Säulen wurden hell gestrichen und mit einem Fugenschnitt versehen. Dadurch wirken sie wie aus Naturstein gemauert. Dagegen setzen sich Schmuckelemente mit ihren farbigen Ornamenten wirkungsvoll ab.

 

Beim Mobiliar war Bequemlichkeit gefragt

 

Verbesserungen gibt es auch beim Mobiliar. Hier war mehr Bequemlichkeit gefragt. „Mit Sitzflächen von nur 27 Zentimetern und einer dünnen, herausragenden Leiste im oberen Rückenbereich waren die Bänke schlichtweg unbequem“, so die Architektin. Diese Mängel wurden behoben. Die störenden Leisten konnten die Handwerker unter zusätzlich angebrachten Brettern verstecken. Die Sitzflächen wurden um zehn Zentimeter vergrößert und wie auch die Bänke zum Knien gepolstert.

Wegen der sinkenden Zahl der Gottesdienstbesucher wurden allerdings nicht alle Bänke wieder aufgestellt. Stattdessen hat die Kirchengemeinde Stühle angeschafft, die bei Bedarf genutzt werden sollen.

 

St. Mauritius hat jetzt eine Leinwand über dem Altar

 

Außerdem hat moderne Technik ins alte Gemäuer Einzug gehalten. Dazu gehören Pendelleuchten mit LED-Leuchtmitteln, die abgedimmt werden können, sowie eine Leinwand mit Beamer über dem Altar.

Das Taufbecken wurde nach vorne mittig unter die Orgelempore verlegt, die Haupteingangstür behindertengerecht umgebaut. Eine neue Glastür dient als Windfang. Modernisiert wurden auch die Liedanzeige und die Mikrofonanlage. Die Renovierung wurde größtenteils vom Bistum Münster bezahlt. Eigenmittel der Gemeinde flossen aber ebenfalls mit ein.

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