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Der Prior der christlichen Bruderschaft von Taizé, Frère Matthew, setzt große Hoffnungen auf die junge Generation. „Sie verstehen, dass es wichtig ist, gemeinsam zu handeln und zusammen etwas zu erreichen.“
Frère Matthew, mit bürgerlichem Namen Andrew Thorpe, wurde 1965 in Pudsey (Großbritannien) geboren und kommt aus der anglikanischen Kirche. Er folgte im Amt des Priors der Bruderschaft von Taizé Ende 2023 dem aus Bayern stammenden Frère Alois. Im Interview mit dem Evangelischen Pressedienst (epd) sagt er, die jüngere Generation kümmere sich und sei nicht gleichgültig.
Seit Advent 2023 sind Sie der neue Prior von Taizé im französischen Burgund. Sie leben seit ungefähr 40 Jahren in der Gemeinschaft, einem der bedeutendsten spirituellen Zentren der Christenheit. Was hat sich für Sie mit dem Amt verändert?
Die Schwerpunkte meiner Aufgaben haben sich verschoben. Nun kann ich mehr Zeit mit meinen Brüdern verbringen. Früher war ich stark in die Organisation von Jugendtreffen und die Ausbildung neuer Brüder involviert. Diese Aufgaben liegen nun nicht mehr in meinem direkten Verantwortungsbereich. Außerdem habe ich das Glück, Verantwortung teilen zu können, da ich ein Beratungsgremium um mich herum habe. Dieses besteht aus zwei von mir ernannten Brüdern und zwei, die von der Gemeinschaft gewählt wurden. Wir treffen uns normalerweise zweimal pro Woche, um wichtige Angelegenheiten zu besprechen. Sie hören zu und bringen Vorschläge ein. Dadurch fühle ich mich nicht mehr allein in meinen Entscheidungen.
Haben Sie noch ein Privatleben?
Ich arbeite gerne im Garten, laufe gerne im Wald. Aber das Allerwichtigste für mich ist, dass ich mir die Zeit bis zum Morgengebet freihalte. Also für das Lesen der Bibel, vielleicht für das Lesen eines anderen geistlichen Textes und für mein persönliches Gebet.
Sie haben die Führung in Krisenzeiten übernommen. Was geben Sie jungen Menschen mit auf den Weg, die wegen der aktuellen Krisen Angst um ihre Zukunft haben?
Es stimmt, dass viele junge Menschen voller Angst sind, weil sie sich um die Zukunft des Planeten sorgen, etwa wegen der Klimakrise. Jetzt kommt auch noch der Krieg in der Ukraine und anderen Orten hinzu. Die jungen Leute finden hier vor allem Menschen, die für sie da sind und ihnen zuhören.
Wir leben in einer sehr komplexen Welt. Die Versuchung ist groß, einfache Antworten zu geben. Aber wir haben in jeder Woche verschiedene Workshops, in denen wir einige dieser Themen auf den Tisch bringen. Es wird ein Raum geschaffen, in dem sie sich ausdrücken können. Das ist vielleicht das Wichtigste. Denn bei allen Ängsten und Sorgen ist es am schwierigsten, wenn wir das Gefühl haben, allein zu sein.
Wie erleben Sie die gegenwärtige junge Generation?
Die jungen Leute zeigen großes Interesse an der Welt von heute, was ich wirklich schön finde. Das zeigt, dass sie sich kümmern und nicht gleichgültig sind. Sie brechen auch mit der Idee, dass jeder nur für sich selbst da ist. Sie verstehen, dass es wichtig ist, gemeinsam zu handeln und zusammen etwas zu erreichen.
Vor allem junge Menschen sind von der Klimakrise stärker betroffen als Ältere. Wie nimmt sich Taizé dieses Themas an?
Auch in Taizé achten wir sorgsam auf den Umweltschutz. Und es ist auch ein wichtiges ökumenisches Thema, denn dieses Anliegen reicht über die Grenzen der einzelnen Kirchen hinaus. Mitte März war ich zum Beispiel in Italien, in Assisi. Dort gab es eine Konferenz unter der Leitung der „Laudato Si“-Bewegung, die aus der Umwelt-Enzyklika von Papst Franziskus von 2015 hervorgegangen ist.
Dort kamen Anglikaner, Lutheraner, Baptisten, Methodisten, Katholiken und Orthodoxe zusammen, um über das Thema des Schöpfungsfestes nachzudenken. Es gibt eine Bewegung, den 1. September, der in der orthodoxen Kirche das Fest der Schöpfung ist, zu einem Fest in allen Kirchen zu machen.
Wie sehen Sie die Zukunft der Ökumene?