Musiker engagiert sich auch für katholisches Bonifatiuswerk

Udo Lindenberg wird 75 – die religiöse Seite des Panikrockers

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Auch wenn er's nicht wahrhaben will: Am Montag wird Udo Lindenberg 75 Jahre alt. Der Musiker und Maler aus Gronau beleuchtet das Weltgeschehen - politisch, sozialkritisch und religiös.

„Selbst die dunkelste Stunde hat nur 60 Minuten“, verspricht Udo Lindenberg im neuen Song „Mittendrin“. Die Corona-Krise kann den selbst ernannten Panikrocker nicht aus der Ruhe bringen. „Wir starten wieder durch, das war genug Entbehrung“, kündigt er an. Auch nach 50 Jahren im Musikgeschäft ist Udo nicht zu stoppen. Am Montag wird das Urgestein mit den Markenzeichen Hut und Sonnenbrille 75 Jahre alt.

Leicht fallen dürfte dem ewig Junggebliebenen das nicht. Eigentlich strebe er Unsterblichkeit an, verriet er 2018: „Ich bleibe noch mindestens 30 Jahre.“ Und auch dann sei hoffentlich noch nicht Schluss. „Wenn ich 100 bin, hat die Medizin schon wieder ein lebensverlängerndes Medikament erfunden, dann wird noch einmal verlängert.“

 

Musiker und Maler

 

Der Weg in die weite Welt war Udo Gerhard Lindenberg, der am 17. Mai 1946 als zweites von vier Geschwistern in Gronau in kleinen Verhältnissen geboren wurde, kaum in die Wiege gelegt. Sein englisches Debütalbum „Lindenberg“ war 1971 eher ein Flop.

Der Durchbruch gelang ihm zwei Jahre später mit den deutschen Hits „Alles klar auf der Andrea Doria“ und „Cello“. Heute gilt der Gründer des Panikorchesters als Pionier des deutschsprachigen Rocks; er wird gefeiert für seine schnoddrige Art und sein nuanciertes Sprachgefühl. Seit den 1990er Jahren tritt Udo zudem als Maler in Erscheinung.

 

Benefizkonzerte und Unicef-Karten

 

Auch wenn sich Lindenberg gern unnahbar gibt, hat er eine ausgeprägte soziale Ader. Immer wieder spielt er Benefizkonzerte zugunsten von Kriegs- und Krisenregionen, etwa 2011 mit Nena und Peter Maffay für Afghanistan. Seit zehn Jahren gestaltet er jedes Jahr eine Grußkarte, deren Erlöse in Hilfsprogramme des UN-Kinderhilfswerks Unicef fließen.

2006 gründete er die Udo-Lindenberg-Stiftung, die soziale Projekte in Afrika und Deutschland unterstützt. „Für mich war schon als Kind klar, dass da was schief läuft auf unserem Planeten“, begründet er. „Warum müssen Kinder verhungern? Das geht mir nicht in den Kopf.“

 

Evangelisch getauft und ausgetreten

 

Lindenbergs tiefe Abneigung gegen Krieg, Extremismus und jede Ungerechtigkeit prägen sein künstlerisches Schaffen. „Krieg ist unnötiger Mist“, so seine Überzeugung, die er in vielen Liedern zum Ausdruck bringt.

Auf eine Konfession oder Religion lässt sich Lindenberg nicht festlegen. Auf Initiative seines evangelischen Großvaters wurde er als Teenager getauft, trat aber mit 18 aus der Kirche aus. Wie viele Jugendliche seiner Zeit entwickelte er ein Faible für Hermann Hesses philosophische Weltsicht.

 

Bibel und Bonifatiuswerk

 

Sein Interesse an biblischen Inhalten zeigt sich dennoch - etwa in seinem Bilder-Zyklus „Die zehn Gebote“, der die biblischen Weisungen eigenwillig und humorig interpretiert. Die Werke schuf Lindenberg vor knapp 20 Jahren in der von ihm selbst erfundenen „Likörell-Technik“, bei der der Pinsel auch in Eierlikör getunkt wird. Sie wurden immer wieder zugunsten des katholischen Bonifatiuswerks ausgestellt - etwa beim Katholikentag 2018 in Münster.

„Ich interessiere mich für Religion, aber nicht, weil ich jeden Tag Halleluja singe und so.“ Vielmehr sieht der Künstler in Religionen eine Chance, einen Beitrag zu einem friedlichen Zusammenleben zu leisten.

 

Was ihn mit Johann Sebastian Bach verbindet

 

Seine kreativsten Phasen hat das Geburtstagskind, das in einer Suite im Hamburger Hotel Atlantic haust, in der Nacht. Das habe mit seinem Bedürfnis zu tun, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, erklärte Lindenberg einmal und verwies auf Johann Sebastian Bach. „Hätte Bach seinen Müll selbst runtertragen müssen, hätte er so manche Kantate nicht geschrieben.“

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