Tipps zum Fest vom Psychologen

Weihnachten: Weniger erwarten, mehr überraschen!

Weihnachten ist für viele Menschen emotional aufgeladen. Der Psychologe und Theologe Matthias Pfennig gibt Ratschläge, wie man sich den Herausforderungen des Festes stellen kann.

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Weihnachten ist für viele Menschen emotional aufgeladen. Der Psychologe und Theologe Matthias Pfennig gibt Ratschläge, wie man sich den Herausforderungen des Festes stellen kann.

Kirche+Leben: Warum ist das Weihnachtsfest für viele Familien eine Belastung?

Matthias Pfennig: Gegen den Mythos des lang ersehnten Festes aus eigenen Kindertagen steuert ein großer Teil der Erwachsenen auch mit Sorge und Angst auf diese Tage zu. An Weihnachten kommt man häufig mit den jeweiligen Herkunftsfamilien in hautnahen Kontakt. Diese Begegnungen stehen nicht selten unter einem weniger günstigen Stern als dieser in der Heiligen Nacht aufgeleuchtet haben mag: In einer Melange aus Erwartungen, Ungeklärtem, alten Verletzungen etc. menschelt es da schnell.

Welche familiären Situationen belasten an diesen Tagen besonders?

Wie Weihnachten nicht zu stressig wird, erklärt der Psychologe und Theologe Matthias Pfennig aus Münster.
Wie Weihnachten nicht zu stressig wird, erklärt der Psychologe und Theologe Matthias Pfennig aus Münster. | Foto: pd

Für das Drittel getrennt lebender Eltern ist Weihnachten meist eine große Herausforderung: Die eigene Lebenswirklichkeit weicht zu schmerzlich von dem idyllischen Bild der heiligen Familie ab. Ungewollt geraten dabei die Kinder oft in das Kreuzfeuer alter Kämpfe und Verletzungen. Nicht zuletzt sind da die vielen ungewollten Singles, die sich eher als Zaungäste von Weihnachten erleben.

Wie können diese Situationen gerade mit Blick auf Kinder entschärft werden?

Für Kinder ist Weihnachten ein magisches Fest voller Vorfreude und Zauber. Als Erwachsene sollten wir Weihnachten nicht mit zu großer Romantik aus eigenen Kindertagen aufladen. Als Empfänger der Weihnachtsbotschaft bin ich auch als Erwachsener ein von Gott Beschenkter. Ich kann dieses Geschenk an Kinder weiterleiten, indem ich ihnen einen Wunsch erfülle, den sie selbst so nicht formulieren können: Eine entspannte Zeit mit allen, in der die Erwachsenen guter Dinge sind, auch wenn es die üblichen Verdächtigen hier und da gerade vielleicht nicht leicht miteinander haben.

Was sollte unbedingt vermieden werden?

In dem Glanz der Kinderaugen spiegelt sich für uns Erwachsene oft wehmütig ein Stück eigene verloren gegangene Unschuld und Unbekümmertheit wider. Ein erwachsener Blick auf das, was in den Tagen möglich ist, hilft einem zu hohen Ideal vorzubeugen, an dem die konkreten Beteiligten nur kapitulieren können. Hilfreich ist es, wenn ich weniger einen eigenen Anspruch auf ein harmonisches Fest erhebe, sondern mich selbst in die Pflicht nehme und meinen Teil zum Gelingen beisteuere. Je weniger ich Weihnachten von meiner Umwelt erwarte, umso eher kann ich dann von dem einen oder anderen kleinen zwischenmenschlichen Wunder der Weihnacht überrascht werden.

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