Der „Laós-Kreis“ in Schortens trifft sich einmal im Monat - seit 25 Jahren

„Weil wir es können“: Frauen diskutieren über Theologie - ohne Priester

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Seit 25 Jahren treffen sich Frauen in Schortens regelmäßig zu Gesprächen über Glaubensfragen. Sie wollen ihren Auftrag als Christinnen ernst nehmen - und sehen sich bei der Entwicklung Pastoraler Räume weit vorn.

Waltraud Fünfstück geht manchmal dazwischen. „Und? Was soll das jetzt?“ Sie greift ein, wenn ihr die Diskussion über den Text eines Theologieprofessors nicht lebensnah genug erscheint. „Weil wir uns immer fragen: Was hat das eigentlich mit uns zu tun? Mit unserem Leben?“ sie, und die anderen Frauen im Gemeindehaus der Dreifaltigkeitsgemeinde Schortens nicken lächelnd.

Im vergangenen Jahr zum Beispiel haben sie das Papstschreiben „Desiderio desideravi“ abschnittsweise durchgearbeitet. Monika Fuchs hatte die Texte herausgesucht und die Treffen vorbereitet. „Und wenn Begriffe unbekannt waren, haben wir sie nachgeschlagen.“

Vor 25 Jahren gründete sich der Laós-Kreis

Seit 25 Jahren schon laden die Frauen einmal im Monat zu einem Treffen ein. Weil sie gemeinsam tiefer eindringen wollen in religiöse Fragen. Nicht angeleitet von einem Priester, sondern ganz bewusst in Eigenregie. Daher auch der Name „Laós-Gesprächskreis“, erklärt Mitgründerin Elisabeth Lockmann. In einer Zeitschrift war sie damals auf den Begriff gestoßen.

„Laós – zu Deutsch ‚Volk’, das beschreibt gut, was wir versuchen: bewusst als Laien des Volkes Gottes unseren Glauben zu leben.“ Schon bei der Gründung 1997 habe sich eine Zukunft ohne Pfarrer vor Ort abgezeichnet. Kurz darauf wurde sie dann die neue Wirklichkeit der rund 1600 Katholiken in der Diaspora-Stadt im Landkreis Friesland. Verbunden mit der Frage: Wie kann unsere kleine Gemeinde lebendig bleiben?

„Wir haben uns allein gefühlt“

„Wir haben uns allein gefühlt und gedacht: Jetzt müssen wir selbst uns irgendwie zusammenhalten“, beschreibt Gertrud Dopjans diese Phase. Sie war als eine der ersten neuen Frauen zur Gruppe gestoßen.

„Wir wollten Dinge selbst in die Hand nehmen. Weil wir es müssen und es auch können“, sagt Elisabeth Lockmann in selbstbewusstem Ton. Und zwar auch ohne einen Priester als Lehrer oder Experten am Tisch.

Jeder ist berufen

Monika Fuchs nickt: „Weil Laós etwas mit dem allgemeinen Priestertum jedes und jeder Einzelnen zu tun hat. Damit, dass wir durch unsere Taufe berufen sind mitzutun.“ Alle lächeln, als Gertrud Dopjans ergänzt: „Wir sind aber keine feministische Gruppe. Wir wollen den Priestern nichts wegnehmen. Wir wollen umsetzen, was jetzt schon geht.“

In der Gruppe ist Vertrauen gewachsen

Zum einen mit den monatlichen Treffen selbst. Die sind den Teilnehmerinnen wichtig. „Ich freue mich immer darauf, weil wir einander vertrauen und auch mal über Privates sprechen“, sagt zum Beispiel Gisela Feldmann. „Und in unseren Diskussionen wächst man daran, dass Fragen aufkommen, die man sich vorher nie gestellt hat“, ergänzt Klara Fortmann.

„Etwa beim Thema Taufe“, nennt Waltraud Fünfstück als Beispiel. „Warum wir überhaupt taufen? Ob es gut ist, dass man jeden tauft? Ist das die Taufe, die Jesus meint? Solche Fragen.“

Es wächst auch etwas für die Gemeinde

Für Margret Drescher sind die Treffen genau deshalb wichtig. Sie habe sonst wenig Gelegenheit, über religiöse Fragen zu reden. „Aber ich habe das Bedürfnis, weiterzuentwickeln und zu vertiefen, was ich zum Beispiel im Evangelium gehört habe. Es reicht mir nicht, nur zuzuhören.“

Beim Diskutieren und Reden bleibt es aber nicht. Für alle Frauen gehört etwa der Kirchgang am Sonntag fest dazu. „Und wir gestalten auch etwas“, sagt Gertrud Dopjans. „Es wächst auch etwas für die Gemeinde aus unseren Treffen.“

Der Laós-Kreis übernimmt Verantwortung

Die Organisation der Karfreitagsliturgie in Schortens etwa organisiert der Laós-Kreis seit vielen Jahren. Auch die Rosenkranz-Andachten im Oktober oder die Vesper-Gottesdienste in der Fasten- oder in der Adventszeit. „Weil wir Verantwortung für unsere Gemeinde empfinden“, erklärt Waltraud Fünfstück.

Sie selbst hat zudem einen Lehrgang zur Gottesdienstleiterin absolviert. Mit solchen Angeboten bereitet die Kirche im Offizialatsbezirk Oldenburg Laien auf die künftigen Anforderungen der Pastoralen Räume vor. „Für die meisten anderen Gemeinden ist das ja noch Zukunft“, sagt Klara Fortmann. „Für uns nicht, für uns ist diese Zukunft schon da!“

Der Laós-Gesprächskreis
Seit 25 Jahren trifft sich der offene „Laos-Gesprächskreis“ einmal im Monat in Schortens. Elisabeth Lockmann, Waltraud Fünfstück und Monika Fuchs hatten den Kreis 1997 gegründet. Mittlerweile folgen meist etwa zehn Frauen der Einladung. Die Treffen beginnen immer mit einer Laudes in der Dreifaltigkeitskirche. Danach geht es im Gemeindehaus weiter mit dem Gespräch über Lebens- und Glaubensfragen. Als Gesprächsgrundlage dienen Texte aus der Bibel sowie Aufsätze oder Texte von renommierten Theologinnen und Theologen.

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