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Dicke Säulen versperren in der Vechtaer Pfarrkirche vielen den Blick auf den Altar. Videotechnik soll das Problem lösen. Der Denkmalschutz hat nichts dagegen - aus einem interessanten Grund.
Markus Stukenborg weiß, wie das hinten in der Vechtaer Propsteikirche ist. „Da gibt es ziemlich schlechte Plätze“, sagt der stellvertretende Vorsitzende des Kirchenausschusses der Pfarrei St. Mariä Himmelfahrt.
Schlechte Plätze, weil sich meist gleich mehrere der meterdicken Säulen in den Blick schieben, die das Dach der Kirche tragen. „Ich sitze deshalb meist weiter vorne“, sagt Stukenborg. Aber da ist eben nicht Platz für alle.
Vier Monitore sollen vor die Säulen
Deshalb steht auch er zu den Plänen, die die Pfarrei im Zuge der laufenden Sanierung der Propsteikirche umsetzen will. Ziemlich ungewöhnliche Pläne, wie der zuständige Architekt Theo Dwertmann aus Cappeln bestätigt. Denn mit den vier Flachbildschirmen, die die Gemeinde jetzt im Kirchenraum aufhängen wird, ist sie die erste im Offizialatsbezirk. „Die Monitore sollen den Blick auf den Altar auch von den Plätzen der Kirche möglich machen, wo das heute wegen der Säulen nicht geht“, begründet Propst Michael Matschke den Schritt.
„Die Säulen sind wirklich ein Problem. Viele können nichts sehen“, sagt Dwertmann. Die Monitore könnten da Abhilfe schaffen. Sie sollen auf Stativen vor den Säulen aufgestellt und so ausgerichtet werden, dass möglichst viele Gottesdienstbesucher künftig das Geschehen im Altarraum verfolgen können.
Videotechnik und Spätgotik – passt das?
Digitale Videotechnik in einer spätgotischen Hallenkirche – passt das zueinander? Zumindest der Denkmalschutz habe damit kein Problem, erklärt Propst Michael Matschke. Das Projekt sei im Vorfeld mit den Fachleuten dort abgestimmt worden.
Deren Argument für den Einzug neuester Digitaltechnik in eine Jahrhunderte alte Kirche habe einleuchtend geklungen: Früher hätten szenische Heiligendarstellungen auf den Säulen den Gottesdienstbesuchern geholfen, die biblische Botschaft zu verstehen. Warum also heute nicht zeitgemäße Technik wie Kameras und Bildschirme?
Der Architekt stellt die Nutzung in den Mittelpunkt
Eine Kirche müsse zweckmäßig sein – darum geht es nach Ansicht von Theo Dwertmann auch. „Sie ist zwar ein Denkmal. Aber es kommt auf die Nutzung an!“, fordert er. „Wir wollen daraus kein Museum machen. Es soll eine Kirche sein, deren erste Funkion der Gottesdienst ist.“
Dwertmann kennt sich aus in den Kirchen des Offizialatsbezirks. Die Monitor-Lösung in der St.-Georgs-Kirche sei in der Region bisher einmalig. So einmalig wie die Zahl der Plätze, die durch die meterdicken Säulen verloren ging. „Und dann kommt noch die Kanzel hinzu, die zusätzlich einiges an Sicht wegnimmt.“
In Deutschland ist das nicht neu
Monitore in der Kirche – neu in der Region, aber nicht in Deutschland und schon gar nicht in der Weltkirche. Rainer Krause, Fachmann für Kirchentechnik und als Geschäftsführer der Firma Seis Akustik aus der Nähe von Hannover mit der Situation in Vechta vertraut, hat es öfter mit dem Wunsch von Gemeinden nach Videotechnik in Gotteshäusern zu tun.
Dabei geht es nicht immer nur darum, die Sicht zu verbessern, sondern oft auch darum, Bilder oder Filme im Gottesdienst einfacher nutzen zu können. Für Krause eine normale Entwicklung. Er sagt: „Die Kirche hat sich Jahrzehnte lang gegen das Moderne gewehrt und kriegt jetzt so langsam die Kurve. Wenn Menschen in die Kirche kommen, sollen sie alles verstehen und alles sehen."
Propst Michael Matschke kennt viele Vorbilder
Monitore in der Kirche – auch für Propst Matschke ist die Idee nicht so ungewöhnlich. Er kennt Vorbilder, und zwar ziemlich große. „Von der Kathedrale Notre Dame in Paris bis zur St.-Patricks-Cathedral in New York. Selbst in Polen ist das durchaus üblich.“