Bischof Genn feiert Gottesdienst in Wesel-Büderich

Kaiser Napoleon ließ Kirche zerstören - Neubau wird 200 Jahre alt

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Als kein Geringerer als Napoleon Bonaparte 1813 das kleine Örtchen Büderich am Rhein zerstören ließ, weil es zu nah am „Fort Napoleon“ für seine französischen Truppen lag, ahnte kaum jemand, dass nur wenige Monate später „Neu-Büderich“ mit einer neuen Kirche St. Peter in der Ortsmitte geplant werden konnte.

Büderich verdankt Napoleon Bonaparte, dem französischen Kaiser und General, in diesen Wochen durch die Wirren der Napoleonischen Kriege ein besonderes Jubiläum. Der Ort, südlich von Wesel am Rhein gelegen, blickt auf das 200-jährige Kirchenjubiläum von St. Peter.

„Ohne Napoleon wäre Büderich ein Dorf geblieben, vielleicht noch mit der alten Kirche“, sagt Rudolf Friedhoff. Das Kirchenvorstandsmitglied der Pfarrei St. Ulrich in Alpen ist ein Kenner der Büdericher Geschichte, eines Orts, der heute zu Wesel gehört.

 

Festgottesdienst mit Bischof Genn

 

In der Historie gibt es ein Alt-Büderich und ein Neu-Büderich. Ihr neues Dorf feierten die Büdericher 1821 mit der Weihe ihrer neugebauten Kirche St. Peter. An dieses Ereignis soll auch in diesen Tagen erinnert werden, wenn Bischof Genn am 27. Juni 2021 um 11 Uhr zum Festgottesdienst in St. Peter kommen wird.

„Es ist der Auftakt hoffentlich weiterer Feiern im Ort, die wir mit vielen Kirchenführungen fortsetzen möchten“, sagt Pfarreiratsmitglied Barbara Morée. Mit einer zwölfköpfigen Arbeitsgruppe hat sie das Jubiläum „200 Jahre St. Peter“ vorbereitet.

 

Büderich zu nahe an der Befestigungsanlage „Fort Napoleon“

 

Wer Neu-Büderich verstehen will, muss eintauchen in die Geschichte der französischen Eroberung, als 1794 französische Revolutionsheere an den Rhein heranrückten. Als Napoleon 1811 bei seinem Heereszug gegen Russland das „Fort Napoleon“, einer französischen Befestigungsanlage bei Büderich, besichtigte, soll er über den Ort gesagt haben: „Das Nest da muss weg.“

Im Dezember 1813 ließ Napoleon durch einen Stadtboten in öffentlichem Straßenruf bekannt machen: „Der Gouverneur von Paris hat befohlen, jeder Büdericher hat sein Haus zu räumen und mit Hab und Gut anderswo einen bleibenden Platz zu suchen, weil die Stadt Büderich zu nahe beim Fort Napoleon liegt.“

 

Ende der 350 Jahre alten Pfarrkirche besiegelt

 

Rudolf Friedhoff und Barbara Morée bieten anlässlich des Jubiläums Kirchenführungen in St. Peter Büderich an. | Foto: Johannes Bernard
Rudolf Friedhoff und Barbara Morée bieten anlässlich des Jubiläums Kirchenführungen in St. Peter Büderich an. | Foto: Johannes Bernard

Wenig später rückten 150 Mann mit Äxten, Beilen und Brecheisen in die Stadt ein und zerstörten die Häuser. Pfarrer Rechtmann bekam den Befehl, die Kirche auszuräumen. Das Ende der fast 350 Jahre alten Pfarrkirche war besiegelt.

„Wenn nicht Zimmerleute aus Ginderich und Helfer mit Pferdegespannen aus Xanten dem Pfarrer zu Hilfe gekommen wären, um drei Altäre, die Orgel, Kanzel, Bänke und anderes mehr zu demontieren und nach Gest und Xanten zu schaffen, wäre die Sicherstellung der Kirchenschätze unmöglich gewesen, da die Büdericher mit der Bergung ihrer eigenen Habe vollauf beschäftigt waren“, erläutert Friedhoff die damalige Situation. Auch die Glocken seien noch rechtzeitig aus dem Turm geholt und nach Xanten gebracht worden.

 

Preußen planen Aufbau des Orts

 

Nur ein halbes Jahr später, im Frühjahr 1814, waren die Festung Wesel und das „Fort Napoleon“ Geschichte. Die Franzosen zogen ab. Die Büdericher bauten sich auf ihren früheren Häusern Nothütten. Die preußische Regierung beauftragte den Landbauinspektor Otto Friedrich Wilhelm von Gloeden, einen Mitarbeiter im Stab des berühmten Bauplaners Karl Friedrich Schinkel, mit dem Aufbau des Orts und den Planungen für eine neue Kirche. Schinkel selbst soll die Entwürfe zum Kirchbau überarbeitet haben.

„Die Kirche wurde vollständig auf Kosten der Entschädigungskasse gebaut. Aber die Geldmittel waren knapp, und Büderich arm wie eine Kirchenmaus“, sagt Friedhoff. Am Bau musste viel improvisiert werden. So sind die jetzigen Säulen im Kircheninneren Baumstämme, die mit einem Stein ummauert wurden. Der Stein wurde mit einem marmorierten Anstrich versehen. 1910 entstand ein Anbau im neuromanischen Stil.

 

Kirche als Stall beim Rheinhochwasser 1926

 

Im Mittelpunkt stand das Gotteshaus beim legendären Rheinhochwasser 1926, als Landwirte ihre Tiere in der Kirche unterstellen und so retten konnten. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Kirche durch Artilleriebeschuss beschädigt. Später erfolgte eine aufwändige Sanierung.

Anlässlich des Jubiläums zeigt die Gemeinde in einer Ausstellung in der Kirche alte Gebetbücher, historische Messgewänder, alte Krippenfiguren, mittelalterlichen Bildschatz und weitere Kirchenschätze. „Wir laden alle ein, die Kirche zu besuchen und sich mit ihrer Geschichte vertraut zu machen“, sagt Barbara Morée.

 

Kirchenführungen an den Sonntagen

 

Vom 27. Juni bis 12. September werden sonntags Kirchenführungen angeboten. Start ist jeweils im 14 Uhr, 15.30 Uhr und 17 Uhr. Für Gruppen auch nach Vereinbarung. Ansprechpartner ist Rudolf Friedhoff, Telefon 02803/1735, oder ru.friedhoff(at)gmail.com. Rechtzeitig zur Feier am 27. Juni fertig sein wird auch ein Rückblick auf die Geschichte der Kirche St. Peter in Büderich, der im Pfarrbüro in Alpen erhältlich sein wird.

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