Anzeige
Katholiken können im Heiligen Jahr 2025 unter Voraussetzungen einen Ablass erlangen. Sagt der Vatikan. Aber was bedeutet das? Wer versteht das? Nicht zuletzt ökumenisch gibt es Klärungsbedarf, meint Johannes Bernard.
Wer das Fegefeuer vermeiden wollte, der musste zahlen. Die Kirche im Spätmittelalter war erfinderisch, um ihre Geldquellen nicht versiegen zu lassen. Der Ablasshandel im ausgehenden Mittelalter mit der Möglichkeit, eine Reduzierung der Sündenstrafen zu erwirken, gab im 16. Jahrhundert den Auftakt für eine Revolution in Kirche und Gesellschaft. Sie ließ den Augustinermönch Martin Luther toben und gipfelte in der Reformation.
Nun möchte der Vatikan für das Heilige Jahr 2025 den Katholikinnen und Katholiken die Möglichkeit geben, unter Voraussetzungen einen Erlass von Sündenstrafen im Jenseits erlangen zu können. Das ist eine gute Sache. Da gibt es nichts einzuwenden.
Bischöfe in der Pflicht
Und doch erfordert das Vatikan-Schreiben ein sehr genaues Lesen und eine kritische Betrachtung darüber, wie über Sünde, Ablass, Beichte, Jenseits, Fegefeuer, Himmel und Hölle geschrieben wird. In weiser Voraussicht betont der Vatikan, dass nicht alle Länder und Kulturen dasselbe unter einem Ablass verstehen. Daher sollen die nationalen Bischofskonferenzen oder die einzelnen Bischöfe weitere Erklärungen verfassen.
Besonders in Deutschland werden die evangelischen Kirchenvertreter genau hinschauen, wie heute ihre katholischen Amtsbrüder den Ablass interpretieren. Das Pilgern nach Rom unter anderem zur Gewinnung eines Ablasses, wie der Vatikan es vorschlägt, kann zu einem schönen Gemeinschaftserlebnis werden. Werke der Barmherzigkeit zu üben, ist auch über das Heilige Jahr 2025 hinaus ein lohnendes Ziel. Spenden für karitative Bereiche, wie sie vorgeschlagen werden, verdienen großen Respekt und Anerkennung über einen Ablass hinaus.
Wichtiges Zeichen
Wie das alles mit den Sündenstrafen, dem eigenen sündhaften Verhalten und der Beichte zusammenhängt, darüber werden sich jetzt katholische Theologinnen und Theologen den Kopf zerbrechen. Sie werden Ausarbeitungen vorlegen, wie die Bedingungen für den Ablass genauer aussehen.
Vielleicht gelingt es auch, die weiterführenden Erklärungen in ökumenischer Verbundenheit und Zusammenarbeit auf den Weg zu bringen. Das wäre für das kommende Heilige Jahr ein wichtiges Zeichen.