Polizei: Staatsschutz ermittelt / Dompropst warnt vor Hass-Botschaften

Anti-AfD-Graffiti an Münsters Dom, Bischofshaus und Domplatz vor Großdemo

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Mit zahlreichen Anti-AfD-Grafitti sind Münsters Dom, Bischofshaus und weitere Stellen am gesamten Domplatz besprüht worden. Der Staatsschutz ermittelt, wie Kirche+Leben erfuhr. Dompropst Köppen warnte unterdessen vor Hass-Botschaften.

Wenige Stunden vor der geplanten Großdemonstration gegen den Neujahrsempfang der AfD sind in der Nacht zum heutigen Freitag rund um den Domplatz in Münster öffentliche Gebäude mit zahlreichen Graffiti besprüht worden - jedesmal in derselben, mal grünen, mal gelben, mal schwarzen Schrift. 

Am äußeren Kapellenkranz des Paulusdoms ist zu lesen: “Kein Gott, kein Staat, kein Patriarchat”. Gleich nebenan, nahe der Statue des seligen Kardinals Clemens August von Galen am Domplatz steht auf der Straße: “Ich bin kein Rassist, aber”, am Tor zum Bischofshaus und nebenan zusätzlich an der sogenannten Kettelerschen Doppelkurie “Alle hassen Bernd”. Am LWL-Landesmuseum ist zu lesen “Alle hassen Bernd & Nazis”, an der Toilettenanlage auf dem Domplatz “Höcke wegsperren” und an der Bezirksregierung “Nazis raus”. Der Thüringer AfD-Chef Björn Höcke, der im Vorjahr zum Neujahrsempfang seiner Partei in Münster gesprochen hatte, wird in manchen satirischen Kontexten spöttisch auch Bernd genannt, manche geben ihm auch irrtümlich diesen Vornamen.

Polizei überprüft zwei Personen

Auch an der benachbarten Überwasserkirche befindet sich ein Graffito mit dem Inhalt “Kein Gott, kein Staat, nur der Mönch (von) Lützerath”. In dem Gotteshaus wird es am Nachmittag einen ökumenischen Gottesdienst vor der erwarteten Großdemonstration geben.

Die Polizei erklärte auf Anfrage von Kirche+Leben, Beamten hätten die Graffiti in der Nacht entdeckt. In dem Zusammenhang seien zwei Personen überprüft worden. Ob ein Tatzusammenhang besteht, konnte sie zunächst nicht sagen. Nun ermittele der Staatschutz.

Dompropst: Kein Stil politischer Auseinandersetzung

Dompropst Hans-Bernd Köppen gab sich im Gespräch mit Kirche+Leben gelassen. Er vermute extreme Gruppen, die meinten, "auf diese Art tätig werden zu müssen". Solche Aktionen führten jedoch zu nichts: “Das ist kein Stil politischer Auseinandersetzung, sondern schlicht und ergreifend Sachbeschädigung." 

Das Domkapitel habe bewusst drei Europa-Flaggen am Dom gehisst - wie auch an der nahen Lambertikirche und durch die Kaufleute an den Geschäften des Prinzipalmarkts - “als ein Zeichen von Toleranz, als Zeichen für eine multikulturelle Gesellschaft, in der Platz für alle ist und in der auch jeder sagen seine Meinung”, sagte Köppen. Gleichwohl müsse der Diskurs fair bleiben. "Darum mag ich auch nicht den Slogan ‘Münster hasst die AfD'. Hass ist eine Botschaft  der rechten Szene, dafür steht die AfD. Wir aber sollten keine Hass-Botschaften senden, sondern Botschaften, die verbinden", so der Dompropst. "Dafür steht Europa, dafür stehen die Europaflaggen auch am Dom.”

Am Mittag waren die Graffiti am Dom und an der Kettelerschen Doppelkurie bereits wieder entfernt.

Der mögliche Hintergrund

Am heutigen Freitagabend findet in unmittelbarer Nähe des Domplatzes, im Historischen Rathaus der Stadt, der Neujahrsempfang der AfD statt. Dabei spricht unter anderem Peter Boehringer, stellvertretender Bundessprecher der AfD. Das Bündnis “Kein Meter den Nazis” veranstaltet eine Gegendemonstration auf dem Prinzipalmarkt vor dem Rathaus, ebenso auf dem Domplatz. Die Stadt Münster sagte, sie stelle sich auf rund 30.000 Menschen ein.

Das Stadtdekanat und die evangelische Kirche in Münster laden zuvor zum Gebet in die Überwasserkirche ein. Zahlreiche katholische Verbände wie der Bund der Deutschen katholischen Jugend (BDKJ), Katholische Frauengemeinschaft (KFD) und der Diözesancaritasverband rufen zur Beteiligung an der Gegendemonstration auf. Vor dem Paulusdom sind drei Europaflaggen gehisst worden.

UPDATE: Infos über Graffito an der Überwasserkirche ergänze (16.02.2024, 15:30 / mn). - Drittletzter Absatz ergänzt. (16.02.2024., 14:15 Uhr / mn)

Wann wo welche Veranstaltung geplant ist:
Ökumenisches Friedensgebet: 15.30 Uhr in der Überwasserkirche
Beginn der Demonstration gegen den AfD Neujahrsempfang: 17 Uhr auf dem Prinzipalmarkt und auf dem Domplatz

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