Christ wird man ein Leben lang

Auslegung der Lesungen vom Fest Taufe des Herrn

 Mit dem Fest der Taufe des Herrn an diesem Sonntag endet die Weihnachtszeit. Zugleich geht der Blick auf den Beginn eines Lebens als Christ. Ein lebenslanger Prozess, sagt Pater Daniel in seiner Schriftauslegung.

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Mit dem Fest der Taufe des Herrn an diesem Sonntag endet die Weihnachtszeit. Zugleich geht der Blick auf den Beginn eines Lebens als Christ. Ein lebenslanger Prozess, sagt Pater Daniel in seiner Schriftauslegung.

Beim Stichwort Taufe haben wir meist das Bild eines Kleinkindes vor Augen, das Eltern und Paten zur Kirche tragen und dort mit dem Taufwasser in Berührung bringen lassen. Im Jahr 2000 gab es in Deutschland 26,8 Millionen Katholiken und 232.920 Taufen. 2018 waren es bei rund 23 Millionen Katholiken 167.787 Taufen.

Ein Kind sagt allerdings noch nicht selbst Ja zur Taufe, das tun seine Eltern und Paten stellvertretend. Sie wollen, dass es nicht in einem geistig-geistlichen Vakuum aufwächst, sondern eine christliche Prägung erfährt bis zur eigenen Entscheidung, der Zusage oder Absage. Die Firmung wäre dann die „Konfirmation“, die Bestätigung des von den Eltern begonnenen Prozesses. Niemand ist Christ von Geburt an, sondern er wird es – zeitlebens.

 

Wir haben es nicht in der Hand

 

Die Lesungen vom Fest Taufe des Herrn (Lesejahr A) zum Hören finden Sie hier.

Was geschieht bei der Kindertaufe eigentlich? Immer spüren Eltern, dass wir Menschen gar nicht alles in der Hand haben und einfach machen können. Ein Kind nicht, seine Gesundheit ebenfalls nicht. Die Sorge um das Kind und sein Wohlergehen lässt sie näher zusammenwachsen. Sie zeigen ihre Bereitschaft, die Kinder, die Gott ihnen schenkt, anzunehmen und im Geist Christi zu erziehen.

Was gibt ihnen Sicherheit, in einer Zeit in der nichts sicher scheint? Ein bleibendes Zeichen ist die Taufe. Das Kind kommt mit dem Lebenselement Wasser in Berührung. Es wird eingetaucht in die Liebe Gottes und erhält die Zusage: „Du bist ein Kind Gottes! Die Liebe Gottes ist unauslöschlich. Selbst wenn du dich von Gott abwenden solltest, wird er immer auf dich warten. Nicht das Böse, Leid oder Tod haben das letzte Wort über dein Leben, sondern der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.“

 

Was zum Ritus der Taufe gehört

 

Zum Ritus gehört das Segenswort im Namen des dreieinigen Gottes. Diesen Segen können Eltern wie Paten immer wieder ihrem Kind zusprechen und es mit dem Segenszeichen bezeichnen. Das Kind wird mit dem Chrisamöl gesalbt. Alles Böse soll an ihm abgleiten, es steht unter dem Schutz Gottes. Das weiße Kleid bedeutet: Das Kind wird ganz neu angezogen von der Liebe Gottes in die Freundschaft mit ihm hinein. Die Taufkerze bedeutet Leben im Licht Christi. Entzündet an der Osterkerze, ist sie das Symbol des durch keine Dunkelheit auszulöschenden Lichtes Gottes.

Das Kind ist keine Nummer, es trägt einen von den Eltern ihm zugedachten Namen. Die Taufe ist eine zeichenhafte, heilige Handlung, ein Sakrament. Sie besiegelt und bestätigt unauslöschlich die Verbindung mit Jesus Christus und seiner Gemeinde. Martin Luther sagt zur Taufe: „Wie kann Wasser solch große Dinge tun? Wasser tut's freilich nicht, sondern das Wort Gottes.  Denn ohne Gottes Wort ist das Wasser schlicht Wasser und keine Taufe; aber mit dem Worte Gottes ist's eine Taufe, das ist ein gnadenreich Wasser des Lebens und ein Bad der neuen Geburt im Heiligen Geist.“ Martin Luther sagte auch: „Ich danke Gott und bin fröhlich, dass ich als ein Kind getauft bin. Ich habe nun geglaubt oder nicht, so bin ich dennoch auf Gottes Gebot getauft. An der Taufe fehlt nichts; am Glauben fehlt's immerdar.“

Der zunächst von den Eltern und Paten stellvertretend bekannte und dann eigenständig angenommene Glaube gehört zur Taufe unabdingbar dazu. Die Taufe ist einmalig, unwiederholbar, eine unzerstörbare Verbindung zu Jesus Christus.

 

Worauf Jesus besteht

 

Der Autor
Pater Daniel Hörnemann.
Pater Daniel Hörnemann OSB ist Mönch der Benediktinerabtei Gerleve bei Billerbeck und Theologischer Berater von "Kirche+Leben". | Foto: Markus Nolte

Dieser Jesus wurde nicht als Kind getauft, sondern hat als Erwachsener die Initiative ergriffen, reihte sich in die Schar der Taufwilligen am Jordan ein. Der Täufer Johannes wollte ihn zurückweisen: Nicht Jesus, sondern er selbst habe die Taufe nötig. Doch Jesus insistiert: „Nur so können wir die Gerechtigkeit, die Gott fordert, ganz erfüllen.“ Da öffnet sich der Himmel, Gott nähert sich den Menschen. Die Stimme Gottes spricht den Täufling als „Sohn“ an. Die Erscheinung des göttlichen Geistes hebt ihn aus der Menge der übrigen Täuflinge hervor.

Jesus gewinnt durch die Taufe sein besonderes Profil als Christos, als Messias. Seine Bestimmung war die des Gottesknechtes bei Jesaja, wie es in der ersten Lesung heißt: „Ich habe dich geschaffen und dazu bestimmt, der Bund für mein Volk und das Licht für die Völker zu sein: blinde Augen zu öffnen, Gefangene aus dem Kerker zu holen und alle, die im Dunkel sitzen, aus ihrer Haft zu befreien.“ Dazu hat Gott Jesus „gesalbt mit dem Heiligen Geist und mit Kraft“, sagt die zweite Lesung. Dazu stieg Jesus in das Wasser hinab, um neu daraus aufzusteigen. Hier sind Untergang wie Auferstehung bereits vorgezeichnet.

Sämtliche Texte der Lesungen vom Fest Taufe des Herrn (Lesejahr A) finden Sie hier.

 

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