Papst Franziskus ernennt Nachfolger von emeritiertem Ludwig Schick

Bamberger Weihbischof Herwig Gössl wird Bamberger Erzbischof

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Herwig Gössl wird neuer Erzbischof des bayerischen Erzbistums Bamberg. Das wurde heute zeitgleich in Rom und Bamberg bekannt gegeben. Gössl war Weihbischof in Bamberg und wird Nachfolger von Ludwig Schick, der vor einem Jahr in den Ruhestand getreten war.

Herwig Gössl (56) wird neuer Erzbischof von Bamberg. Das wurde heute gleichzeitig in Rom und Bamberg bekannt gegeben. Der bisherige Bamberger Weihbischof folgt auf Ludwig Schick, der im Novemer 2022 nach 20 Amtsjahren in den Ruhestand getreten war. Gössl hatte seitdem als Diözesanadministrator übergangsweise das Erzbistum geleitet.

Anders als in Bistümern, für die das Preußenkonkordat gilt - etwa in Nordrhein-Westfalen - wird der Bamberger Erzbischof nicht zunächst vom Domkapitel gewählt, sondern direkt durch den Papst ernannt.

Wer ist Herwig Gössl?

Gössl wurde 1967 in München geboren und wuchs in Nürnberg auf. Nach seiner Priesterweihe 1993 war er zunächst in der Pfarreiseelsorge tätig, bevor er 2008 zum stellvertretenden Leiter der gemeinsamen Priesterseminare der Bistümer Würzburg und Bamberg in Würzburg berufen wurde. 

2014 schließlich ernannte ihn Papst Franziskus zum Weihbischof im Erzbistum Bamberg. Die Bischofsweihe spendeten ihm seine beiden Vorgänger als Erzbischöfe, Ludwig Schick und Karl Braun, sowie der 2018 verstorbene Bamberger Weihbischof Werner Radspieler. In der Deutschen Bischofskonferenz gehört er den Kommissionen für Ehe und Familie sowie für die Caritas an.

Wie denkt der neue Erzbischof?

Seine konservative Grundhaltung hatte er nach seiner Ernennung zum Weihbischof offen bekannt und auch seine skeptische Haltung zu manchen Forderungen des Synodalen Wegs nie verborgen, wie es in einer Mitteilung des Erzbistums heißt. Als Bamberger Vertreter in der Synodalversammlung habe er, wie er selbst bekannte, aber auch eine Entwicklung durchgemacht. Trotz vieler offener Fragen habe er mit seiner Stimme viele Reformanträge des Synodalen Wegs unterstützt und während der Sedisvakanz das reformierte Arbeitsrecht im Erzbistum Bamberg vorläufig in Kraft gesetzt. 

Über die Frage der Weihe von Frauen zu Priestern sagte er, er vermöge dies nicht zu beantworten. Er wisse nicht, was in 20 Jahren sei. „Wir wollen die kirchliche Lehre nicht in die Tonne treten, sondern weiterentwickeln“, sagte er demnach mit Bezug auf das Thema Homosexualität. Und für Bischöfe habe er mehr kontrollierende Mechanismen gefordert. Die Ämter von Priestern und Bischöfen dürften nicht dadurch spiritualisiert werden, dass ihr Handeln aufgrund der Weihe nicht mehr hinterfragt werde. Kirche sei keine Demokratie, aber auch keine Monarchie. „Wir sind als synodale Kirche noch auf dem Weg. Und wir sind noch nicht am Ziel“, sagte Gössl.

Stichwort: Erzbistum Bamberg
Bamberg ist eines von sieben Erzbistümern in Deutschland und nach München zweites Zentrum der katholischen Kirche in Bayern. Das Erzbistum liegt im Norden des Freistaates und umfasst fast den gesamten Regierungsbezirk Oberfranken, weite Teile von Mittelfranken und kleinere Gebiete von Unterfranken und der Oberpfalz.

Auf dem Gebiet der Erzdiözese leben knapp 600.000 Katholiken und rund 1,5 Millionen Nichtkatholiken. Grund für diese katholische Minderheitenposition ist die Reformation, die im 16. Jahrhundert in Franken tiefe Spuren hinterließ. Damals schloss sich die Hälfte der Pfarreien dem Protestantismus an.

Geprägt wird die Erzdiözese durch überwiegend ländliche Gebiete wie die Fränkische Schweiz und auf der anderen Seite durch den Ballungsraum Nürnberg-Fürth-Erlangen. Bistumspatrone sind das heilige Kaiserpaar Heinrich und Kunigunde, die beide im Bamberger Dom begraben sind. Dieser zählt zu den bedeutendsten romanisch-gotischen Bauwerken Deutschlands.

Auf der Frankfurter Reichssynode 1007 hatte König Heinrich II. aus Teilen der Diözesen Würzburg und Eichstätt das neue Bistum gegründet. Unter seinem ersten Bischof Eberhard, dem Kanzler des Königs, wurde es direkt Rom unterstellt. Eine besondere Bedeutung erlangte es bei der Christianisierung der zwischen Main und Regnitz siedelnden Slaven.

Eberhards Nachfolger Suidger wurde 1046 zum Papst gewählt und nahm den Namen Clemens II. an. Als einziger Papst nördlich der Alpen wurde Clemens im Bamberger Dom beigesetzt. Seit der kirchlichen Gebietsreform 1818 gehören die Bistümer Eichstätt, Speyer und Würzburg zur Bamberger Kirchenprovinz. | KNA

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