Sänger aus Hopsten schätzt die Gemeinschaft

Darum ist die wöchentliche Chorprobe das Highlight für Hans Ottemann

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Das Singen im Chor bedeutet Hans Ottemann sehr viel. Musik ist sein Leben, wie er sagt, und sie hilft, seine psychische Erkrankung und ein Nervenleiden besser zu ertragen. Im Kirchenchor St. Georg in Hopsten im Kreis Steinfurt wird seine Tenor-Stimme überaus geschätzt, aber auch seine komponierten Lieder.

Die wöchentliche Chorprobe des Kirchenchors St. Georg im münsterländischen Hopsten ist für Hans Ottemann der Höhepunkt der Woche. In der Zeit der Corona-Pandemie hat er sehr darunter gelitten, dass es wochenlang kein gemeinschaftliches Singen gab.

„Es war eine schwere Zeit für mich. Der Kirchenchor hat mir gefehlt. Ich singe doch so gern“, sagt der 79-Jährige.

Erkrankung in jungen Jahren

Ottemann leidet seit seiner Jugend an einem Nervenleiden, nachdem zunächst Hirnhautentzündungen als Spätfolgen von Masern aufgetreten sind. Durch die psychische Erkrankung ist er auf unterstützende Hilfen angewiesen. Seit vielen Jahren wohnt er mit seiner verwitweten Schwester Hannelore Völker zusammen.

Singen und das Komponieren von Musikstücken ist die große Leidenschaft von Hans Ottemann. Dass er es kann und eine außergewöhnliche Begabung besitzt, bescheinigen ihm nicht nur alle 35 Sängerinnen und Sänger des Kirchenchors.

Ein ausgeprägtes musikalisches Gehör

Pfarrer Christoph Klöpper und Pfarrer Emmanuel Ibeke beim Besuch bei Hannelore Völker und Hans Ottemann. | Foto: Johannes Bernard
Pfarrer Christoph Klöpper und Pfarrer Emmanuel Ibeke zu Besuch bei Hannelore Völker und Hans Ottemann. | Foto: Johannes Bernard

Auch Pfarrer Christoph Klöpper ist angetan, wenn Ottemann seine Tenor-Stimme erhebt: „Unser Chorsänger ist sehr musikalisch und hat ein ausgeprägtes musikalisches Gehör. Jeden Ton trifft er auf Anhieb. Wenn bei anderen ein Ton nicht stimmt, fällt es ihm sofort auf. Aufgrund seiner musikalischen Begabung ist es für ihn ein Leichtes, Liedtexte zu verfassen und sogar mehrstimmig zu komponieren“, sagt Klöpper.

Mehrere von Ottemann komponierte Lieder gehören zum festen Repertoire des Chors, etwa der „Golden-Hochzeits-Marsch“, die „Lobpreis-Klänge“ und das „Gott-Vertrau’n“ mit seinen Liedzeilen „Auf meinen Gott werde ich stets vertrau’n, er ist mein höchstes Gut. Auf meinen Gott werde ich stets bau’n, er gibt mir immer Mut. Auf ihn nur kann man stets vertrau’n in aller Not und Traurigkeit, d’rum werde ich auf ihn nur bau’n, so wie immer alle Zeit.“

Musizieren im Spielmannszug

Ottemann hat sich das Komponieren selbst beigebracht. Er ist ein Autodidakt, der schon in seiner Kindheit die Musik für sich entdeckt hat. In Nordhorn geboren und aufgewachsen, spielte er im Schülerorchester Blockflöte und dann später im Spielmannszug Trommel und Pfeife.

„Der Leiter des Spielmannszugs war sehr streng mit uns. Dort habe ich meine Grundausbildung erhalten.“ Später lernte er bei einem Musiklehrer Mandoline und Geige und komponierte für den Nordhorner Spielmannszug einige Märsche für Trommel und Pfeife. „Dafür habe ich einige Preise gewonnen“, erinnert sich Ottemann.

„Tonleiter kennt kein katholisch oder evangelisch“

Das Lied von Hans Ottemann „Gott-Vertrau’n“ wird im Kirchenchor gern gesungen. | Foto: Johannes Bernard
Das Lied von Hans Ottemann „Gott-Vertrau’n“ wird im Kirchenchor gern gesungen. | Foto: Johannes Bernard

Als der Nordhorner, der viele Jahre in den „Ledder Werkstätten“ in Tecklenburg arbeitete, 2004 zu seiner Schwester nach Hopsten zog, suchte er dort Anschluss an einen Spielmannszug. Doch den gab es dort nicht mehr. Für den evangelischen Christen wäre der nächste evangelische Kirchenchor im Nachbarort Recke gewesen, aber der abendliche Weg zu den Proben dorthin wäre beschwerlich gewesen.

Eingetreten ist er dann in den katholischen Kirchenchor in Hopsten, der ihn sofort aufnahm. „Ich singe natürlich in den Gottesdiensten mit. Die Hopstener Kirche ist sehr schön. Ob ich in einem evangelischen Chor singe oder in einem katholischen – in beiden gibt es ein C-Dur oder ein a-Moll. Die Tonleiter ist für alle gleich. Sie kennt kein katholisch oder evangelisch.“

Lob für den Kirchenchor

Vor allem hat Ottemann im Chor eine feste Gemeinschaft gefunden, die zu verschiedenen Anlässen Auftritte hat. Gern singt er Stücke aus dem Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach und aus der Deutschen Messe von Franz Schubert mit dem berühmten Sanctus. Ebenso schätzt er die geistliche Chormusik des frühbarocken Komponisten Heinrich Schütz.

Begeistert von der musikalischen Fähigkeit Ottemanns ist neben Pfarrer Klöpper auch Pfarrer Emmanuel Ibeke, der aus Nigeria stammt und seit einigen Wochen das Seelsorgeteam in Hopsten verstärkt: „Der Kirchenchor singt immer gut. Musik gehört zum Gottesdienst dazu. Es wäre schön, wenn Hans Ottemann für uns weitere Lieder komponieren könnte.“

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