Schon im 8. Jahrhundert wurde dem Heiligen in Billerbeck eine Kirche geweiht

Die Wiege der Nikolaus-Verehrung im Münsterland

Anzeige

Die Nikolaus-Verehrung hat eine lange Geschichte. Mit Wurzeln im Westfälischen: Der Gründungsbischof des Bistums Münster weihte dem Heiligen schon im 8. Jahrhundert eine Kirche in Billerbeck.

Der Heilige Nikolaus ist einer der populärsten Heiligen. Die Wiege dieser Verehrung nördlich der Alpen steht im Münsterland: Dort wurde Nikolaus erstmals öffentlich verehrt. Der Gründerbischof der Diözese Münster, der Heilige Liudger, weihte noch vor 800 in Billerbeck eine Kirche dem Heiligen.

Nördlich der Alpen war dies die älteste Nikolauskirche, die später durch einen Nachfolgebau ersetzt wurde, weiß der Kölner Kirchenhistoriker und Journalist Manfred Becker-Huberti. Er geht davon aus, dass Liudger den Nikolauskult bei den Benediktinern in Italien kennen gelernt hat.

 

Wenig Fakten

 

Vom historischen Nikolaus ist nur wenig bekannt: Um 300 soll er Bischof von Myra, dem heutigen Demre, das etwa 70 Kilometer südwestlich von der türkischen Touristenhochburg Antalya an der Mittelmeerküste liegt, gewesen sein. Bei den Christenverfolgungen unter Kaiser Galerius soll er eingekerkert und gefoltert worden sein.

Im Jahr 325 nahm er am Konzil von Nicäa teil - seine Unterschrift findet sich unter erhaltenen Schriftstücken, das ist belegt. An einem 6. Dezember zur Mitte des 4. Jahrhunderts starb er im Alter von 65 Jahren in Myra, heißt es in Lebensbeschreibungen.

 

Zahlreiche Legenden

 

Bald wurde er in seiner Bischofsstadt und in Konstantinopel verehrt. Sein Kult breitete sich später auch auf den Westen aus. Zahlreiche Legenden ranken sich um seine Person, die im Mittelalter seine Popularität förderten. 13 Kirchen im Bistum Münster haben den heiligen Nikolaus zum Patron.

Hochverehrt und doch durch die Werbung gnadenlos trivialisiert zeigt sich heute Nikolaus. Der himmlische Kinderfreund und Geschenke-Bringer gilt bis in diese Tage als einer der bedeutendsten Heiligen der orthodoxen Kirche und wird auch in katholischen Kreisen immer noch verehrt. Aber: Kaum einer weiß noch, dass der Kern des Weihnachtsmannes der heilige Bischof von Myra ist.

 

Kindheitserinnerungen

 

Sein Gedenktag ist bei vielen mit Erinnerungen an die eigene Kindheit verbunden: Am 6. Dezember feiern die Katholiken den heiligen Bischof Nikolaus von Myra. „Nikolaus, komm in unser Haus, pack' Deine große Tasche aus...“ - volkstümlich wird an diesen Heiligen noch heute erinnert: Der Bischof reitet meist auf einem Pferd - stellenweise kommt er per Schiff oder Eisenbahn, begleitet von einem stimmungsvollen Umzug, in den Ort. Dort wird er von Kindern, teilweise mit Liedern, Gedichten und Ansprachen begrüßt. Nahezu „Standard“ ist die Frage des heiligen Mannes an die Kinder, ob sie denn immer brav waren.

In früheren Jahrhunderten hingegen war es umgekehrt: Die Kinder wählten unter sich einen Bischof. Die Erwachsenen hatten vor ihn hinzutreten und mussten Rechenschaft ablegen. Später wurde aus diesem Spiel „der umgekehrten Ordnung“ wieder das heute bekannte „Darstellungsspiel“: Ein als Bischof gekleideter Erwachsener ermahnte die Kinder zu Gehorsam und beschenkte sie.

 

Von Luther abgeschafft

 

Luther schaffte diesen Brauch ab - stattdessen kam als Geschenkgeber "der heilige Christ“, womit das Christkindbrauchtum und die Weihnachtsbescherung verbunden wurden, das dann später auch von Katholiken übernommen wurde. Die reformierten Niederländer haben sich dem bis heute widersetzt. Sie nahmen ihren Nikolaus mit in die „neue Welt“.

Aus „Sinte Klaas" wurde „Saint Claus“ und schließlich „Father Christmas“, der „Weihnachtsmann“, den Coca Cola als gemütlichen alten Dicken in ihre Hausfarben rot-weiß steckte, und der nach dem Ersten Weltkrieg reimportiert wurde. Aus dem christlichen Bischof wurde so der „Weihnachtsmann“. Kommerz und Satire machten aus ihm einen trotteligen alten Mann, der nichts mehr mit der Gestalt des heiligen Nikolaus zu tun hatte und hat.

Anzeige