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Zeichen für einen wegweisenden Perspektivwechsel in der Seelsorge sieht Pater Manfred Kollig, im Schreiben „Amoris laetitia“ über Ehe, Familie und Sexualität von Papst Franziskus. Der Papst unterstreiche, dass christliches Leben Freude bereiten soll und nicht unglücklich machen dürfe. „Pastoral soll sich verstehen Dienst an der Freude“, sagte Kollig am Donnerstag in der Katholischen Akademie Stapelfeld. Der Ordensmann war Leiter der Seelsorgeabteilung des Generalvikariats in Münster und wird am 1. Februar als Generalvikar des Erzbistums Berlin eingeführt.
Zudem würdigte er, wie Franziskus das synodale Prinzip bei der Entstehung des Lehrschreibens verwirklicht habe. „Dieses Prinzip wurde hier wirklich gelebt“, sagte Kollig und wies hin auf die ausführlichen Befragungen vor Beginn des Treffens von Bischöfen aus aller Welt im Vatikan. „Das war neu: dass sich nicht nur einige Delegierte oder von Amts wegen bedeutsame Persönlichkeiten treffen, sondern die Gläubigen weltweit befragt werden.“
„Wichtiger als das Ergebnis ist der Prozess“
Der Papst höre, was die Getauften sagen. Er spreche mit ihnen auf Augenhöhe. Das könne wegweisend für die Pastoral, wenn es um Entscheidungsfindung gehe. „Wichtiger als das Ergebnis ist dem Papst der Prozess“, erklärte Kollig. Bedeutsam sei zudem, dass der Papst in seinem Schreiben eine lehramtliche Zuspitzung vermeide und stattdessen christliche Werte erkläre und Ideale nahebringe.
Auch in der lateinischen Wortwahl „Amor“ statt „Caritas“ für Liebe und „Laetitia“ statt „Gaudium“ für Freude sieht Kollig ein Zeichen dafür, dass es dem Papst auf ein Christentum ankomme, das, wie es in „Amoris laetitia“ heiße „durch und durch in der Welt lebt, liebt und leidet, ganz körperlich verstanden“. Da könne man fragen, so Pater Kollig: „Die Pastoral, so wie wir sie erleben, ist die ganz körperlich verstanden und lebt sie so richtig in der Welt?“
Paare loben Papst
In Stapelfeld stand neben den Ausführungen Pater Kolligs vor allen Dingen die Sicht derjenigen im Mittelpunkt, die im Zentrum von „Amoris laetitia“ stehen: Eheleute. Dazu kamen unter anderem zwei Ehepaare zu Wort. Dieter-Felix und Getrud Grzabka, ein Paar, das bald 40 Jahre verheiratet ist und Barbara und Andreas Middendorf, die erst vor drei Monaten kirchlich geheiratet haben.
Beide Paare lobten Inhalt und Sprache des Papstschreibens und betonten, wie gut Papst Franziskus die Lebenswirklichkeit heutiger Ehen treffe. Einen Einblick in die Lebensumstände von Menschen mit schwierigen Lebenssituationen gab Hildegard Wübben-Siefer, die Leiterin des allgemeinen sozialen Dienstes im Jugendamt Cloppenburg.
Neue Broschüre „EHE“
Bei der Veranstaltung in der Katholischen Akademie Stapelfeld stellte Pater Manfred Kollig auch eine neue Broschüre vor, mit der die Grundanliegen von des Schreiben „Amoris laetitia“ nähergebracht werden soll. Das Heft mit dem Titel „Ehe“ führt in zwölf Kapiteln mit kurzen Texten und passenden Bildern in das Thema ein und versteht sich auch als Anregung zum weiteren Nachdenken. Hinweise auf Textstellen aus „Amoris laetitia“ könnten Gruppen und Gesprächkreise zum Beispiel als Einstieg für Diskussionen nutzen, so Kollig. Das Bischöfliche Generalvikariat und das Bischöflich Münstersche Offizialat in Vechta haben sie gemeinsam herausgegeben. Interessierte können sie bestellen unter 0251 49 55 41 oder online unter www.materialdienst-bistum-muenster.de.