Jyothish Joy schreibt parallel seine Promotion – über Synodalität

Ein Thomas-Christ wird Studierendenpfarrer in Münster – was heißt das?

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Im September tritt Pastor Jyothish Joy seine neue Stelle bei der Katholischen Studierenden- und Hochschulgemeinde (KSHG) in Münster an. Zu 50 Prozent wird er als Studierendenseelsorger tätig sein, daneben ein Promotionsstudium an der Universität Münster aufnehmen und sich mit der Synodalität der Kirche befassen. Und auch damit, was die Kirche von den Thomas-Christen aus Indien lernen kann, zu denen Pastor Joy selbst gehört.

„Wir werden ihn vermissen“, schreibt die Pfarrei St. Lambertus Ochtrup über Pastor Jyothish Joy. Nach fünfeinhalb Jahren wechselt der indische Priester nach Münster, um seine neue Stelle als Studierendenseelsorger bei der Katholischen Studierenden- und Hochschulgemeinde (KSHG) anzutreten und an der Universität ein Promotionsstudium aufzunehmen.

„Ich bin ein Ochtruper geworden. In der Pfarrei galt ich als Taufpriester. Das war eine schöne Erfahrung“, sagt der Priester aus dem Bistum Idukki im südindischen Bundesstaat Kerala. Er sei dankbar für die Zeit in der Pfarrei.

Freundlicher Empfang im KSHG-Rat

„Dort habe ich die Sprache und die Kultur kennen gelernt, bin immer offen und herzlich empfangen worden. Ich fühle mich im Münsterland heimisch und bin sogar Mitglied im Schützenverein von Welbergen“, sagt er. Das Seelsorgeteam um Pfarrer Stefan Hörstrup habe ihn immer unterstützt.

Ähnlich freundlich - das sagt Pastor Joy selbst - hat der KSHG-Rat ihn aufgenommen, als er sich dem Gremium mit seinen ehrenamtlich engagierten Studierenden und einigen Hauptamtlichen vorstellte und das kommende Semester-Programm besprach. Ein Termin für eine Trauung ist schon fest verabredet.

Abholung des Studenten-Ausweises

In den nächsten Tagen wird der 41-Jährige seinen Studenten-Ausweis abholen und sich informieren, an welchen Seminaren der Katholisch-Theologischen Fakultät er teilnehmen kann. Seine Doktor-Arbeit im Fachgebiet Pastoraltheologie befasst sich mit der Synodalität und Kirchenversammlung bei den so genannten Thomas-Christen in Indien.

Jyothish Joy gehört zu den Thomas-Christen. Dazu zählen die heute rund sieben Millionen Angehörigen indischer christlicher Kirchen, die ihre Geschichte auf eine Erstmission durch den Apostel Thomas zurückführen. Die Thomas-Christen lebten seit der frühen Christenheit in Indien und damit lange bevor im 16. Jahrhundert Missionare aus Portugal nach Indien kamen.

Die Thomas-Christen teilen sich in mehrere orthodoxe und protestantische Kirchen auf; Pastor Joy ist Mitglied der katholischen syro-malabarischen Kirche, einer mit Rom unierten Ostkirche in Indien.

Synodalität der Thomas-Christen

„In der Tradition der Thomas-Christen spielt die Synodalität, also die Mitsprache und Mitverantwortung der Christen, eine große Rolle. Vieles, was heute in der Kirche unter Synodalität behandelt wird, kennen die Thomas-Christen seit Jahrhunderten“, klärt Pastor Joy auf.

Die Synodalität der syro-malabarischen Kirche zeigt sich heute darin, dass seit 2004 die Synode autonom über die Ernennung der eigenen Bischöfe und über die Errichtung und Auflösung der Diözesen im eigenen Territorium entscheiden kann. Allerdings bedarf es dazu der Zustimmung des Papstes.

Austausch der Kulturen

Das gegenseitige Kennenlernen von Weltkirche empfindet der indische Priester als bereichernd. Er hat mit Begeisterung Deutsch gelernt und sich gern in die kulturellen Gepflogenheiten des Münsterlands eingelebt.

„Das können nicht alle. Einige Priester der Weltkirche gehen nach kurzer Zeit wieder in ihre Heimat zurück. Die Möglichkeit zu haben, sich auszutauschen und so wie ich die deutsche Kirche zu erleben, das ist schon ein großes Geschenk“, sagt Pastor Joy.

Kirchenbindung in Kerala

Seinen Dienst im Bistum Münster seit 2017 versieht er gern, auch wenn sich die gelebte Kirchlichkeit in Deutschland von Kerala unterscheidet. „Wenn in Indien heilige Messen gefeiert werden, sind die Kirchen immer voll“, sagt der Seelsorger.

Er freue sich auf die Studierenden und das Lesen der deutschsprachigen theologischen Literatur. Auch wenn er seine Doktorarbeit in englischer Schrift abfassen wird. „Das fällt mir doch etwas leichter.“

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