Oldenburger schrieb erstes deutsches Buch über Olavsweg

Einsam pilgern: Wie Michael Schildmann den Olavsweg in Norwegen entdeckte

Erst im Ruhestand hat Michael Schildmann aus Oldenburg das Pilgern entdeckt. Er war schon auf verschiedenen Jakobswegen unterwegs. Sein Herz gehört aber dem Olavsweg, einem lange vergessen Weg durch Norwegen und Schweden.

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In Norwegen pilgern? In diesem protestantischen Land zum Grab eines Heiligen? Michael Schildmann sah auf seinem Weg oft zweifelnde Gesichter. Der einsame Wanderer auf den Wegen zwischen Oslo und Trondheim hatte viel zu erklären.

Dass im Mittelalter Tausende über die Berge zogen zum „Jerusalem des Nordens“, von Oslo oder Sundsvall in Schweden zum Grab des heiligen Olav in Nidaros, war selbst vielen evangelischen Pastoren nicht präsent. „Die hatten schlicht keine Idee vom Pilgern“, sagt Schildmann.

 

Zuerst einmal der Jakobsweg

 

Der 71-jährige Oldenburger zunächst ja auch nicht. Er war einmal Lehrer, hatte sich dann in einer Lebenskrise auf den Weg gemacht, nach einem gesundheitlichen Zusammenbruch und später einer schweren Operation. Er wollte zu sich selbst finden – beim Wandern, so die erste Idee. Bewusst ganz allein, ohne seine Frau. Statt Wandern wurde es dann der Jakobsweg, 39 Tage war er da im Sommer vor dreizehn Jahren unterwegs.

Ungewöhnlich für einen evangelischen Christen, der schon lange aus der Kirche ausgetreten ist. Aber Schildmann hatte in einer Talkshow zufällig junge Pilger gesehen, die ihn beeindruckten. Auch Hape Kerkelings Buch spielte eine Rolle („obwohl ich seinen Humor gar nicht mochte“). Er machte sich auf den Weg nach Santiago.

Begegnungen mit anderen Pilgern beeindruckten ihn, suchende Menschen wie Schildmann selbst, aber auch „sehr fromme“ Menschen.

 

Verhältnis zu Gott neu geordnet

 

Im Rückblick sagt er: „Ich habe mein Verhältnis zu Gott auf diesem Weg klären können. Ohne dass ich wieder in eine Kirche eingetreten wäre – heute habe ich ein anderes, bewussteres Verhältnis zu Gott.“ Jetzt wusste er: „Pilgern ist meins.“

Der begeisterte Fotograf hatte Fotos mitgebracht, sie waren auch in einer Ausstellung in einer katholischen Kirche zu sehen, der Kirche des Forums St. Peter, einem Projekt der Cityseelsorge in der Stadt Oldenburg.

 

Pilgerfotos ausgestellt

 

So kam Schildmann mit dem damaligen Forumspfarrer Egbert Schlotmann in Kontakt. Mit dem verstand er sich sofort. „Das war der erste Pfarrer in meinem Leben, mit dem ich auf Augenhöhe reden konnte – ironischerweise ein katholischer.“

Schildmann blieb mit dem Forum in engem Kontakt; er besuchte mit seiner Frau dort besondere Angebote und Konzerte. Auch die katholische Idee des Pilgerns ließ ihn nicht los. 2010 entdeckte er den Olavsweg für sich.

 

Olavsweg war kaum bekannt

 

Auf dem Jakobsweg, hatte er gehört, dieser uralte Pilgerweg in Norwegen sei neu belebt. Ein Weg, kaum bekannt, durch oft unberührte Landschaft.

Aber auch ein Weg mit Herausforderungen. Anders als auf dem Jakobsweg ohne ein festes Netz von Pilgerherbergen. Anders als auf dem Jakobsweg auch mit sehr wenig Pilgern. Auf seinem ersten Weg vor zehn Jahren von Oslo nach Trondheim begegneten ihm auf 650 Kilometern nur fünf andere Pilger. Das hat sich geändert, im Jahr seien es heute vielleicht 2.000, schätzt er. Gegenüber mehr als 300.000 auf dem spanischen Jakobsweg.

Wenig Pilger auf dem Olavsweg: Das hat sich geändert. Es ist auch das Verdienst von Michael Schildmann: Er hat das erste deutsche Buch über diesen alten Pilgerweg geschrieben.

 

Die Einsamkeit ist das Besondere

 

Was für ihn das Besonders ist an diesem Weg zum Grab ist? „Die Einsamkeit“, sagt Schildmann spontan. „Ich war auf mich selbst zurückgeworfen, sah oft erst abends in den Herbergen wieder Menschen.“

Schildmann ist inzwischen auch mit seiner Frau viele Pilgerwege gegangen. Den Olavsweg ging er aber drei Mal allein. Bewusst ganz allein unterwegs zu sein – „das hatte mich gepackt.“

Der Olavsweg führt zum Grab des heiligen Königs Olav (995-1035) im Nidarosdom in Trondheim. Mit ihm verbindet sich die Christianisierung Norwegens. Der Nidarosdom war im Mittelalter ein wichtiges Ziel für Pilger in Nordeuropa. Diese Tradition brach 1537 mit der Reformation in Norwegen abrupt ab. Sie wurde 1997 offiziell wieder belebt. Weitere Informationen finden sich in Schildmanns drei Büchern über seine Gänge auf dem Olavsweg (Pilgern auf dem Olavsweg, Auf dem Olavsweg durch Schweden und Unterwegs auf dem Østerdalsleden) und die Homepage www.olavsweg.eu.

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