Warum Hildegard und Rolf Dütschke so lange auf die kirchliche Trauung warten mussten

Endlich vor den Traualtar – nach 40 Jahren Ehe

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Hildegard und Rolf Dütschke sind seit 40 Jahren zivil verheiratet. Nun, mit 82 Jahren, können sie endlich auch vor den Traualtar treten. Warum hat das so lange gedauert?

Es war die sprichwörtliche Liebe auf den ersten Blick: Schmunzelnd erzählt das Ehepaar Rolf und Hildegard Dütschke vom ersten Abend der Kur, als sich der Witwer aus Münster und die damals seit zwei Jahren geschiedene Pfälzerin trafen und ab dann nicht mehr aus den Augen verloren. Dass sie nach inzwischen 40 Jahren ziviler Ehe am 6. Mai in der Clemenskirche in Münster endlich vor den Traualtar treten und ihre Lebensgemeinschaft auch offiziell unter Gottes Segen stellen können, freut das in Münster-Albachten lebende Paar.

Rolf Dütschke ist ja bereits so lange Witwer, wie er seine Hildegard kennt. Nun macht der Tod von Hildegards geschiedenem ersten Ehemann eine kirchliche Heirat der beiden möglich.

Barocke Hochzeitskirche

Auch nach 40 Ehejahren bedeutet es den beiden viel: "Ich habe auf diesen Tag gewartet", verdeutlicht Hildegard Dütschke, die sich für das Ereignis kein anderes münstersches Gotteshaus vorstellen konnte als die barocke Clemenskirche in der Innenstadt: "Ich komme doch aus Süddeutschland, da muss es einfach barock und üppig sein."

Dass vorher allerdings ein wahrer Papier-Dschungel zu durchqueren sein würde, ehe alle Dokumente beisammen waren, das war für die beiden Eheleute schon überraschend. Gut, dass sie alles per Smartphone, Computer und mit energischen Telefonaten selber regeln konnten. Auch Hildegards Töchter Beatrix und Carmen haben das Hochzeitspaar beim Organisieren unterstützt und etwa die Hochzeitskerze und die Einladungskarten bestellt.

Rosen und "der unauffällige Schwarze"

Weniger schwierig war es, Pastor Thomas Frings für die Trauung zu gewinnen: Aus seinen Jahren als Pfarrer in Albachten kennt er die Familie Dütschke noch gut und freute sich über die Anfrage, ob er das "Rubinhochzeits-Paar" vermählen könne.

Auch die Frage nach der Garderobe hat das Paar pragmatisch gelöst: Das schmucke türkisfarbene Spitzenkleid mit passendem Mantel hatte Hildegard Dütschke erst kürzlich für einen anderen festlichen Anlass gekauft. Ihr Ehemann wird "den unauffälligen Schwarzen" tragen, wie er verschmitzt sagt. Auch der Brautstrauß ist bestellt: "Rolf und ich mögen Rosen", waren sich die beiden rasch einig über orangefarbene mit ein paar dunkelroten dazwischen.

"Großer Gott, wir loben Dich" als Schlusslied

Ein wenig Romantik gehört für das Paar zum Leben dazu - eine Urlaubsreise führte sie über die Romantische Straße. Auch die Situation, als in einer alten Kirche in der Türkei plötzlich viele deutsche Besucher gemeinsam einige Lieder anstimmten, macht beiden immer noch ein wenig Gänsehaut.

Die wird sicher auch am 6. Mai aufkommen, wenn das vom Ehepaar gewünschte "Großer Gott, wir loben Dich" in der Clemenskirche als Schlusslied erklingt und die nach vielen Jahren endlich auch kirchlich getrauten Eheleute im Kreis von Familie, Freunden und Nachbarn diesen Tag als "ihren ganz besonderen" dankbar feiern.

Trauspruch aus der Praxis

"Einer trage des anderen Last", diesen Trauspruch haben die beiden 82-Jährigen sehr bewusst für den großen Tag gewählt - sie haben das Wort in vier gemeinsamen Jahrzehnten mit Leben gefüllt. Durch eigene Krankheit, Pflege der Schwiegermutter, durch gemeinsame Sorge um die beiden Töchter aus der ersten Ehe von Hildegard Dütschke und nicht zuletzt durch die Alltagsmühen haben sich die beiden liebevoll getragen.

Beide waren berufstätig, wobei Rolf Dütschke gut 20 Jahre lang als Kiepenkerl ehrenamtlich Besucher im Freilichtmuseum Mühlenhof mit seinem Humor erfreute. Dass ihm schon damals, bei der ersten Begegnung mit seiner zukünftigen Frau, auch deren herzliches Lachen aufgefallen war, daran erinnert er sich gern.

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