„Auch für Psychologen, Mediziner und Sozialarbeiter“

Experte Zollner fordert Pflichtfach Kinderschutz im Lehramtsstudium

  • Den Schutz von Minderjährigen in Ausbildungsplänen zu verankern, fordert der Kinderschutzexperte Pater Hans Zollner.
  • Dies sei bisher weder im Lehramtsstudium noch in der Psychologie, der Medizin oder der Sozialarbeit der Fall.
  • Zollner äußert sich auch zur Missbrauchs-Aufarbeitung der Protestanten und zum Umgang mit beschuldigten Bischöfen.

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Den Schutz von Minderjährigen in Ausbildungsplänen zu verankern, fordert Pater Hans Zollner, einer der gefragtesten katholischen Kinderschutzexperten. „Dringend notwendig ist, dass für alle Ausbildungs- und Studiengänge, in denen es um die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen geht, das Pflichtfach Kinderschutz eingeführt wird“, sagte Zollner der „taz“.

Dies sei bisher weder im Lehramtsstudium noch in der Psychologie, der Medizin oder der Sozialarbeit der Fall: „Ich finde das unglaublich.“

Verwundert über Umgang mit beschuldigten Bischöfen

Zollner zeigt sich zudem verwundert über den Umgang mit Bischöfen in Deutschland, denen Fehler bei der Aufarbeitung sexualisierter Gewalt vorgeworfen werden. Das gelte nicht nur in Bezug auf die Erzbischöfe Rainer Maria Woelki (Köln), Reinhard Marx (München) und Stefan Heße (Hamburg), die weiterhin im Amt sind, „sondern auch auf andere“.

Bei den Genannten sei „das Niveau der rechtlichen Anschuldigungen sehr unterschiedlich“. Vor allem sei „nicht klar, welche Kriterien angewendet werden, warum in einem Fall jemand entlassen wird und in einem anderen nicht“.

Kritik an Aufarbeitung der evangelischen Kirche

Der Jesuit sagte, er hoffe, dass Menschen differenzieren könnten und nicht alle Priester und Ordensleute über einen Kamm scheren. „In der Präventionsarbeit – nicht in der Aufarbeitung – hat die katholische Kirche, auch in Deutschland, sehr viel gemacht. Erzwungenermaßen.“ Auf dem Feld der Vorbeugung würden manchmal staatliche Stellen und Nichtregierungsorganisationen die Kirche um Rat fragen.

Die Aufarbeitung in der evangelischen Kirche bemängelte Zollner: Die Protestanten seien „nicht nur etwas hintendran, sondern fast 15 Jahre“. Sie hätten sich „hinter den Katholiken versteckt und bauen jetzt hohe Hürden auf, weil es bald auch an die Aufarbeitung und an Entschädigungszahlungen von Opfern in ihren Reihen geht“.

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