Kirchenrechtler Georg Bier bewertet die Einigung

Freiburg: Gänswein ohne feste Aufgabe – was die Vereinbarung bedeutet

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Georg Gänswein tritt keine feste Stelle in der Seelsorge seines Heimat-Erzbistums Freiburg an, wird aber Firmungen übernehmen und Gottesdienste im Münster feiern. Der Freiburger Kirchenrechtler Georg Bier erläutert die Vereinbarung zwischen Erzbischof Gänswein und dem Freiburger Erzbischof Stephan Burger.

Herr Professor Bier, wie ist die Mitteilung zu verstehen, der frühere Papstsekretär Georg Gänswein übernehme keine feste Aufgabe im Erzbistum Freiburg?

Laut Kirchenrecht ist Gänswein ein Bischof ohne Amt und Aufgabe in der Diözese, in der er jetzt wohnt. Er ist ein Bischof, der sich in einem fremdem Gebiet aufhält. Denn seit seiner Bischofsweihe in Rom und seiner damit verbundenen Ernennung zum Titularerzbischof ist Gänswein nicht mehr Priester der Erzdiözese Freiburg. Somit ist der Erzbischof von Freiburg ihm gegenüber auch nicht weisungsberechtigt.

Also konnte Erzbischof Stephan Burger Gänswein zu nichts verpflichten?

Nein, aber die beiden Erzbischöfe konnten frei miteinander vereinbaren, ob und in welchem Umfang sich Erzbischof Gänswein von Erzbischof Burger für Aufgaben in seinem Heimatbistum in Dienst nehmen lässt, beziehungsweise ob und in welchem Umfang der Erzbischof von Freiburg dem Titularerzbischof von Urbs Salvia Aufgaben überträgt.

Überrascht Sie die nun gefundene unverbindliche Absprache?

Nicht wirklich. Ich hätte auf eine solche Vereinbarung gewettet. Beide Bischöfe verpflichten sich zu nichts, versichern sich aber ihrer gegenseitigen Bereitschaft, im Einzelfall und bei Bedarf auszuhelfen, beziehungsweise um Aushilfe nachzusuchen. Dass der im Priesterseminar, in unmittelbarer Nachbarschaft zur Kathedrale wohnende Ehrendomherr Gänswein regelmäßig Gottesdienst im Freiburger Münster feiern wird, ist so selbstverständlich, dass es eigentlich gar nicht der Rede wert ist.

Enden nun die Spekulationen über Gänsweins Zukunft?

Es mag sein, dass sich im Zuge der - für mich unbegreiflichen - Aufregung um die Rückkehr Gänsweins manche weiterhin ihre eigene Deutung zurechtlegen werden: Die einen werden tuscheln, der Erzbischof von Freiburg habe Erzbischof Gänswein keine Aufgaben geben wollen, zum Beispiel weil er dessen Konkurrenz fürchte. Die anderen werden raunen, Erzbischof Gänswein sei nicht bereit gewesen, die angebotenen Aufgaben zu übernehmen.

Und da ist nichts dran?

Nein! Das bekanntgewordene Ergebnis lässt solche oder ähnliche Rückschlüsse nicht im mindesten zu. Wahrscheinlich haben sich die beiden Erzbischöfe einfach eine Weile gut und wertschätzend unterhalten, bevor sie einvernehmlich zu dem aus meiner Sicht nächstliegenden Ergebnis gekommen sind.

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