Ex-Sekretär von Papst Benedikt XVI. soll Vatikan ab 1. Juli verlassen

Papst: Erzbischof Gänswein muss ohne Amt in die Heimat zurückkehren

  • Erzbischof Georg Gänswein muss den Vatikan ab dem 1. Juli verlassen.
  • Er soll zunächst in sein Heimat-Erzbistum Freiburg zurückkehren - ohne wichtiges Amt.
  • Die Entscheidung von Papst Franziskus gab der Vatikan soeben bekannt.

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Erzbischof Georg Gänswein (66) hat keine Aufgabe mehr im Vatikan. Sein Amt als Präfekt des Päpstlichen Hauses, das er offiziell seit Dezember 2012 innehatte, habe Gänswein am 28. Februar dieses Jahres beendet. Das teilte das vatikanische Presseamt am Donnerstag mit.

Der Papst habe Gänswein angewiesen, ab dem 1. Juli vorläufig in seine Heimatdiözese zurückzukehren. Da der langjährige päpstliche Privatsekretär weiterhin Priester der Erzdiözese Freiburg ist, bleibt dieses Bistum im Südwesten Deutschlands für seine Versorgung zuständig.

Gespräche mit Freiburg laufen

Zur beruflichen Zukunft oder zu Aufgaben Gänsweins in Deutschland machten der Vatikan und das Erzbistum Freiburg keine Angaben. Unklar ist bislang, wie eine Zusammenarbeit mit der Kirche vor Ort aussehen kann.

Entsprechende Gespräche mit dem Freiburger Erzbischof Stephan Burger laufen. Das Erzbistum Freiburg bestätigte auf Anfrage nur, dass Gänswein in der ersten Juliwoche seinen Wohnsitz in Freiburg nehmen wird.

"Ich bin der, über den entschieden wird"

Der Erzbischof hat in den vergangenen Wochen sein Erinnerungsbuch mit dem Titel "Nichts als die Wahrheit" in mehreren Lesungen im deutschsprachigen Raum vorgestellt, etwa am 16. Mai in Wiesbaden. Auf Fragen nach seiner beruflichen Zukunft antwortete er: "Ich bin nicht der, der entscheidet. Ich bin der, über den entschieden wird." Er mache dem Papst lediglich Vorschläge.

Gänswein arbeitete viele Jahre für den aus Deutschland stammenden Benedikt - vor, während und nach dem Pontifikat. Seit 2013 diente er gleichzeitig Papst Franziskus als Haus-Präfekt. 2020 beurlaubte Franziskus Gänswein von diesem Amt, damit er sich ganz dem emeritierten Kirchenoberhaupt widmen könne.

In "Nichts als die Wahrheit" schrieb Gänswein, er sei damals "schockiert und sprachlos" über die Entscheidung gewesen. Das Buch sorgte international für Schlagzeilen und Diskussionen, weil es unter anderem Details über inhaltliche Konfliktlinien zwischen dem amtierenden und dem vorigen Papst enthält.

Gänsweins Freiburger Wurzeln

Gänswein stammt aus dem kleinen Ort Riedern am Wald im Landkreis Waldshut. Er studierte in Freiburg und Rom Theologie und wurde 1984 zum Priester geweiht. Der damalige Freiburger Erzbischof Oskar Saier schickte den jungen Theologen für eine kirchenrechtliche Promotion nach München, die Gänswein 1993 mit der Bestnote abschloss.

Zurück in Freiburg arbeitete er für einige Monate als persönlicher Referent des Erzbischofs und ging dann nach Rom, wo er in verschiedenen Vatikanbehörden tätig war. 2003 wurde Gänswein Privatsekretär von Joseph Ratzinger, der am 31. Dezember 2022 starb.

UPDATE 15.06.2023, 13:00 - Weitere Informationen zu Gesprächen mit Erzbistum Freiburg

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