Das Motto „Respekt. Tut gut. In Haltern am See.“

Gegen Fremdenhass und Antisemitismus - Halterns Christen starten Initiative

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Die katholischen und evangelischen Gemeinden in Haltern am See wollen kontinuierliche Zeichen der Solidarität setzen. So sollen Spaltungen der Gesellschaft überwunden werden.

Zunehmender Antisemitismus, gestiegene Fremdenfeindlichkeit und ein anwachsender Hass gegen andere – diese Phänomene beobachten in Haltern am See im Kreis Recklinghausen die katholischen Pfarrei St. Sixtus, die evangelische Kirchengemeinde und die Neuapostolische Gemeinde. Gemeinsam haben sie die Initiative „Respekt. Tut gut. In Haltern am See.“ gegründet, um das gesellschaftliche Miteinander zu fördern.

„Nicht nur Menschen anderer Kulturen, Hautfarbe oder sexueller Identität, sondern auch Polizei, Feuerwehr, Sanitäter und Schiedsrichter bei Sportveranstaltungen berichten immer wieder von mangelndem Respekt. Beschimpfungen und Gewaltandrohungen sind ein Alltagsphänomen. Aggressivität und Gewalt nehmen zu. Wir müssen uns diesen Herausforderungen stellen“, sagt David Schütz vom Pfarreirat St. Sixtus.

Haltern gegen Fremdenhass und Antisemitismus

Anlass der bereits bestehenden ökumenischen Arbeitsgruppe im Haltern, die Initiative auf den Weg zu bringen, war die Veranstaltung anlässlich des Gedenkens an die Reichspogromnacht am 9. November. „Alljährlich erinnern viele Halterner mit einer Kundgebung an die Schrecken der Pogromnacht von 1938. Die Kundgebung setzt ein Zeichen gegen jegliche Art von Fremdenhass und Antisemitismus. Es beschämt uns, dass Menschen wieder Angst um ihr Leben haben“, sagt Schütz. Notwendig seien kontinuierliche Zeichen der Solidarität.

Verloren gegangen seien Wertschätzung und Achtung gegenüber einer Person oder Gruppe, meint auch Wolfram Heidenreich von der evangelischen Gemeinde. Notwendig sei, anderen Menschen gegenüber mehr Respekt zu zeigen: „Respekt beinhaltet die Fähigkeit, Meinungsverschiedenheiten zuzulassen und mit Anstand zu kommunizieren.“ Das schließe Hass grundsätzlich aus.

Kulturelle Vielfalt in Haltern

Der langjährige Kommunikationsberater Heidenreich war es auch, der das Motto mit ausgab und dafür ein eigenes Logo entwickelte. „Respekt ist ein wichtiger Bestandteil zwischenmenschlicher Beziehungen und trägt zur Schaffung eines harmonischen und respektvollen Umfelds bei. Dabei helfe ich gern mit“, sagt Heidenreich. Das Motto verbinde auch das Anliegen der Stadt, die mit vielen Aktionen unter der Bezeichnung „Haltern am See tut gut!“ an die Öffentlichkeit tritt.

Der Pfarrer von St. Sixtus, Michael Ostholthoff, sieht die Christen gefordert, sich für Demokratie und kulturelle Vielfalt einzusetzen: „Die Kirchen stehen in der Verantwortung, für ein gesellschaftliches Miteinander zu sorgen. Sie sind keine fromme Parallelwelt, sondern sie stehen mitten in der Welt.“ Die Kirchen müssten Präventionsarbeit für den inneren Zusammenhalt der Gesellschaft und für ein soziales Miteinander aller Konfessionen, Glaubensrichtungen und Hautfarben leisten, meint Ostholthoff.

Anerkennung für den Asylkreis Haltern

Wie Heidenreich sagt, sei Haltern am See im Vergleich zu manchen Großstädten vielleicht noch eine „Insel der Seligen“, doch auch in der mittelgroßen Stadt hätten sich Vorurteile und Misstrauen gegenüber „Anderen“ und „Fremden“ breit gemacht: „Toleranz und Respekt sind nicht selbstverständlich. Sie müssen immer wieder erarbeitet werden.“

Wie Schütz sagt, sei die Arbeit des örtlichen Asylkreises, in dem sich rund 300 Frauen und Männer freiwillig engagierten, nicht hoch genug einzuschätzen. Das Netzwerk von verschiedenen Institutionen, insbesondere des Caritasverbands Ostvest, der örtlichen Kirchen und des Sozialamtes der Stadt, arbeite bei der Unterstützung von geflüchteten Menschen zusammen. „Die Mitglieder des Asylkreises bringen ihre Kompetenzen ganz nach ihren Möglichkeiten ein“, sagt Schütz.

Mitmachen beim Christopher-Street-Day

Der Asylkreis ist für Menschen da, die ihre Heimat aufgrund von Krieg, religiöser oder politischer Verfolgung, Diskriminierung oder sonstiger Not verlassen mussten. Über den Namen „Asylkreis“ hinaus richten sich die Angebote an alle Menschen, deren Flucht sie nach Haltern am See führte.

Nach Worten von Ostholthoff sind über das Jahr verteilt mehrere Aktivitäten geplant, etwa rund um das Thema „Respekt. Tut gut. Haltern am See“ gestaltete Gottesdienste, Autorenlesungen, Konzerte, die ökumenischer Glaubenswoche im September und der zweite Christopher-Street-Day am 17. August.

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