Kampf um Geld aus hochriskanten Darlehen in den USA

In Finanzskandal holt sich Bistum Eichstätt 39 Millionen Dollar zurück

  • Im Finanzskandal des Bistums Eichstätt gibt es in den USA eine außergerichtliche Einigung.
  • Läuft der Vergleich wie geplant, zahlt ein Projektentwickler bis Sommer 2023 rund 18 Millionen Euro an die Kirche zurück.
  • Zusammen mit bereits geleisteten Zahlungen rechne man damit, 39 Millionen der rund 60 Millionen US-Dollar aus den hochriskanten Darlehen zurückzuholen.

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Im Finanzskandal des Bistums Eichstätt gibt es in den USA eine außergerichtliche Einigung: Läuft der Vergleich wie geplant, zahlt ein Projektentwickler bis Sommer 2023 rund 18 Millionen Euro an die Kirche zurück, teilt das Bistum mit. Zusammen mit bereits geleisteten Zahlungen sowie Rückflüssen anderer Projektentwickler rechne man damit, 39 Millionen der rund 60 Millionen US-Dollar aus den hochriskanten Darlehen zurückzuholen.

Die Kosten für Anwälte, Sachverständige und Gutachter beziffert die Diözese mit einem mittleren einstelligen Millionenbetrag. Der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke spricht von einem "Meilenstein in unserem hartnäckigen Vorgehen, das Geschehen aufzuarbeiten". Das Bistum habe enormen Schaden erlitten, aber auch langen Atem bewiesen. Es sei den Teams aus Anwälten und Beratern gelungen, dass sie "viel von dem verloren geglaubten Geld zurückerkämpfen konnten".

Geld geht ans Bistum und an dessen Rentenkasse

Im Zug einer Transparenzoffensive stießen externe Wirtschaftsprüfer darauf, dass der frühere stellvertretende Finanzdirektor zusammen mit Projektentwicklern und einem Mittelsmann rund 60 Millionen US-Dollar in meist ungesicherte Darlehen in den USA investiert hatte, hieß es. Diese gingen an Projektgesellschaften in der Immobilien-Entwicklung in Texas und Florida.

Der nun erreichte Vergleich habe ein Volumen von 26 Millionen US-Dollar; darunter seien bereits geleistete Rückzahlungen von 8,2 Millionen US-Dollar. Bis Ende des ersten Quartals sollen weitere 8,4 Millionen US-Dollar an die Diözese und die Emeritenanstalt gehen, also eine Art Rentenkasse für Priester.

Kontensperrungen in den USA

Außerdem erwarte man aus Immobilienverkäufen des Projektentwicklers weitere zehn Millionen Dollar. Dabei seien Verkaufsfristen, ein Mindestverkaufswert der Immobilien, Zustimmungserfordernisse des Bistums sowie zur Absicherung auch eigene Vollstreckungsmöglichkeiten vereinbart worden.

Vorausgegangen war laut Bistum eine 2019 initiierte Schadensersatzklage beim Bezirksgericht Dallas gegen den US-Projektentwickler und 23 seiner Projektgesellschaften. Nach Insolvenzanträgen habe die Diözese hier ebenso ihre Rechte wahren müssen wie bei geplanten Verkäufen von Immobilien. Dies habe zu umfassenden Kontensperrungen und Verkaufsverboten geführt.

Anklagen in München erhoben

Die Anwälte der Münchner Kanzlei Westpfahl-Spilker-Wastl sprechen davon, dies habe die Vergleichsbereitschaft gefördert. "Ohne den Vergleich hätte die Diözese auch mit einem erfolgreichen Prozess wegen der ungesicherten Darlehen im schlimmsten Fall leer ausgehen können", sagt Anwalt Philippe Litzka. Hanke hatte den Finanzskandal Anfang 2018 selbst öffentlich gemacht, nachdem er bereits 2017 Anzeige erstattet hatte.

Die Staatsanwaltschaft München II hat mittlerweile Anklage erhoben gegen den früheren stellvertretenden Finanzdirektor des Bistums, den Mittelsmann und eine weitere Person, unter anderem wegen Untreue und Bestechlichkeit. Der Anwalt des früheren Mitarbeiters der Diözese bestreitet die Vorwürfe. Das Landgericht hat über eine Zulassung noch nicht entschieden. Außerdem versucht das Bistum in einem Zivilverfahren sowie außergerichtlich, Schadensersatzansprüche gegen frühere Verantwortliche und Beteiligte geltend zu machen.

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