Vortrag in der Reihe „Domgedanken“

Ischinger im Dom in Münster: Gefährlichste Phase seit Kaltem Krieg

Der Vorsitzende der Münchener Sicherheitskonferenz, Wolfgang Ischinger, sieht die Welt „in der sicherheitspolitisch gefährlichsten Phase seit Ende des Kalten Krieges“. Diese Sicht begründete er in einem Vortrag im Dom in Münster.

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Der Vorsitzende der Münchener Sicherheitskonferenz, Wolfgang Ischinger, sieht die Welt „in der sicherheitspolitisch gefährlichsten Phase seit Ende des Kalten Krieges“. „Um uns herum herrschen Chaos, Konflikte, Dauer-Kriege wie in der Ostukraine und in Syrien sowie fundamentalistischer Terrorismus“, sagte er am Mittwochabend im St.-Paulus-Dom in Münster. Zugleich rief der Sicherheitsexperte dazu auf, sich stärker für Europa zu engagieren.

Bei einem Vortrag in der Reihe „Domgedanken“ hob der frühere Staatssekretär im Auswärtigen Amt hervor, die europäische Integration sei ein „unersetzbares Friedensprojekt“ und insbesondere für Deutschland eine strategische Notwendigkeit. „Dass wir heute in Harmonie mit all unseren Nachbarn leben, ist kein kleines Verdienst der Europäischen Union“, erklärte Ischinger. Die EU sei die zentrale Bedingung dafür, dass die Nachbarn heute Deutschlands Existenz nicht als bedrohlich, sondern als Gewinn empfänden.

 

Nationale Alleingänge „katastrophale Belastung“

 

Trotzdem sei es nicht ausgeschlossen, dass Europa in nationale Alleingänge zurückfalle, so Ischinger. „Aber das wäre eine katastrophale Belastung für Deutschland.“ Der Nationalstaat könne Sicherheit und Wohlstand nicht garantieren; eine „nationale Nostalgie“ sei fehl am Platz.

Deutschland dürfe seine Führungsverantwortung aber nicht so interpretieren, dass es anderen Staaten diktiere, welchen Weg sie zu nehmen hätten. „Unser Land muss sich stattdessen als Antreiber einer stärkeren EU verstehen“, forderte Ischinger.

 

Europäische Initiative für Syrien gefordert

 

Er rief die EU auf, „den Kopf höher zu tragen“ und etwa Initiative im Syrien-Krieg zu ergreifen. Auch brauche Europa beispielsweise im Hinblick auf die Sicherung der Außengrenzen Konstruktionen, die stärker krisenresistent seien.

Mit Blick auf die Energiepolitik meinte Ischinger, die EU-Länder sprächen bei diesem Thema nicht mit einer Zunge; sie hätten sich deshalb mehrfach untereinander ausspielen lassen. „Um besser entscheiden zu können, müssen wir in der EU das Prinzip der Einstimmigkeit aufgeben“, forderte Ischinger, der für seinen Vortrag starken Beifall erhielt.

 

Wolfgang Huber spricht kommenden Mittwoch

 

Die Reihe „Domgedanken“ steht in diesem Jahr unter dem Motto „Gefährdete Welt – Einsichten und Auswege“. Sie wird am Mittwoch, 6. September, um 18.30 Uhr mit einer Rede des früheren Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland, Bischof Wolfgang Huber, fortgesetzt. Er spricht zum Thema „Kampf der Kulturen? Religionen – Brandstifter und Feuerwehr“.

Die Vorträge werden auch live bei „kirche-und-leben.de“ übertragen. Wenige Minuten vor Beginn erscheint ein violetter Balken auf der Startseite, der zur Übertragung führt.