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Ein Katholikentag ist im Mai 2022 in Stuttgart geplant. Aber vieles bleibt noch unklar. Denn niemand kann vorhersagen, wie sich die Corona-Pandemie entwickelt.
Stell’ dir vor, in Stuttgart wird ein Katholikentag geplant – und keiner weiß, ob er überhaupt stattfindet. So lässt sich vereinfacht zusammenfassen, was in der baden-württembergischen Landeshauptstadt geschieht. Weil niemand seriös sagen kann, wie in fünf Monaten die Pandemie-Lage sein wird, bleibt vieles unklar.
Geplant ist der 102. Katholikentag vom 25. bis 29. Mai. Das Grundgerüst entspricht dem traditionellen Muster dieser Treffen, zu denen im Normalfall Zehntausende aus ganz Deutschland anreisen: Am Mittwochabend soll es nach der Eröffnung einen bunten Abend in der Innenstadt geben. Am Donnerstag, dem Feiertag Christi Himmelfahrt, beginnt nach den vormittäglichen Gottesdiensten die inhaltliche Arbeit. Diskussionen und Foren, bei denen es um alles zwischen Abrüstung und Zen-Meditation geht. Die Veranstaltungen enden am Samstagnachmittag, bevor der Katholikentag mit einem großen Straßenfest am Abend und dem Schlussgottesdienst am Sonntag endet.
Katholikentag 2022: Vieles findet draußen statt
Vieles ist draußen vorgesehen, auf „Katholikentags-Inseln“ genannten Plätzen der Innenstadt – und scheint deshalb Corona-konform. Bundesweit bekannte Großveranstaltungsorte wie die Hanns-Martin-Schleyer-Halle, die Porsche-Arena und die Stuttgarter Messe werden nicht bespielt, stattdessen kommen mittelgroße wie die Liederhalle, das Haus der Wirtschaft und der evangelische Hospitalhof zum Zuge – allesamt im Stadtkern. Für die zentralen Open-Air-Veranstaltungen ist der Schlossplatz vorgesehen.
Der gastgebende Rottenburg-Stuttgarter Bischof Gebhard Fürst geht davon aus, dass der Katholikentag im Unterschied zum digitalen Ökumenischen Kirchentag (ÖKT) 2021 in Frankfurt analog stattfindet. „Ich bin immer noch sehr zuversichtlich, dass der Katholikentag als ein großes Fest der Begegnung nach der Corona-Pandemie stattfinden kann. Allerdings werden wir in den kommenden Wochen die Entwicklung der Lage genau beobachten und dann auch in der Katholikentagsleitung über notwendige Anpassungen des Veranstaltungsformats entscheiden.“ Organisatorisch und finanziell fehlen Personal und Mittel, um ein Netz mit doppeltem Boden zu spannen. Das heißt im Umkehrschluss: Im Falle einer Corona geschuldeten Absage wäre alle Arbeit vergebens gewesen.
Privatquartiere für Besucher des Katholikentags?
Zu den Corona-Tücken gehört die Frage, ob sich genügend Gastgeber für Privatquartiere finden. Sie gehören zum Standardrepertoire der Katholikentage. Dabei bieten Menschen vor Ort Katholikentagsbesuchern kostenfrei eine Unterkunft in den eigenen vier Wänden an – im Prinzip eine sympathische Idee. Aber wer will unter Covid-19-Bedingungen mehr als ein Vierteljahr im Voraus verbindlich zusagen, unbekannte Gäste zu beherbergen? Aber wie sollen sonst Zehntausende untergebracht werden?
Inhaltlich soll es nach Fürsts Worten vor allem um den Klimawandel, die Digitalisierung sowie um soziale Fragen wie Wohnungsbau und gesellschaftlichen Zusammenhalt gehen. Zwar sollen auch die Kernthemen des katholischen Reformprojekts Synodaler Weg auf den Tisch kommen – Sexualmoral, priesterliche Lebensform, Macht und Gewaltenteilung sowie die Rolle von Frauen – aber Fürst will nicht, dass der Katholikentag „zur öffentlichen Großveranstaltung des Synodalen Weges mutiert“. Denn: „Der Katholikentag ist mehr.“
Gesprächspartner und Gäste bleiben offene Punkte
Offen ist, wer genau bei den Podien und Foren sprechen soll. Das hängt damit zusammen, dass das hochkarätige politische Personal erst nach der Regierungsbildung Anfang Dezember angefragt werden konnte. Hinzu kommt – auch hier heißt das Stichwort Corona -, dass unklar ist, ob und aus welchen Ländern Gäste nach Deutschland einreisen dürfen. Der württembergischen Diözese sind ihre „sehr lebendigen Kontakte zu vielen Bistümern“ weltweit wichtig. Ob sich dieses Interesse aber in eine physische Präsenz der Partner umsetzen lässt, bleibt abzuwarten.
Sicher ist dagegen die Bereitschaft der beiden Kirchen, ihre gut funktionierende Zusammenarbeit zu präsentieren. Fürst und sein evangelisches Pendant, Landesbischof Frank Otfried July, gelten als eingefahrenes ökumenisches Tandem. Gemeinsame Auftritte sind eine häufig gepflegte Normalität. Ökumene macht Sinn in einer Stadt, die wie keine zweite deutsche Metropole von ihrer Geschichte her protestantisch geprägt ist.
Katholikentag als eine Hoffnung
Wie aber knapp 150 Tage vor dem Beginn des Katholikentages mit dem Unbill und den Fährnissen umgehen, die vor allem der Pandemie geschuldet sind? Was heißt das alles für die rund 1.500 geplanten Veranstaltungen? Die Antwort bleibt unbestimmt. Fürst sagt es so: „Nach der großen Corona-Depression brauchen wir ein Treffen, bei dem wir wieder alle miteinander aufatmen können.“ Oder noch einfacher: „Der Katholikentag ist eine reale Hoffnung.“