„Mit christlicher Haltung nicht vereinbar“

Katholische Schützenbrüder: Lassen uns von der AfD nicht unterwandern

Anzeige

Die Historischen Deutschen Schützenbruderschaften haben schon vor längerer Zeit beschlossen, dass AfD-Mitglieder bei ihnen nicht mitmachen dürfen – und diesen Beschluss jetzt erneuert. Das hat einen konkreten Hintergrund.

Schon lange vor der jüngsten Stellungnahme der Deutschen Bischofskonferenz vom Februar hat der Bund der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften (BHDS) erklärt, dass Mitglieder der AfD nicht gleichzeitig einer christlichen Schützenbruderschaft angehören dürfen. Seit 2021 gilt diese Regelung für die AfD und ihre Gliederungen und ihre Jugendorganisation und andere rechtsradikale – und übrigens auch analog für linksextreme Gruppen.

Jetzt hat der Verband, ein Zusammenschluss von 1.300 Bruderschaften und Vereinen in Westdeutschland, in Langenfeld diesen Unvereinbarkeitsbeschluss bestätigt. Die Bischofskonferenz hatte am 23. Februar unter anderem gesagt, wer rechtsextreme Parolen verbreite, insbesondere Rassismus und Antisemitismus, könne in der Kirche weder haupt- noch ehrenamtlich mitarbeiten.

AfD-Positionen mit christlicher Haltung nicht vereinbar

BHDS-Bundesschützenmeister Emil Vogt erklärte im Gespräch mit Kirche+Leben, dass die Abgrenzung seines Verbandes zur AfD nicht von Ungefähr komme. Im Zusammenhang mit der Diskussion um eine Verschärfung des Waffenrechts 2020 habe es erstmals Versuche der Partei gegeben, sich wegen der gemeinsamen Ablehnung dieses Vorhabens bei den Schützen anzubiedern. Das habe man aber zurückgewiesen. 

Seither wehre der BHDS weiter jegliche Vereinnahmungsversuche der AfD ab, deren Ziel es offensichtlich sei, Traditionsvereine zu unterwandern. Vogt hat dazu eine klare Haltung: „Eine Politik, die Fremdenfeindlichkeit schürt, von Angst gegen Überfremdung lebt, einseitig nationale Interessen betont, ein nationalistisches Kulturverständnis pflegt und Grundfreiheiten infrage stellt, ist mit einer christlichen Haltung nicht vereinbar.“

Vogt: „Demonstrationen alleine reichen nicht“

Der Heimatbegriff der Schützenbruderschaften umfasse, dass man sich vor Ort für Gutes engagiere. Zum Einwand, genau damit versuchten auch rechte Gruppen Profil zu gewinnen, sagte Vogt, im Unterschied zu diesen Gruppen sei aber bei den Schützengruppen jeder und jede willkommen. Die Schützenbruderschaften seien weltoffen und tolerant.

Vogt lobte im Gespräch mit Kirche+Leben zudem, „dass es in unserem Land viele wache und mutige Menschen gibt, die bereit und in der Lage sind, sich der aufziehenden Gefahr der Rechtsextremen entgegenzustellen“. Indes: „Demonstrationen alleine reichen nicht.“ Widerstand gegen Rechtsextremismus brauche mutiges Auftreten auch im Alltag. So richtet der Bundesschützenmeister die Forderung an die Schützen, eindeutig Stellung zu beziehen, „ob am Tresen, an der Werkbank, an der Supermarktkasse: Da, wo die hasserfüllten Parolen fallen, müssen wir widersprechen.“ Vogt: „Wo einige Menschen unter dem Deckmantel der Heimatverbundenheit Grenzen abschotten wollen und Fremdenhass schüren, zeigen wir, was Heimat wirklich bedeutet.“

Schützen „wollen überzeugen und nicht ausschließen“

Vor dem Beitritt in eine Bruderschaft würden Aufnahmegespräche geführt, „die die Ziele der Bruderschaft verdeutlichen, und nach denen sich der Bewerber dafür entscheiden kann, ob er diese Ziele mitträgt und Mitglied werden möchte“. Zwar sei es durchaus weiterhin nicht unüblich, dass die erste Anbahnung in der Kneipe am Tresen stattfinde, aber die Gespräche seien wichtig, zumal man grundsätzlich auch offen sei für Menschen anderen Glaubens und solche, die sich von der christlichen Kirche entfernt hätten. 

Da gehe es darum, zu sehen, ob die Bewerber dennoch die Grundüberzeugungen des Verbandes teilten. „Wir wollen mit unseren Wertevorstellungen überzeugen und nicht ausschließen.“ AfD-Positionen hätten aber im Verband keinen Platz.

Anzeige