Bistum Münster veröffentlicht Studie zu Priester Alfons F.

Klever Missbrauchsfall weitet sich aus: Mindestens 25 Betroffene an Schule

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Mindestens 25 Kinder und Jugendliche sind Betroffene von Missbrauch durch den gestorbenen Klever Priester und Lehrer Alfons F. Das sind die neuesten Erkenntnisse des Bistums Münster, nachdem sich zahlreiche weitere Betroffene gemeldet haben.

Nachdem das Bistum Münster im Mai 2023 Missbrauchsvorwürfe gegen den 1991 verstorbenen Priester Alfons F. veröffentlicht hatte, meldeten sich zahlreiche weitere Betroffene und Hinweisgeber bei der Interventionsstelle des Bistums. Aufgrund der Fülle der neuen Meldungen ist ein bereits bestehendes Dossier zu den Missbrauchsvorwürfen aktualisiert und nun vom Bistum veröffentlicht worden, wie die Bischöfliche Pressestelle mitteilt. Erstellt wurde das Dossier von dem Historiker Bernhard Frings, der auch an der Missbrauchsstudie für das Bistum Münster mitwirkte.

Ende 2022 hatte sich ein Betroffener beim Bistum gemeldet, nachdem er sich in der Pfarrei St. Mariä Himmelfahrt Kleve die Studie ausgeliehen hatte. In der Studie fand der Betroffene keinen Hinweis auf diesen Priester. Er wandte sich daraufhin an Propst Johannes Mecking, der umgehend den Kontakt zum Interventionsbeauftragten des Bistums Münster vermittelte. Darüber hinaus hatte sich 2021 ein weiterer Betroffener beim Interventionsbeauftragten gemeldet. In dem Dossier werde deutlich, dass der Fall des ehemaligen Direktors des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums in Kleve zwar in die Aufarbeitungsstudie Eingang gefunden habe, allerdings ohne Nennung des Namens, heißt es in der Mitteilung weiter.

Pfarrer F. in Kleve: Mindestens 25 Missbrauchsopfer

Alle Kontaktdaten sind auf der Internetseite des Bistums zum sexuellen Missbrauch zu finden – dort ist auch das Dossier abrufbar.

Nach Veröffentlichung des Falls in den Medien habe es bis zum September – dieser Datenlage entspricht das Dossier – elf weitere Meldungen von Betroffenen und sogenannten Wissensträgern mit konkreten Vorwürfen gegeben. 

Nach Auswertung der Vorwürfe fasse das Dossier zusammen, dass F. zwischen ca. 1960 und den frühen 1980er Jahren weitgehend während gemeinsamer Urlaube, in seinem Klever Haus, in einem Pfarrhaus und in seinen Schulbüros Missbrauch an mindestens 25 Kindern und Jugendlichen im Alter von 10 bis 16 Jahren beging, wobei Doppelzählungen nicht auszuschließen seien. Von den 25 Kindern seien fünf Mädchen gewesen. Die mutmaßlichen Taten reichten laut Akten von grenzverletzendem Verhalten, über Nacktfotos bis zur Manipulation der Genitalien und riefen bei mehreren Betroffenen teils schwere psychische Beeinträchtigungen vor.

Lettmann erhielt erste Hinweise auf Missbrauch

Das Dossier umfasst 18 Seiten und decke auf, dass es zwar Hinweise und Gerüchte um F. gab, es allerdings keine oder zumindest keine eindeutigen Hinweise auf missbräuchliches Verhalten des Priesters, der bis 1986 offiziell Geistlicher der Erzdiözese Paderborn war, in den Personalakten der Schulbehörden oder des Bistums Münster gab. 

Offenbar verhinderten lange Zeit die Position als Priester und Schuldirektor und vermutlich Scham, eine Anzeige bei der Polizei zu erstatten oder das Bistum zu informieren. Einen konkreten Hinweis erhielt der damalige Bischof Reinhard Lettmann Ende der 1980er Jahre durch den Brief eines Betroffenen. Über die Reaktionen darauf gibt es, auch das wird im Dossier dargestellt, unterschiedliche Ansichten. Der Priester, der zu diesem Zeitpunkt bereits erkrankt war, wurde jedenfalls entpflichtet, durfte aber in Kleve wohnen bleiben. Eine Entschuldigung gegenüber dem Betroffenen blieb aus. Bereits 2010 hatte die Missbrauchskommission des Bistums nach Meldungen durch drei Betroffene recherchiert, damals erfolgte jedoch keine Veröffentlichung.

Aufruf an Betroffene von Priester F.

F. war von 1970 bis 1980 als Studiendirektor am Freiherr-vom-Stein-Gymnasium in Kleve tätig. Der beschuldigte Priester war seit 1971 auch als Seelsorger in Reichswalde eingesetzt und war von 1980 bis 1988 Pfarrverwalter in Keeken und Bimmen. Weitere Betroffene oder andere Menschen, die Angaben machen möchten, können sich direkt an die Interventionsstelle oder an die Ansprechpersonen bei Fällen sexuellen Missbrauch wenden. 

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