Markus Nolte zum Motto des Katholikentags 2018

Kommentar: „Suche Frieden“ bloß nicht platt treten!

„Schön aufpassen, dass aus dem Motto kein Friede-Freude-Eierkuchen wird!“, warnt Markus Nolte, stellvertretender Chefredakteur von Kirche+Leben, in seinem Kommentar.

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„Suche Frieden“: Aus nur zwei Wörtern besteht das Leitwort für den Katholikentag 2018 in Münster. Die Entscheidung, die das Zentralkomitee der deutschen Katholiken am Dienstag (13.09.2016) bekannt gegeben hat, ist keine Überraschung in der Stadt, in der 370 Jahre zuvor der Westfälische Frieden Europa prägte. Markus Nolte, stellvertretender Chefredakteur von kirchensite.de, warnt vielmehr in seinem Kommentar: Schön aufpassen, dass aus dem Motto kein Friede-Freude-Eierkuchen wird!

Nicht, dass die Welt darauf gewartet hätte. Das Motto eines Katholikentags mag aus Organisatoren-Sicht wichtig sein. Weil sich daran die Besetzung der großen Podien orientiert. Weil die Bibelarbeiten zum Tagesbeginn darauf ausgerichtet werden. Aber den meisten Teilnehmern wird das Leitwort so richtig wichtig nicht sein. Sie zählen eher auf die spirituellen und kulturellen Angebote. Auf das Erlebnis. Was dann oben drüber steht - Nebensache.

Der gesellschafts- und kirchenpolitische Dampf der Katholikentage ist ohnehin raus. Politiker ziehen nicht mehr sonderlich, nicht mal wenn sie aus den Spitzen von Regierungen und Parteien kommen. Das hat Leipzig in diesem Jahr deutlich gezeigt. Umso erstaunlicher, dass sich Zentralkomitee und Bistum für ein ziemlich politisches Leitwort entschieden haben.

 

Sicherheitshalber auf Sicherheit setzen?

 

Und doch ist das Motto „Suche Frieden“ für den Katholikentag 2018 in Münster genau richtig. Auch wenn keiner weiß, wie die Welt in zwei Jahren aussehen wird: Das Friedens-Thema spricht 2016 zweifellos eine der größten Sehnsüchte an - und das wird 2018 kaum anders sein. Aber die politische Landschaft wird sich verändert haben. Wie wird Deutschland in zwei Jahren aussehen, wenn schon heute Politiker nicht nur der AfD eher auf „Sicherheit“ denn auf „Frieden“ pochen?

Wenn sie sich engstirnig Ängste zunutze machen, statt weitsichtig und entschlossen an einer guten Zukunft zu arbeiten - für die Menschen in diesem Land, auf diesem Kontinent, in dieser Welt? Wenn sie eher Wahlerfolgen denn dem Frieden hinterherjagen, wie es Psalm 34 doch fordert, aus dem das neue Katholikentags-Motto stammt?

 

Annonce und Aufforderung

 

Mit Blick auf 400 Jahre nach Ausbruch des Dreißigjährigen Kriegs und 370 Jahre nach dem Westfälischen Frieden ist es gut, wenn schon jetzt aus Münster ein mahnendes Signal ausgeht: Begnügt euch nicht mit Sicherheit. Arbeitet an einer guten Zukunft für alle! Da ist in der Tat das neue Leitwort sowohl Annonce als auch Aufforderung: Suche Frieden! Sehnsucht und Auftrag in einem knappen Satz. Das ist schon genial.

Allerdings wird es darauf ankommen, wie es gelingt, dieses politisch wie christlich anspruchsvollen Zwei-Wort-Fanal nicht zur Drei-Wort-Beliebigkeit von Friede-Freude-Eierkuchen platt zu treten. Andernfalls verlören Katholikentag, Zentralkomitee, katholische Kirche in Deutschland noch mehr an Bedeutung in diesem Land. Also: Bis Münster 2018 weiter und so konkret wie möglich Toleranz, Streitkultur und mutige Selbstreflexion einüben – in der Kirche und so ausstrahlend in Gesellschaft und Politik.

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